> Gedichte und Zitate für alle: Johann Wolfgang von Goethe: Iphigenie auf Tauris- 5. Akt 4. Szene

2019-08-10

Johann Wolfgang von Goethe: Iphigenie auf Tauris- 5. Akt 4. Szene

                       
Fünfter Akt          
                       
Vierte Szene

                             Orest gewaffnet. Die Vorigen.


OREST nach der Szene gekehrt.
   Verdoppelt eure Kräfte! Haltet sie
   Zurück! Nur wenig Augenblicke! Weicht
   Der Menge nicht, und deckt den Weg zum Schiffe
   Mir und der Schwester!

                        
Zu Iphigenien, ohne den König zu sehen.

   Komm, wir sind verraten.
   Geringer Raum bleibt uns zur Flucht. Geschwind!
                               
Er erblickt den König.

THOAS nach dem Schwerte greifend.
   In meiner Gegenwart führt ungestraft
   Kein Mann das nackte Schwert.

IPHIGENIE.
   Entheiliget
   Der Göttin Wohnung nicht durch Wut und Mord.
   Gebietet eurem Volke Stillstand, höret
   Die Priesterin, die Schwester!

OREST.
   Sage mir!
   Wer ist es, der uns droht?

IPHIGENIE.
   Verehr' in ihm
   Den König, der mein zweiter Vater ward!
   Verzeih mir, Bruder! doch mein kindlich Herz
   Hat unser ganz Geschick in seine Hand
   Gelegt. Gestanden hab' ich euern Anschlag
   Und meine Seele vom Verrat gerettet.

OREST.
   Will er die Rückkehr friedlich uns gewähren?

IPHIGENIE.
   Dein blinkend Schwert verbietet mir die Antwort.

OREST der das Schwert einsteckt.
   So sprich! Du siehst, ich horche deinen Worten.



Kanzler von Müller: Unterhaltungen mit Goethe

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