1794, 14.-20. September.
Mit Friedrich Schiller
1794, 14. – 28. September.
Mit Friedrich Schiller
Mit Friedrich Schiller
a.
Ich komme eben von Weimar, wo ich 14 Tage bei Goethe gewohnt und mit ihm Langes und Breites über unsre Horen ausgemacht habe. Er ist einer der eifrigsten von uns und wird zu jedem Stücke des Journals einen Beitrag geben. Zugleich unterhält er deswegen einen Briefwechsel mit einem Freunde in Rom [Hirt], um immer das neueste aus dem artistischen Fache in Italien zu erfahren. Goethe und ich werden eine Correspondenz über die schöne Kunst mit einander führen, die gleichfalls bestimmt ist, einmal für die Horen gebraucht zu werden. Mein Schauspiel [»Die Malteser«] hoffe ich, soll auch vor Ostern fertig sein und ein ganzes Monatsstück der Horen einnehmen. Auch Goethe hofft uns im nächsten Jahre gleich etwas Dramatisches geben zu können. Auch Hofrath Schütz ist Mitarbeiter an den Horen und wird uns über Beredsamkeit und Poesie der Alten Beiträge liefern. Für das Fach der bildenden Kunst, der Musik, der Baukunst, der Schauspielkunst haben wir auch schon einige Mitglieder, sodaß kein Zweig der Ästhetik wird zurückgelassen werden. Wir sind der Meinung, daß deutsche Schrift der lateinischen vorzuziehen sei.
b.
Wir haben eine Correspondenz miteinander über gemischte Materie beschlossen, die eine Quelle von Aufsätzen für die Horen werden soll. Auf diese Art, meint Goethe, bekäme der Fleiß eine bestimmtere Richtung und ohne zu merken, daß man arbeite, bekäme man Materialien zusammen; da wir in wichtigen Sachen einstimmig und doch so ganz verschiedene Individualitäten sind, so kann diese Correspondenz wirklich interessant werden. Seinen Roman will er mir bandweise mittheilen, und dann soll ich ihm allemal schreiben, was in dem künftigen stehen müsse und wie es sich verwickeln und entwickeln werde.
Er will von dieser anticipirenden Kritik Gebrauch machen ehe er den neuen Band in Druck giebt. Unsere Unterredungen über die Composition haben ihn auf diese Idee geführt, die, wenn sie gut und mit Sorgfalt ausgeführt werden sollte, die Gesetze der poetischen Composition sehr gut in's Licht setzen könnte. Seine Untersuchungen über Naturgeschichte, von denen ich Dir einmal mehr sagen will, haben mich so sehr, als sein poetischer Charakter interessirt, und ich bin überzeugt, daß er sich auch hier auf einem vortrefflichen Wege befindet. Auch was er gegen die Newton'sche Farbentheorie einwendet, scheint mir sehr befriedigend zu sein.
1794, 19. October.
Mit David Veit
Mit David Veit
a.
Wenn Sie [Rahel Levin] mir jemals gefehlt haben,... so war es gestern, nachdem ich Goethe drei Viertelstunden hindurch ununterbrochen gesprochen hatte, und noch mehr den Abend nach der Komödie in Weimar .....
