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2019-06-09

Gedichte von Albert Knapp: Vergangenheit (28)





Vergangenheit

O wenig bleibt von einem Leben nur!
Gewalt'ges Anschau'n thürmender Natur,
Ein Wandel durch des Wonnefrühlings Glück,-
Geruch der Veilchen,-liebliche Musik,-
Und herrliche Gefühle, die sich bald
Verschwistert mit den Wipfeln in dem Wald,
Bald mit dem Strome fortgebrauset fern,
Dann aufgestiegen zu dem Morgenstern,-
Und Worte sanfter, abendlicher Luft,
Einsame Seufzer andachtvoller Brust,-
Der Blick in's Freundesaug', der stille Gruß
In tausendfältig lieblichstem Genuss:-
Es geht vorbei!-Die stumme Winde rankt,
Die halberschloss'ne Blumenknospe schwankt
Auf deinem Hügel einst' der Geist sogar,
Wenn er zur Rede nicht gebildet war,
Wenn er auf hohem Sitze nicht gethront,
Wenn er in starken Gliedern nicht gewohnt,-
Er fliehet mit dem Rosenduft vorbei,
Und Niemand weiß, dass er gewesen sey.-
O was ist hingefloh' n, du Himmelszelt,
Seit du dich wölbest über dieser Welt!
O Erde, die du viel geseh' n, gehört,
Und Viel vergessen, Viel in Staub verkehrt,
Du bist kein Buch, das gold'ne Blätter hat!
Dort in den Büchern einer bessern Stadt,
Steht von der Menschen Leben!-Fahre hin,
O Herz, mit Andern, die vorüberflieh'n!
Wenn nur am letzten, endlosen Tag
Dein Leben blühend sich verjüngen mag;
Wenn du nur selig aus dem Grab dich hebst,
Aeonen vorwärts und zurücke lebst!….

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