Zur Epoche der Aufklärung zählen etwa die Jahre von 1720 bis 1785. Für die deutsche Aufklärung definiert Immanuel Kant den Begriff indem er schreibt: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. ... Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" Die Zeit wo Adel und Kirche die gesellschaftliche Entwicklung bestimmten war vorbei und die Fortschritte in Wissenschaft als auch in der Kultur ermöglichten es dem Bürgertum zur tragenden Schicht zu werden.
Das Liebesgedicht spielt in der Zeit der Aufklärung nur eine untergeordnete Rolle und nur wenige Dichter, wie etwa J.C.Günther schufen Bleibendes. Friedrich v. Hagedorn führte in die deutsche Lyrik den Rokoko-Stil ein der schnell eine Modeerscheinung wurde und die sich an dem griechischen Dichter Anakreon orientierte. Die sogenannten Anakreoniker haben für die deutsche Liebeslyrik keinen wesentlichen Beitrag geleistet und die Motive ihrer Werke kann man unter dem Motto Wein, Weib und Gesang zusammenfassen.
Johann Christian Günther ist ein Dichter der zwischen der Epoche des Barocks und der der Aufklärung steht dessen Dichtung aber zukunftsweisend ist. Schon Goethe wusste den Dichter zu schätzen und in "Dichtung und Wahrheit" schreibt er: ",Er besaß alles, was dazu gehört, im Leben ein zweites Leben durch Poesie hervorzubringen, und zwar in dem gemeinen wirklichen Leben. " Günther war ein Herumgetriebener dem es nicht gelang sich eine bürgerliche Existenz aufzubauen und der hoffnungslos mit seinem Vater zerstritten war. In der Liebe glücklos zerrann ihm sein Leben wie Goethe schreibt.
Christians Gedichte beziehen sich inhaltlich oft auf sein eigenes Leben, sind Erlebtes und Erfahrenes, und in ihrer Subjektivität etwas neues in der deutschen Lyrik. Die Distanz der Barockdichter zum Gegenstand ihres Dichtens wird von Günther überwunden und persönliche Gefühle und Erfahrungen werden zum Mittelpunkt seines Schaffens.
Die Liebeslyrik Günthers hat mit den schwulstigen und mit Metaphern überladenden Gedichten der Barockzeit nichts mehr gemein sondern seine Gedichte sind liedhaft und natürlich, fast an das Volkslied erinnernd. Sein Gedicht "Abschiedsaria" , ist voll von persönlichen Empfindungen und machen seinen Abschiedsschmerz von der Geliebten für den Leser nachvollziehbar. Nicht mehr der Auftrag eines Fürsten oder kirchlichen Würdenträgers ist der Anlass für die Entstehung eines Gedichtes, sondern der Dichter verarbeitet unmittelbar Erlebtes und läßt den Leser an seiner seelischen Verfassung teilhaben. Die Liebesgedichte von Günther sind voller Sprachkraft und die Darstellung seiner seelischen Nöte sind poetisch so überzeugend beschrieben, das der Leser, sie als wahrhaftig erkennt. Die auch von Günther benutzten Metaphern haben nicht mehr die Kälte der des Barocks, sind nicht gekünstelt, sondern fügen sich natürlich gewachsen in die Gedichte ein. Viele Liebesgedichte Günthers sind von bleibenden Wert und die kommende Dichtergeneration hatte Günther viel zu verdanken. Die besten seiner Liebesgedichte erinnern in ihrer sprachlichen Kraft und in ihrer seelischen Intensität an Goethe der sich der geistigen Verwandschaft mit Günther durchaus bewußt war.
Leseprobe:
Abschiedsaria
An Leonoren
Klopstocks Verständnis von der Liebe unterscheidet sich grundlegend von der Auffassung der Anakreoniker die in ihrer Lyrik die Beziehung zwischen den Geschlechtern als einen leichtfertigen erotischen Zeitvertreib betrachteten. Klopstocks Liebesoden sind antifeudal und entsprechen ihrem Verständnis nach der neuen bürgerlichen Auffassung von den Beziehungen zwischen Mann und Frau. Bei Klopstock wird die Liebe zu einem wesentlichen Teil des menschlichen Lebens und ist das tiefste Gefühl zu dem Menschen fähig sind. Die Liebe zu einer Frau (Meta Moller) veranlassen Klopstock zu einer Reihe von acht Oden die formal eine neue Darstellung des Liebesthemas bedeuten. Aus dieser Sammlung ragt insbesondere das Gedicht "Das Rosenband" hervor. Die fast wörtliche Wiederholung des 4. Verses (Ich sah sie an, mein Leben hing) im 10.Vers (Sie sah mich an, ihr Leben hing) sind so überzeugend das die tiefe Liebe des Paares zueinander völlig glaubhaft erscheint. Mit nur wenigen Worten gelingt es Klopstock die innige Beziehung zwischen Mann und Frau in einer so hohen künstlerischen Qualität darzustellen. Das hat kein Dichter vor ihm so vermocht und Klopstocks Lyrik ragt weit aus der oft seichten und oberflächlichen Liebeslyrik seiner Zeit heraus.
Das Motiv der Ode ist nicht neu und wurde von den Anakreontikern in der ein oder anderen Weise genutzt um ihren erotischen Spielereien unters Volk zu bringen. Ein schlafendes, gefesseltes Mädchen reichen völlig aus um bei gewissen Menschen Assoziationen zu wecken die man im besten Fall als erotisch, im entgegengesetzten Fall als schlüpfrig bezeichnen müßte. Ganz anders bei Klopstock der das alte Thema dazu nutzt, um die Empfindungen der Liebe darzustellen.
Leseprobe:
Das Rosenband
Zusammenfassung: Die Zeit der Aufklärung ist relativ arm an Liebeslyrik und nur sehr wenigen Dichtern gelingt es Bleibendes und Lesenswertes zu schaffen. Johann Christian Günther schafft es in seiner Liebeslyrik den unpersönlichen und distanzierten Stil der Barockkünstler zu überwinden und in seinen Liebesgedichten stellt er Persönliches und Erlebtes in den Vordergrund. Da seine Gedichte oft Bezug auf sein eigenes Leben nehmen ist der Leser in die seelischen Nöte und Empfindungen des Dichters eingeweiht. Klopstock geht noch einen Schritt weiter. Für ihn die Beziehung zwischen den Geschlechtern ein wesentlicher Bestandteil Lebens. Das überaus große Talent des Künstlers ermöglicht es ihm Liebesgedichte zu schaffen die in ihrer Innigkeit, in ihrem Gefühlsreichtum und in ihrer Glaubhaftigkeit bis dahin von keinem anderen deutschen Dichter erreicht wurden.
Literaturepochen
Quellenverzeichnis:
Rudolf Haller: Geschichte der deutschen Lyrik vom Ausgang des Mittelalters bis zu Goethes Tod- Francke Verlag Bern und München 1967
Hauptwerke der deutschen Literatur Band 1: Kindler München 1994 ISBN 3-463-40261-0
Aufklärung- Erläuterungen zur deutschen Literatur-Volk und Wissen 1971
Aufklärung- Erläuterungen zur deutschen Literatur-Volk und Wissen 1971
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