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2019-02-04

Gedichte von Karl Knortz: Der Sohn der Sorge (8)





Der Sohn der Sorge

Die Sorge saß am Uferstrand
Als aus dem Himmel sie verbannt,
Und formte da zum Zeitvertreib
Aus Erde einen Menschenleib.

Zeus kam und fragt': „Was machst du hier?“
„Besieh mein thönern Kunstwerk dir,
Und wenn du willst mir gnädig sein,
So hauch dem Menschen Leben ein!“

„Es soll geschehen, doch“, er sprach,
„Ist er mein Eigenthum hernach..“
„Das geht nicht an,“ die Sorge schrie,
„Von seiner Seite weich' ich nie!“

„Ich hab' aus Erde ihn gemacht!“
„Ich hab' zum Leben ihn gebracht!“
„Auch ich,“ rief nun die Erde mild,
„Hab' Anspruch auf dies Menschenbild.

Aus meinem Stoffe stammet er,
Drum zankt nicht lange hin und her!“
„Saturn der Einz' ge ist“, sprach Zeus,
„Der hier mit Rath zu helfen weiß.“

Saturn rief: „Wie verkehrt ihr sprecht,
Ein Jeder hat auf ihn ein Recht;
Zeus gab ihm's Leben: er erwirbt
Die Seele, wenn der Körper stirbt.

Sein Leichnam, Erde, dir gehört,
Und hier ist's, Sorge, nicht verwehrt,
Ihn zu begleiten Nacht und Tag,

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