F. Klopstock gilt heute als ein Wegbereiter des Klassizismus und schon in Jugendjahren stellte er hohe Ansprüche an die Literatur und an sich selber indem er forderte, das sich die Dichtung den "großen Gegenständen" zu widmen hätte. Die leichtfertige und oft seichte Lyrik der Anakreoniker aus der Rokkozeit erteilte Klopstock eine entschiedende Absage.
Friedrich Gottlieb Klopstock wurde am 02.07.1724 in Quedlinburg geboren und starb am 14.03.1803 in Hamburg. Mit 15 Jahren besuchte er die Fürstenschule in Schulpforte wo er eine humanistisch geprägte Ausbildung erhielt. Ab 1745 studierte er Theologie in Jena wo er vorerst die ersten 3 Gesänge des "Messias" in Prosa schrieb. In seiner Leipziger Zeit entschied er sich für ein antikes Versmaß und verfasste den "Messias" in Hexameter. (Hexameter erstmalig in der deutschen Sprache) Hier schrieb Klopstock Oden die damals enthusiastisch aufgenommen wurden. Das erscheinen des "Messias" hatte eine ganze Messiasliteratur zur Folge. Nach Jahren in Quedlinburg, Braunschweig und in Halberstadt reiste er nach Kopenhagen wo er bis 1771 verweilte. Später zog er nach Hamburg und war zwischenzeitlich einige Jahren in Karlsruhe tätig. Er verstarb im Alter von 78 Jahren in Hamburg.
F.G.Klopstock |
Mit Klopstock beginnt eine neue Epoche in der deutschen Literatur die in ihrer Wirkung und umwälzender Tiefe mit der Dichtungsreform von Martin Opitz vergleichbar ist. Klopstock hält an Alten, schon in der Antike Bewährten fest, ist aber in der Lage völlig neue Impulse zur Weiterentwicklung der deutschen Lyrik zu setzen. Zurecht wird er als ein Wegbereiter des Klassizismus in Deutschland bezeichnet auch wenn er in den letzten Jahren seines Lebens nicht mehr in der Lage war der neuen Dichtergeneration zu folgen. Klopstocks Auffassung über den Beruf des Dichters, dessen Handeln und Wirken, unterscheidet sich grundlegend von den Ansichten seiner Vorgänger. Er sieht den Dichter als Seher, Erzieher und Künder der aktiv in die gesellschaftlichen Vorgänge seiner Zeit eingreift.
Ein Anliegen Klopstocks war es die deutsche Dichtung als zentrales Thema in das Bewußtsein der erstarkenden bürgerlichen Gesellschaft zu tragen und so emanzipierend, im Sinne der Durchsetzung der Interessen des Bürgertums, wirken zu können. Für Klopstock hatte der nationale Gedanke einen stets hohen Stellenwert besessen und das Vaterland ist neben seinem christlichen Glauben ein zentrales Thema in seinem Werk. Vielleicht kann man Klopstock als den ersten Lyriker bezeichnen der in seinem Werk und in seinem Wirken den nationalen Gedanken einen so breiten Raum gegeben hat. Waren bisher christliche und weltliche Lyrik streng voneinander getrennt, so findet man sowohl in weltlicher, wie religiöser Dichtung Klopstocks Begriffe wie Vaterland, Lebensfreude, Liebe oder Freiheit vor und Klopstock versucht beide Themenbereiche zu vereinen bzw. sieht keinen Widerspruch darin, verschiedenste Thematiken sowohl weltlicher als religiöser Natur miteinander zu verbinden oder zu mindestens gleichwertig nebeneinander zu behandeln. Die religiöse Dichtung Klopstocks ist frei von belehrenden Elementen und moralisierendes oder dogmatisches Gedankengut hat darin keinen Platz. Klopstock will den christlichen Menschen mit Hilfe der Kunst ansprechen und damit das religiöse Empfinden und somit den Glauben stärken.
Diese neuartigen Herangehensweisen und Auffassungen über die Wirkung und Bedeutung von Literatur führte dazu, das Klopstock sowohl inhaltlich wie auch formal, eine völlig andere Lyrik hervorbrachte. Wenn auch die Religion zeitlebens der Mittelpunkt der Dichtung Klopstocks bleibt, so ist ihr humanistischer Ursprung nicht zu bestreiten denn sie folgt ethischen Grundsätzen und ist im wahrsten Sinne des Wortes menschlich.
