> Gedichte und Zitate für alle: Johann Wolfgang von Goethe: Iphigenie auf Tauris- 3. Akt 1. Szene

2019-08-10

Johann Wolfgang von Goethe: Iphigenie auf Tauris- 3. Akt 1. Szene

             
           

                                 
Dritter Akt
                                   
Erste Szene


                                    Iphigenie. Orest.


IPHIGENIE.
   Unglücklicher, ich löse deine Bande
   Zum Zeichen eines schmerzlichern Geschicks.
   Die Freiheit, die das Heiligtum gewährt,
   Ist, wie der letzte lichte Lebensblick
   Des schwer Erkrankten, Todesbote. Noch
   Kann ich es mir und darf es mir nicht sagen,
   Daß ihr verloren seid ! Wie könnt' ich euch
   Mit mörderischer Hand dem Tode weihen?
   Und niemand, wer es sei, darf euer Haupt,
   Solang' ich Priesterin Dianens bin,
   Berühren. Doch verweigr' ich jene Pflicht,
   Wie sie der aufgebrachte König fordert,
   So wählt er eine meiner Jungfraun mir
   Zur Folgerin, und ich vermag alsdann
   Mit heißem Wunsch allein euch beizustehn.
   O werter Landsmann! Selbst der letzte Knecht,
   Der an den Herd der Vatergötter streifte,
   Ist uns in fremdem Lande hoch willkommen:
   Wie soll ich euch genug mit Freud' und Segen
   Empfangen, die ihr mir das Bild der Helden,
   Die ich von Eltern her verehren lernte,
   Entgegen bringet und das innre Herz
   Mit neuer, schöner Hoffnung schmeichelnd labet!

OREST.
   Verbirgst du deinen Namen, deine Herkunft
   Mit klugem Vorsatz? oder darf ich wissen,
   Wer mir, gleich einer Himmlischen, begegnet?

IPHIGENIE.
   Du sollst mich kennen. Jetzo sag' mir an,
   Was ich nur halb von deinem Bruder hörte,
   Das Ende derer, die, von Troja kehrend,
   Ein hartes unerwartetes Geschick
   Auf ihrer Wohnung Schwelle stumm empfing.
   Zwar ward ich jung an diesen Strand geführt;
   Doch wohl erinnr' ich mich des scheuen Blicks,
   Den ich mit Staunen und mit Bangigkeit
   Auf jene Helden warf. Sie zogen aus,
   Als hätte der Olymp sich aufgetan
   Und die Gestalten der erlauchten Vorwelt
   Zum Schrecken Ilions herabgesendet,
   Und Agamemnon war vor allen herrlich!
   O sage mir! er fiel, sein Haus betretend,
   Durch seiner Frauen und Ägisthens Tücke?

OREST.
   Du sagst's!

IPHIGENIE.
   Weh dir, unseliges Mycen!
   So haben Tantals Enkel Fluch auf Fluch
   Mit vollen wilden Händen ausgesät!
   Und, gleich dem Unkraut, wüste Häupter schüttelnd
   Und tausendfält'gen Samen um sich streuend,
   Den Kindeskindern nahverwandte Mörder
   Zur ew'gen Wechselwut erzeugt! Enthülle,
   Was von der Rede deines Bruders schnell
   Die Finsternis des Schreckens mir verdeckte.
   Wie ist des großen Stammes letzter Sohn,
   Das holde Kind, bestimmt, des Vaters Rächer
   Dereinst zu sein, wie ist Orest dem Tage
   Des Bluts entgangen? Hat ein gleich Geschick
   Mit des Avernus Netzen ihn umschlungen?
   Ist er gerettet? Lebt er? Lebt Elektra?

OREST.
   Sie leben.

IPHIGENIE.
   Goldne Sonne, leihe mir
   Die schönsten Strahlen, lege sie zum Dank
   Vor Jovis Thron! denn ich bin arm und stumm.