Goethe hat mich erstaunlich freundlich aufgenommen, hat sich angelegentlich nach [Salomo] Maimon erkundigt und übersehr viel Dinge mit mir gesprochen. Es ist wahr, daß er älter geworden... er ist etwas magerer und bleich im Gesicht; die Nase sieht länger aus, und die ihm gewöhnliche steile Stellung wird um so auffallender, nichtsdestoweniger ist er außerordentlich freundlicher Gesichter und der heitersten Laune fähig. Er hat viel über Maimon mit mir gesprochen, über Dichtkunst, Philosophie, Genie und andere Materien mehr ..... Beim Weggehen sagte mir Goethe: »Besuchen Sie mich, wenn Sie wieder nach Weimar kommen; komme ich nach Jena, – und ich denke: bald – so will ich nach Ihnen fragen. Wenden Sie sich immer an mich, sobald Sie etwas suchen; den Hofrath Gruner will ich bitten, daß er Ihnen Bücher leiht« u.s.w. Ich: »Ich danke Ihnen recht sehr, Herr Geheimerath! Aber ich muß Ihnen gestehen, daß ich wirklich Anstand genommen habe zu Ihnen zu kommen; ich weiß, wie sehr Sie von Fremden incommodirt werden« u.s.w. Das nahm er wohl auf, und ich ging. Den Abend wurde in Weimar »Der Diener zweier Herrn« zu meiner Bewunderung recht hübsch gespielt ..... Goethe war auch im Theater, und zwar wie immer auf dem Platz des Adels. Mitten im Spiel gehet er von diesem Platze weg, – was er sehr selten thun soll – setzt sich, so lange er mich nicht anreden konnte, hinter mir – wie mir meine Nachbarinnen erzählt haben – und sowie der Act zu Ende ist, kommt er vor, macht ein äußerst verbindliches Compliment und fängt in einem recht vertraulichen Ton an: »Das ist ein recht vorzüglich Stückchen. O! es ist schon sehr alt, und von Goldoni; der Schröder hat's in's Kurze gezogen für die Hamburger Bühne, und alle Theaterschwänke sind darin recht gut benutzt.« Ich: »Ja wohl! und ich habe noch keine Unanständigkeit gehört.« Goethe: »Kommt auch keine.« – Hierauf fängt er an, einen Augenblick zu schweigen; indem vergesse ich, daß er Theaterdirector ist und sage: »Sie spielen es auch recht hübsch.« Er sieht noch immer grade aus, und so sage ich in der Dummheit – aber wirklich in einer Empfindung, die ich mir noch nicht zu zergliedern weiß – noch einmal: »Sie spielen recht hübsch.« In dem Augenblick macht er mir ein Compliment, das aber wirklich wie das erste so verbindlich war, und fort ist er! Hab' ich ihn beleidigt oder nicht? ..... Sie können es gar nicht glauben, wie ich noch immer geängstigt bin, ohnerachtet ich schon von Humboldt, der ihn jetzt genau kennt, die Versicherung habe, daß er oft so schnell weggeht und Humboldt es auf sich genommen hat, noch einmal mit ihm von mir zu sprechen.
b.
Nun meine angenehmen Vorfälle mit Goethe! Ich war vormittags hingegangen, vorsätzlich zu einer Zeit, wo er immer zu Hause ist und sich niemals sprechen läßt, und hatte den Brief dem Bedienten mit dem Bedeuten gegeben, daß ich nachmittags um 3 Uhr wiederkommen würde, um zu fragen, ob mir der Herr Geheimerath die Ehre erzeigen wollte, mich zu sprechen .... Um 3 Uhr kam ich und der Bediente führte mich in das Besuchzimmer. Goethe (aus einer andern Stube). »Sie haben mir einen Brief von Herrn Maimon gebracht?« Ich: »Zu Befehl.« Goethe: »heißen?« Ich: »Veit« Goethe: »Ich freue mich recht sehr.« Ich: »Ich hatte schon vor anderthalb Jahren die Ehre, Sie zu sehen, durch eine Empfehlung des verstorbenen Hofraths Moritz.« Goethe: »Ach ja! Auch ist mir Ihr Gesicht recht bekannt. Nun wie geht es denn Herrn Maimon?« – Ich sagte ihm hierauf sein jetziges Verhältniß und daß er nebenher von dem geringen Ertrag seiner Schriften lebt. Goethe: »Ei, ei! Und er schreibt so starke Sachen und so hübsch.« Ich: »Ja! und hat das schwerste Fach.« Goethe: »Ganz gewiß, das schwerste von allen. Man kennt ihn gar nicht so recht; das Publikum ist gar klein. Ich wollte, er käme her.« Ich: »Haben Sie seine neue Theorie gesehen, Herr Geheimerath?« Goethe: »O wohl! Er hat mir auch seinen Plan zur Erfindungslehre geschickt; das muß er ausführen.« Ich: »Er wünscht, sich mit mehr Gelehrten verbinden zu können.« Goethe: »Hm! warum? Sehen Sie: in wissenschaftlichen Sachen ist so etwas gar nicht nöthig. So wie ich da eine Idee habe, kann und muß ich sie jedem sagen; wie einer das Schema sieht, weiß er schon, was er erwarten kann. In ästhetischen ist es umgekehrt: wenn ich ein Gedicht machen will, muß ich es erst zeigen, wenn es fertig ist, sonst verrückt man mich; und so bei allem, was Kunst ist.