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2019-08-06

Gedichte von Friedrich von Heyden: Knabenträume (17)




Knabenträume

Wo grünst du, Flur, auf der einst meine Hütte
Bey Silberquellen steht?
Im Kranz von Rosenbüschen, in der Mitte,
Von Birkengrün umweht.

Keimt Blumen ihr schon in dem holden Thale,
Das einst mein Tempel wird?
Mein künft'ger Baum, sucht schon beim Mittagsstrahle
Dein Schattendach der Hirt?

Und wo weilt Sie jetzt, die mir Feld und Wiese,
Des Haines grüne Pracht,
Das Hüttendach der einst zum Paradiese,
Mich dort zum Gotte macht?

Schweift sie wohl noch mit jubelnden Gespielen
Durch Au'n in Kinderlust?
Wie? - bebt vielleicht in ahnenden Gefühlen
Ihr schon die zarte Brust?

Reiht sie wohl Blumen schon zum vollen Kranze,
Fragt: - "wem?" - mit tiefem Sinn?
Und giebt sie wehmuthsvoll dem Wogentanze
Des Silberbaches hin.

O süßer Traum! - da doch die Nacht schon dunkelt,
Doch Schlaf mich bald umhüllt,
So zeige mir, von allem Reiz umfunkelt,
Der einst Geliebten Bild.

Setz' sie zu mir in Duft der Blüthenschatten,
Vom leichten West gekühlt,
Wo murmelnd ihr der Quell der grünen Matten
Die zarten Füße spühlt.

Führ' mich, - o Traum! - an ihre warmen Lippen
Wo Pästums Rose sprießt,
Rings rausch' der Hain, den, nebst bemoosten Klippen,
Der Mond mit Licht umgießt.

Zwar, - weiß ich wohl, du werdest bald entfliehen;
Doch sey's. - Wenn Engel mich
Einst in den Zauberkreis der Holden ziehen,
Dann halt' und bind' ich dich.

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