OREST.
   Bist du gastfreundlich diesem Königshause,
   Bist du mit nähern Banden ihm verbunden,
   Wie deine schöne Freude mir verrät,
   So bändige dein Herz und halt es fest!
   Denn unerträglich muß dem Fröhlichen
   Ein jäher Rückfall in die Schmerzen sein.
   Du weißt nur, merk' ich, Agamemnons Tod.

IPHIGENIE.
   Hab' ich an dieser Nachricht nicht genug?

OREST.
   Du hast des Greuels Hälfte nur erfahren.

IPHIGENIE.
   Was fürcht' ich noch? Orest, Elektra leben.

OREST.
   Und fürchtest du für Klytämnestren nichts?

IPHIGENIE.
   Sie rettet weder Hoffnung, weder Furcht.

OREST.
   Auch schied sie aus dem Land der Hoffnung ab.

IPHIGENIE.
   Vergoß sie reuig wütend selbst ihr Blut?

OREST.
   Nein, doch ihr eigen Blut gab ihr den Tod.

IPHIGENIE.
   Sprich deutlicher, daß ich nicht länger sinne.
   Die Ungewißheit schlägt mir tausendfältig
   Die dunkeln Schwingen um das bange Haupt.

OREST.
   So haben mich die Götter ausersehn
   Zum Boten einer Tat, die ich so gern
   Ins klanglos-dumpfe Höhlenreich der Nacht
   Verbergen möchte? Wider meinen Willen
   Zwingt mich dein holder Mund; allein er darf
   Auch etwas Schmerzlichs fordern und erhält's.
   Am Tage, da der Vater fiel, verbarg
   Elektra rettend ihren Bruder: Strophius,
   Des Vaters Schwäher, nahm ihn willig auf,
   Erzog ihn neben seinem eignen Sohne,
   Der, Pylades genannt, die schönsten Bande
   Der Freundschaft um den Angekommnen knüpfte.
   Und wie sie wuchsen, wuchs in ihrer Seele
   Die brennende Begier, des Königs Tod
   Zu rächen. Unversehen, fremdgekleidet,
   Erreichen sie Mycen, als brächten sie
   Die Trauernachricht von Orestens Tode
   Mit seiner Asche. Wohl empfänget sie
   Die Königin; sie treten in das Haus.
   Elektren gibt Orest sich zu erkennen;
   Sie bläst der Rache Feuer in ihm auf,
   Das vor der Mutter heil'ger Gegenwart
   In sich zurückgebrannt war. Stille führt
   Sie ihn zum Orte, wo sein Vater fiel,
   Wo eine alte leichte Spur des frech
   Vergoßnen Blutes oftgewaschnen Boden
   Mit blassen ahndungsvollen Streifen färbte.
   Mit ihrer Feuerzunge schilderte
   Sie jeden Umstand der verruchten Tat,
   Ihr knechtisch elend durchgebrachtes Leben,
   Den Übermut der glücklichen Verräter
   Und die Gefahren, die nun der Geschwister
   Von einer stiefgewordnen Mutter warteten.
   Hier drang sie jenen alten Dolch ihm auf,
   Der schon in Tantals Hause grimmig wütete,
   Und Klytämnestra fiel durch Sohnes Hand.

IPHIGENIE.
   Unsterbliche, die ihr den reinen Tag
   Auf immer neuen Wolken selig lebet,
   Habt ihr nur darum mich so manches Jahr
   Von Menschen abgesondert, mich so nah
   Bei euch gehalten, mir die kindliche
   Beschäftigung, des heil'gen Feuers Glut
   Zu nähren aufgetragen, meine Seele
   Der Flamme gleich in ew'ger frommer Klarheit
   Zu euern Wohnungen hinaufgezogen,
   Daß ich nur meines Hauses Greuel später
   Und tiefer fühlen sollte? Sage mir
   Vom Unglücksel'gen! Sprich mir von Orest!