« – Hierauf sprach er mit mir von Jena eine lange Zeit; Dinge, die zu weitläuftig würden. Dann sagte ich ihm, daß Maimon den Plan hätte, ein neues Wörterbuch der schönen Künste herauszugeben, und spielte hintenherum auf ihn als Mitarbeiter heran. Goethe: »Ja, sehen Sie! Moritz wollte das auch, und der war lebhaft; dem habe ich schon gesagt, daß es noch zu frühe ist. Erst müssen die Philosophen die Principia in Ordnung gebracht haben; und wie jetzt die Gährung ist, das wissen Sie. Man könnte da viel schreiben und manches aufwärmen; das will man nicht, und in sechs oder acht Jahren wäre das Neue wieder verworfen. Das ist doch auch nichts. Moritz kehrte sich nicht daran, und seinen Beistand kann man keinem hübschen Unternehmen versagen, aber ein Lexikon, das ist zum Nachschlagen für Leute, die keine weitläuftige Sachen lesen, und ist kein Buch für Erfindungen. Soll es Theorie der Künste sein? Künste müssen ausgeübt werden, es sei nun Poesie, Malerei oder was sonst. Der die Regeln giebt, der muß sehr langsam sein, und der Künstler kann wieder nicht warten und muß sich an etwas halten. Dazu ist nun freilich das Genie. Das Genie kommt mir immer vor wie eine Rechenmaschine: die wird gedreht, und das Resultat ist richtig; sie weiß nicht warum? oder wie so?«
Ich sprach immer viel dazwischen und kam ihm oft zu Hilfe; denn er kann sich gemeinhin auf viele Wörter nicht besinnen und macht beständig Gesichter. »Bisher« – sagte er unter andern – »hat man sich in der Theorie häufig auf empirische Regeln, auf Erfahrungssätze, eingelassen und immer in den Künsten gesprochen, wie die Sachen erscheinen müssen, nicht wie sie sein müssen und wie man sie machen soll. Ja, hören Sie! das kommt mir vor, als wenn einer in's Theater geht und das Stück gefällt ihm; nun denkt er, wie natürlich einjeder: du möchtest wohl auch ein so schön Stück schreiben, und schreibt nach dem Effect. Ja, lieber Gott! der bringt nichts heraus; man muß wissen, wie viel unangenehme Theile dazu gehören, bis ein Ganzes angenehmen Effect macht. Kurz: so wie die Leute reden und schreiben, das heißt meistentheils, ein Stück als Zuschauer schreiben. Hinter die Bühne muß man; man muß die Maschinen und die Leitern kennen.«
1794, 31. October.
Über Voßens Iliasübersetzung
Erster Gesang.
Die härtesten Stellen wurden durch Goethes treffliche Declamation und richtig wechselndes Andante und Adagio außerordentlich sanft und milde. Es ist unleugbar, daß Voß nur für's Ohr und den lebendigen succesiven Eindruck, nicht für's Auge und zergliedernden Überblick des Stils gearbeitet hat.
Fragen. 1) That Voß recht daran, das anstößige kynôpa V. 159 und boôpis V. 551, jenes durch »Ehrvergessener!« dieses durch »hoheitblickende« zu mildern und das ächthomerische 588 theinomenên nur durch das sanftere »wenn er Dich straft« zu übersetzen? Antwort. Keineswegs! In allen drei Fällen wird das stark Sinnliche durch abstractere Vorstellungen entnervt. Auch ist das »hoheitblickende« nicht einmal im Sinne Homer's, da es bloß die auch in den Kunstwerken charakteristischen großen Augen der Juno bezeichnet. Sollte Voß nicht bloß das »Farrenäugige« seiner Vorgänger haben vermeiden wollen, und, weil er fühlte, er könne nicht Besseres geben, lieber eine unbefriedigende Abstraction gesetzt haben?
2) Ist das ambrosiai kaitai eperrhôsanto [V. 529] wohl ganz richtig von Voß übersetzt: »sie walleten vorwärts?« Voß dachte sich das Haar im Augenblicke des Zunickens. Aber so dachte sie sich wenigstens Phidias nicht; da ist diese gewaltsame Bewegung, wenn sie überhaupt stattfand, schon vorbei, und die Locken zittern nur noch den Scheitel entlang.
In einigen Stellen ist der Nachdruck des Originals merklich geschwächt, als V. 132 mê klepte noô: »Sinne nicht auf Trug!« Nach dem Original war dies schon geschehen, und jetzt suchte er nun wirklich Ausflüchte. Das cholon katapeptein [V. 81] ist auch zu schwach übersetzt und »Galle« wollte Goethe der verschiedenen Nebenbegriffe wegen durchaus nicht gefallen. So tadelte Goethe auch das mehrmals wiederkommende »traun«!
