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2019-06-29

Gedichte von Maria Janitschek : Die Thörichte (10)




Die Thörichte

Die nackte Armut gebar sie,
der Herr aber legte
ein Büschel purpurner Rosen
zwischen ihre hüpfenden Brüste.

Sie trank Meth
aus irdenen Pokalen.
Milde Hände
hielten ihn liebreich an ihre Lippen;
aber der Trank
mundete ihr nicht.

Es träumte ihr,
dass sie einst aus goldnen Kelchen getrunken,
die junge Fürsten
ihr kniend gereicht.

Er mundete ihr nicht,
der Trank.
In ihrer Armut Blöße,
nur gehüllt in den schimmernden Schleier
der Schönheit,
kehrte sie zu Gott
zurück.

Und sie warf mit stolzer Geberde
das Büschel purpurner Rosen
vor den Herrn.
„Ich wusste nichts zu beginnen mit ihnen.“

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