OREST.
   O könnte man von seinem Tode sprechen!
   Wie gärend stieg aus der Erschlagnen Blut
   Der Mutter Geist
   Und ruft der Nacht uralten Töchtern zu:
   ›Laßt nicht den Muttermörder entfliehn!
   Verfolgt den Verbrecher! Euch ist er geweiht!‹
   Sie horchen auf, es schaut ihr hohler Blick
   Mit der Begier des Adlers um sich her.
   Sie rühren sich in ihren schwarzen Höhlen,
   Und aus den Winkeln schleichen ihre Gefährten,
   Der Zweifel und die Reue, leis herbei.
   Vor ihnen steigt ein Dampf vom Acheron;
   In seinen Wolkenkreisen wälzet sich
   Die ewige Betrachtung des Geschehnen
   Verwirrend um des Schuld'gen Haupt umher.
   Und sie, berechtigt zum Verderben, treten
   Der gottbesäten Erde schönen Boden,
   Von dem ein alter Fluch sie längst verbannte.
   Den Flüchtigen verfolgt ihr schneller Fuß:
   Sie geben nur, um neu zu schrecken, Rast.

IPHIGENIE.
   Unseliger, du bist in gleichem Fall
   Und fühlst, was er, der arme Flüchtling, leidet!

OREST.
   Was sagst du mir? Was wähnst du gleichen Fall?

IPHIGENIE.
   Dich drückt ein Brudermord wie jenen; mir
   Vertraute dies dein jüngster Bruder schon.

OREST.
   Ich kann nicht leiden, daß du große Seele
   Mit einem falschen Wort betrogen werdest.
   Ein lügenhaft Gewebe knüpf' ein Fremder
   Dem Fremden, sinnreich und der List gewohnt,
   Zur Falle vor die Füße; zwischen uns
   Sei Wahrheit!
   Ich bin Orest! und dieses schuld'ge Haupt
   Senkt nach der Grube sich und sucht den Tod:
   In jeglicher Gestalt sei er willkommen!
   Wer du auch seist, so wünsch' ich Rettung dir's
   Und meinem Freunde; mir wünsch' ich sie nicht.
   Du scheinst hier wider Willen zu verweilen:
   Erfindet Rat zur Flucht und laßt mich hier.
   Es stürze mein entseelter Leib vom Fels,
   Es rauche bis zum Meer hinab mein Blut
   Und bringe Fluch dem Ufer der Barbaren!
   Geht ihr, daheim im schönen Griechenland
   Ein neues Leben freundlich anzufangen.

                                     
Er entfernt sich.

IPHIGENIE.
   So steigst du denn, Erfüllung, schönste Tochter
   Des größten Vaters, endlich zu mir nieder!
   Wie ungeheuer steht dein Bild vor mir!
   Kaum reicht mein Blick; dir an die Hände, die,
   Mit Frucht und Segenskränzen angefüllt,
   Die Schätze des Olympus niederbringen.
   Wie man den König an dem Übermaß
   Der Gaben kennt denn ihm muß wenig scheinen,
   Was Tausenden schon Reichtum ist –, so kennt
   Man euch, ihr Götter, an gesparten, lang'
   Und weise zubereiteten Geschenken.
   Denn ihr allein wißt, was uns frommen kann,
   Und schaut der Zukunft ausgedehntes Reich,
   Wenn jedes Abends Stern- und Nebelhülle
   Die Aussicht uns verdeckt. Gelassen hört
   Ihr unser Flehn, das um Beschleunigung
   Euch kindisch bittet; aber eure Hand
   Bricht unreif nie die goldnen Himmelsfrüchte,
   Und wehe dem, der, ungeduldig sie
   Ertrotzend, saure Speise sich zum Tod
   Genießt. O laßt das lang' erwartete
   Noch kaum gedachte Glück nicht, wie den Schatten
   Des abgeschiednen Freundes, eitel mir
   Und dreifach schmerzlicher vorübergehn!

OREST tritt wieder zu ihr.
   Rufst du die Götter an für dich und Pylades;
   So nenne meinen Namen nicht mit eurem.
   Du rettest den Verbrecher nicht, zu dem
   Du dich gesellst, und teilest Fluch und Not.

IPHIGENIE.
   Mein Schicksal ist an deines fest gebunden.