V. 151 ist bei Homer ein distributiver Satz: ê hodon elthemenai, e andrasin iphy machesthai. In Voßens Übersetzung: »Einen Gang dir zu gehn und kühn mit dem Feinde zu kämpfen« – fließt dies in einen einzigen Begriff zusammen. Voß wollte das gehäßige »oder« vermeiden.
Über die Rohheit der ältesten Mythen, z.B. die Vorstellung vom Briareus V. 400 ff. Goethe verglich sie mit dem Gradlinig ten und Steifen in der Kunst. – Unverdauliche Abgeschmacktheit im Göttersystem Homer's. Seine Menschen handeln viel edler, als seine Götter.
1794, zwischen 2. und 6. November.
Mit Friedrich Schiller
Mit Friedrich Schiller
1794, Anfang November.
Mit Friedrich Hölderlin u.a.
Mit Friedrich Hölderlin u.a.
1794, 7. November.
Über Voßens Iliasübersetzung
Zweiter Gesang.
Über Voßens Iliasübersetzung
Zweiter Gesang.
nach Stammsagen und empfangenen Registern. Agamemnon führt allem Anschein nach das Corps de bataille. Zugleich wurde nach d'Anville's Karte von Griechenland der Weg aufgespürt, in welchem Homer bei der Aufzählung geht. Er fängt mit Aulis an und macht einen doppelten Kreis.
Diesmal war Wieland bei der Vorlesung, der auch in seinem kleinen Bergler'schen Homer, so gut es gehen wollte, nachlas. Dieser war äußerst streng gegen Voß und gab besonders darüber seinen Unwillen zu erkennen, daß er oft bloß die natürlichste Art der Überlieferung darum verworfen habe, um nicht einerlei mit seinem Vorgänger zu sagen. Besonders ärgerte er sich über das häufig vorkommende »Jener sagt's«, z.B. V. 84, da doch das »Jener« in Relation mit dieser stehen müßte im Homer aber das hôs ephat' dies gar nicht sagen wolle. Goethe las also von nun an, um Wieland's Ohr zu schonen, immer »also sprach er.« Auch rügte Wieland das Willkürliche im Gebrauch ober Nichtgebrauch der Homerischen Conjunctionen. So habe z.B. Voß selten das epei gesetzt, wo es im Griechischen stehe. Ferner die Auflösung des Adjectivs als Beiwort in ein neues Substantiv, z.B. 89 anthesin eiarinoisin wo Voß übersetzt: »Blumen des Frühlings.« Wieland behauptete nach einem sehr richtigen Gefühl, daß »lenzische Blumen« weit individueller und malerischer sei, als jene Zerstückelung in zwei Begriffe.
Stellen, wo der griechische Ausdruck in der Übersetzung nicht erschöpft ist, V. 117 katelyse karêna, 132 plazousi, 148 epaigizôn; diotrepheos bei »König« [196] sei gar nicht das Voßische weit verkünstelte »Götterbeseligt;« 266 thaleron dakry, 269 archeion, 399 kapnissan, 595 antomenai mißbilligte Goethe »fanden«.
V. 209, 210. Hier hat Voß ein Paar Hexameter im Klopstockischen Silbentanz sehr passend angebracht, wie Goethe bemerkte. V. 225-43. Das herrlichste Original einer sansculottischen Demagogenrede. Auch Voß ist mit guter Absicht hier etwas niedriger in seinem Ausdrucke geworden.
1794, 14. November.
Über Voßens Iliasübersetzung
Dritter Gesang.
Über Voßens Iliasübersetzung
Dritter Gesang.
V. 33 übersetzt Voß drakonta: »Natter«. Dachte dies wohl Homer dabei? V. 39 hat Voß für das schleppende »Unglückseliger Paris!« wie Stolberg das dysparis übersetzt hat, gradezu nur einen andern Begriff gesetzt: »Weichling!«. Dysparis war unübersetzbar, aber »Weichling« drückt doch auch gar nichts von dem aus, was in dyspari liegt; es ist: verhaßter, verderblicher Paris!
V. 54 werden dôr' Aphroditês durch »Huld Aphroditens« übersetzt und weiter unten V. 64 wörtlicher: »Gaben der goldenen Aphrodite.« Diese Ungleichheit ist nicht im Homer.