Der Messias |
In der Mitte seiner Schaffensperiode macht Klopstock eine "Erfindung" die für die deutsche Literatur eine immense Bedeutung erlangt hat indem er den freien Rhythmus in die Lyrik einführt. Nicht mehr an althergebrachte Regeln gebunden, wird die Sprache "befreit" und es gelingt dem Dichter völlig neue Wirkungen auf den Leser zu erzielen. Neu auch die Bewältigung inhaltlicher Thematiken. Nicht mehr Dinge, Sachen oder Gedankenvorgänge bestimmen die Handlung sondern das erlebende und handelnde ICH rückt in den Mittelpunkt der Dichtung. Ist da der Vergleich mit Goethe legitim? Denkt man an die Lyrik Goethes so lassen sich bestimmte Parallelen nicht verleugnen. Goethe schuf einen großen Teil seiner Lyrik aus unmittelbar Erlebten und das eigene ICH bildet den zentralen Kern des Inhalts seiner Poesie, was insbesondere seine Liebeslyrik, auch heute noch anziehend und reizvoll erscheinen läßt.( Es schlug "MEIN" Herz....., "ICH"denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer.....,So hab "ICH" wirklich dich verloren?......usw. usw.) Allerdings, und das unterscheidet beide Dichter, ist in Goethes Lyrik das Subjektive weit präsenter als bei Klopstock der noch oft ins Allgemeine abgleitet.
Neben der religiösen und vaterländischen Lyrik sind Liebe und Freundschaft weitere Themenkreise die das Oeuvre Klopstocks ausmachen. Die Liebeslyrik Klopstocks ist weitgehend frei von Koketterie und erotischen Phantasien wie noch im Barock oder Rokoko oft dargestellt sondern der Dichter beschreibt Empfindungen und Seelenzustände die aus dem eigenen Erleben geschildert werden. Die Freundschaft wird in den Oden Klopsstocks als Gemeinschaft gleichdenkender Personen gefeiert die gemeinsame Interessen und Ziele verfolgen. Die oberflächliche spielerische Themenbehandlung der Anakreontik wird durch Klopstock überwunden.
Die etwa letzten 3 Jahrzehnte seines Lebens findet Klopstock keinen Anschluß mehr an die Dichter der neuen Generation und deren Werk. Klopstock, den man in der Literatur oft einen Frühvollendeten nennt wird von der Entwicklung überrannt und ist zu Lebzeiten bereits überholt. Es ist sein Schicksal das die junge Dichtergeneration seine Neuerungen übernimmt aber so schnell weiter entwickelt das Klopstock nicht mehr zu folgen vermag. Sein Alterswerk zeigt ein gewisses erstarren in Form und Inhalt und ein festhalten an bereits überholte Regeln. Goethe erkennt Klopstock als Begründer einer neuen Epoche und in "Dichtung und Wahrheit" schreibt er: "Nun sollte aber die Zeit kommen, wo das Dichtergenie sich selbst gewahr würde, sich seine eignen Verhältnisse selbst schüfe und den Grund zu einer unabhängigen Würde zu legen verstünde. Alles traf in Klopstock zusammen, um eine solche Epoche zu begründen. Er war, von der sinnlichen wie von der sittlichen Seite betrachtet, ein reiner Jüngling. Ernst und gründlich erzogen, legt er von Jugend an einen großen Wert auf sich selbst und auf alles, was er tut, und indem er die Schritte seines Lebens bedächtig vorausmißt, wendet er sich, im Vorgefühl der ganzen Kraft seines Innern, gegen den höchsten denkbaren Segenstand."
Quellenverzeichnis
Dirk von Petersdorff: Geschichte der deutschen Lyrik-Verlag C.H.Beck München 2008 ISBN 9783406536342
Rudolf Haller: Geschichte der deutschen Lyrik von Ausgang des Mittelalters bis zu Goethes Tod-Francke Verlag Bern und München 1967
Aufklärung- Erläuterungen zur deutschen Literatur-Volk und Wissen 1971
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