OREST.
   Mit nichten! Laß allein und unbegleitet
   Mich zu den Toten gehn. Verhülltest du
   In deinen Schleier selbst den Schuldigen:
   Du birgst ihn nicht vorm Blick der immer Wachen,
   Und deine Gegenwart, du Himmlische,
   Drängt sie nur seitwärts und verscheucht sie nicht.
   Sie dürfen mit den ehrnen frechen Füßen
   Des heil'gen Waldes Boden nicht betreten;
   Doch hör' ich aus der Ferne hier und da
   Ihr gräßliches Gelächter. Wölfe harren
   So um den Baum, auf den ein Reisender
   Sich rettete. Da draußen ruhen sie
   Gelagert; und verlass' ich diesen Hain,
   Dann steigen sie, die Schlangenhäupter schüttelnd,
   Von allen Seiten Staub erregend auf
   Und treiben ihre Beute vor sich her.

IPHIGENIE.
   Kannst du, Orest, ein freundlich Wort vernehmen?

OREST.
   Spar' es für einen Freund der Götter auf.

IPHIGENIE.
   Sie geben dir zu neuer Hoffnung Licht.

OREST.
   Durch Rauch und Qualm seh' ich den matten Schein
   Des Totenflusses mir zur Hölle leuchten.

IPHIGENIE.
   Hast du Elektren, eine Schwester nur?

OREST.
   Die eine kannt' ich; doch die ältste nahm
   Ihr gut Geschick, das uns so schrecklich schien,
   Bei Zeiten aus dem Elend unsers Hauses.
   O laß dein Fragen und geselle dich
   Nicht auch zu den Erinnyen; sie blasen
   Mir schadenfroh die Asche von der Seele
   Und leiden nicht, daß sich die letzten Kohlen
   Von unsers Hauses Schreckensbrande still
   In mir verglimmen. Soll die Glut denn ewig,
   Vorsätzlich angefacht, mit Höllenschwefel
   Genährt, mir auf der Seele marternd brennen?

IPHIGENIE.
   Ich bringe süßes Rauchwerk in die Flamme.
   O laß den reinen Hauch der Liebe dir
   Die Glut des Busens leise wehend kühlen.
   Orest, mein Teurer, kannst du nicht vernehmen?
   Hat das Geleit der Schreckensgötter so
   Das Blut in deinen Adern aufgetrocknet?
   Schleicht, wie vom Haupt der gräßlichen Gorgone,
   Versteinernd dir ein Zauber durch die Glieder?
   O wenn vergoßnen Mutterblutes Stimme
   Zur Höll' hinab mit dumpfen Tönen ruft,
   Soll nicht der reinen Schwester Segenswort
   Hilfreiche Götter vom Olympus rufen?

OREST.
   Es ruft! es ruft! So willst du mein Verderben?
   Verbirgt in dir sich eine Rachegöttin?
   Wer bist du, deren Stimme mir entsetzlich
   Das Innerste in seinen Tiefen wendet?

IPHIGENIE.
   Es zeigt sich dir im tiefsten Herzen an:
   Orest, ich bin's! Sieh Iphigenien!
   Ich lebe!

OREST.
   Du!

IPHIGENIE.
   Mein Bruder!

OREST.
   Laß! Hinweg!
   Ich rate dir, berühre nicht die Locken!
   Wie von Kreusas Brautkleid zündet sich
   Ein unauslöschlich Feuer von mir fort.
   Laß mich! Wie Herkules will ich Unwürd'ger
   Den Tod voll Schmach, in mich verschlossen, sterben.

IPHIGENIE.
   Du wirst nicht untergehn! O daß ich nur
   Ein ruhig Wort von dir vernehmen könnte!
   O löse meine Zweifel, laß des Glückes
   Des lang' erflehten, mich auch sicher werden.
   Es wälzet sich ein Rad von Freud' und Schmerz
   Durch meine Seele. Von dem fremden Manne
   Entfernet mich ein Schauer; doch es reißt
   Mein Innerstes gewaltig mich zum Bruder.

OREST.
   Ist hier Lyäens Tempel? und ergreift
   Unbändig-heil'ge Wut die Priesterin?

