Gedichte von Jakob C. Heer: Im Sonnenrot (8)

Im Sonnenrot

Als Knabe staunt' ich oft ins Sonnenrot,

Wenn es der Heimat Scheidegruss entbot,

In mildem Glanz vom ersten Sterngespann

Der Friedensschein zur müden Erde rann.

In stiller Kinderseele ward es licht:

Mich grüßte sinnend Gottes Angesicht!

Als Jüngling staunt ich oft ins Sonnenrot,

Im Herzen war das erste Glück erloht.

Traumlächelnd wallte durch den goldnen Schild

Im Strahlenkranz ein reines Mädchenbild,

Es neigte sich zum Gruß und winkte mir:

Die junge Liebe ging durchs Sternrevier!

Als Mann noch staunt' ich oft ins Sonnenrot,

Aufatmend aus des Tages Pflichtgebot.

Hab' ich mein Werk zu gutem Ziel gebracht?

In dunklen Gründen wartet schon die Nacht.

Ein Schemen wandelt durch das Sonnenrot —

Ich kenne dich! Du winkst: du bist — der Tod!

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