V. 74, 75: »Jen' entschiffen zu Achaia's rosigen Jungfraun« ist ganz etwas anderes, als das Homerische Achaida kalligynaika. Nach Voßens Übersetzung wären die Zurückschiffenden nicht viel weniger, als parthenopipai gewesen. V. 130 nympha philê, Voß: »du trautes Kind!« Es ist die Schwägerin Laodike, nicht Priamos, der spricht (wie unten V. 162 »mein Töchterchen«, philon tekos). Ich [Böttiger] ziehe daher Stolberg's »Geliebte!« vor, obgleich auch dies das nympha philê - liebes Weibchen! – nicht ganz ausdrückt.
V. 152 opa leirioessan »hellschwirrende«? Stolberg noch schlechter: »schwacher Gesang«.
V. 166 ff. »Nur den einzigen Agamemnon nennt uns Homer nicht im voraus und hebt ihn durch die so gespannte Erwartung vor den übrigen heraus.« Goethe.
V. 176 tetêka »in Thränen verschwind' ich.« – »Zerschmelz' ich,« wie es Stolberg hat, wäre weit besser; allein Voß verwarf es nur darum, weil es Stolberg schon vor ihm gebraucht hatte.
V. 180 Daêr aut' emos eske kynôpidos, eipot' eên ge. Voß: »Schwager mir war er vordem, der schändlichen (?) ach! er war es.« Kynôpis ist auch hier wie oben I, 159 verwässert. Das eipot' eên ge drückt etwas ganz anderes aus, als Voß übersetzt hat; es soll heißen: wenn er überhaupt je mein Schwager war, wenn ich's überhaupt je verdiente, je seine Schwägerin zu heißen. Stolberg hat es lieber ganz weggelassen.
V. 224 »Sinn: Nun wunderten wir uns nicht mehr so darüber, daß Odysseus ein so dummes Ansehn gehabt habe.« Wieland.
Zakotos im 220. V. ist unvergleichlich durch »tückisch« übersetzt.
Man könnte hierbei fragen: Hat bloß Homer's Phantasie diese Körperformen geschaffen, oder hat er sie durch Bild und Überlieferung?
V. 286, 87. Die timê, die hinfort auch daure bei kommenden Menschengeschlechtern, veranlaßt in der Übersetzung leicht den Begriff eines fortdauernden Tributs. Homer will aber nur eine Buße andeuten, die auch den Nachkommen unvergeßlich bleibe. V. 362 phalos kann nicht durch »gekugelten Helm« gegeben werden. Es waren die phaloi kleine polirte Metallplatten, womit der Helm ausgeschmückt war. Dies lehrt schon das abgeleitete Wort tryphaleia. Das Mißverständniß ist aus der gewöhnlichen lateinischen Übersetzung conus entstanden. S. Ernesti in Clav. Cic. s. r. phalerae.
V. 399 ff. »Helena behandelt hier die Venus wie eine Kupplerin.« Goethe.
V. 419 kataschomenê »gesenkt«.
V. 449 ff. Goethe fand den Contrast zwischen der Gardinenscene und dem auf dem Schlachtfelde wüthenden Menelaus um so lächerlicher, weil hier der wüthige Menelaus mit seinem Aktäonischen Schmuck als cocu herumlaufe. Wieland macht einige Gegenbemerkungen, aus dem frühen Zeitalter hergenommen.
1794, Ende oder 1795 Anfang.
Mit Friedrich Hölderlin u.a.
Mit Friedrich Hölderlin u.a.
a.
Auch mit Goethe wurde ich bekannt. Mit Herzpochen ging ich über seine Schwelle [in Weimar], das kannst Du dir denken. Ich traf ihn zwar nicht zu Hause, aber nachher bei der Majorin [v. Kalb]. Ruhig, viel Majestät im Blicke und auch Liebe, äußerst einfach im Gespräche, das aber doch hie und da mit einem bittern Hiebe auf die Thorheit um ihn und ebenso bittern Zuge im Gesichte, und dann wieder von einem Funken seines, noch lange nicht erloschenen Genies gewürzt wird, – so fand ich ihn. Man sagte sonst, er sei stolz, wenn man aber darunter das Niederdrückende und Zurückstoßende im Benehmen gegen unsereinen verstand, so log man. Man glaubt oft einen recht herzlichen Vater vor sich zu haben. Noch gestern sprach ich ihn hier [in Jena] im Club.
b.
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