IPHIGENIE.
   O höre mich! O sieh mich an, wie mir
   Nach einer langen Zeit das Herz sich öffnet
   Der Seligkeit, dem Liebsten, was die Welt
   Noch für mich tragen kann, das Haupt zu küssen,
   Mit meinen Armen, die den leeren Winden
   Nur ausgebreitet waren, dich zu fassen!
   O laß mich! Laß mich! Denn es quillet heller
   Nicht vom Parnaß die ew'ge Quelle sprudelnd
   Von Fels zu Fels ins goldne Tal hinab,
   Wie Freude mir vom Herzen wallend fließt
   Und wie ein selig Meer mich rings umfängt.
   Orest! Orest! Mein Bruder!

OREST.
   Schöne Nymphe,
   Ich traue dir und deinem Schmeicheln nicht.
   Diana fordert strenge Dienerinnen
   Und rächet das entweihte Heiligtum.
   Entferne deinen Arm von meiner Brust!
   Und wenn du einen Jüngling rettend lieben,
   Das schöne Glück ihm zärtlich bieten willst,
   So wende meinem Freunde dein Gemüt,
   Dem würd'gern Manne, zu. Er irrt umher
   Auf jenem Felsenpfade: such' ihn auf,
   Weis ihn zurecht und schone meiner.

IPHIGENIE.
   Fasse
   Dich, Bruder, und erkenne die Gefundne!
   Schilt einer Schwester reine Himmelsfreude
   Nicht unbesonnene, strafbare Lust.
   O nehmt den Wahn ihm von dem starren Auge,
   Daß uns der Augenblick der höchsten Freude
   Nicht dreifach elend mache! Sie ist hier,
   Die längst verlorne Schwester. Vom Altar
   Riß mich die Göttin weg und rettete
   Hierher mich in ihr eigen Heiligtum.
   Gefangen bist du, dargestellt zum Opfer,
   Und findest in der Priesterin die Schwester.

OREST.
   Unselige! So mag die Sonne denn
   Die letzten Greuel unsers Hauses sehn!
   Ist nicht Elektra hier, damit auch sie
   Mit uns zugrunde gehe, nicht ihr Leben
   Zu schwererem Geschick und Leiden friste?
   Gut, Priesterin, ich folge zum Altar!
   Der Brudermord ist hergebrachte Sitte
   Des alten Stammes; und ich danke, Götter,
   Daß ihr mich ohne Kinder auszurotten
   Beschlossen habt. Und laß dir raten, habe
   Die Sonne nicht zu lieb und nicht die Sterne:
   Komm, folge mir ins dunkle Reich hinab!
   Wie sich vom Schwefelpfuhl erzeugte Drachen,
   Bekämpfend die verwandte Brut, verschlingen,
   Zerstört sich selbst das wütende Geschlecht:
   Komm kinderlos und schuldlos mit hinab!
   Du siehst mich mit Erbarmen an? Laß ab
   Mit solchen Blicken suchte Klytämnestra
   Sich einen Weg nach ihres Sohnes Herzen;
   Doch sein geschwungner Arm traf ihre Brust.
   Die Mutter fiel! Tritt auf; unwill'ger Geist!
   Im Kreis geschlossen tretet an, ihr Furien,
   Und wohnet dem willkommnen Schauspiel bei,
   Dem letzten, gräßlichsten, das ihr bereitet!
   Nicht Haß und Rache schärfen ihren Dolch;
   Die liebevolle Schwester wird zur Tat
   Gezwungen. Weine nicht! Du hast nicht schuld.
   Seit meinen ersten Jahren hab' ich nichts
   Geliebt, wie ich dich lieben könnte, Schwester.
   Ja, schwinge deinen Stahl, verschone nicht,
   Zerreiße diesen Busen und eröffne
   Den Strömen, die hier sieden, einen Weg!

                                
 Er sinkt in Ermattung.

IPHIGENIE.
   Allein zu tragen dieses Glück und Elend
   Vermag ich nicht. Wo bist du, Pylades?
   Wo find' ich deine Hilfe, teurer Mann?
                                
Sie entfernt sich suchend.


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