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2019-10-25

Hermann Türck: Goethe und sein Faust - 11. Kapitel Seite 2





Und als Paris zum Schluß die Helena emporhebt, um sie auf seinen Armen als Beute davonzutragen, da will Faust, trotzdem es doch nur Schemen, nur ideale Formen sind, mit Gewalt sich ihrer bemächtigen, das heißt, er sucht mit Gewalt, getrieben von seinem künstlerischen Enthusiasmus, die ideale Anschauung in die Wirklichkeit einzuführen, wobei es notwendig zu einem Konflikt mit der Wirklichkeit, zu einem Zusammenstoß, zu einem Krach, zu einer Explosion kommen muß. Faust will, wie er sagt, das Doppelreich, das große, sich bereiten, das Doppelreich, weil es einerseits das Reich der Ideale, andererseits das Reich der Wirklichkeit ist, die beide zu einem Doppelreich verschmolzen werden sollen. Goethe, der es in Weimar zu tun versuchte, mußte zu seinem Schaden erfahren, daß es nicht durchzuführen ist. Die gemeine Wirklichkeit erdrückte das Kunstideal, und der künstlerische Genius in Goethe war zeitweise wie gelähmt, wie von tiefem Schlaf umfangen. Doch hatte er die Hoffnung, wie er am 24. Juni 1784 an Kayser schrieb, daß der schlafende Genius doch wieder zu wecken sein werde ; nur konnte das nicht in der gemeinen Wirklichkeit Weimars geschehen, sondern fern von allem, was den Genius niederdrückte, auf dem klassischen Boden Italiens. So sehen wir auch Faust durch die bei der gewaltsamen Berührung der Helena entstehende Explosion zu Boden geschleudert und in tiefer Ohnmacht befangen, bis ihn Mephistopheles auf den Rat des Homunculus in die klassische Walpurgisnacht bringt, wo er in Berührung mit dem Boden, auf dem einst Helena gewandelt, sofort wieder zum Leben und zum Bewußtsein erwacht.

Gleich nach der Explosion freilich weiß der Teufel mit dem ohnmächtigen Faust nichts anderes anzufangen, als ihn wieder in sein Studierzimmer zu bringen. Während Mephistopheles sich in der altbekannten Umgebung umschaut, zum Spaß wieder in Fausts alten Pelz schlüpft und sich als Professor gebärdet, stürmt der Baccalaureus herein, den er damals, als der frisch gebackene Student sich beim Herrn Professor Rats erholen wollte, so derb gehänselt hatte. Jetzt freilich ist ein äußerst selbstbewußter junger Mann aus ihm geworden, der dem vermeintlichen Professor arg auf den Pelz rückt, und als Mephistopheles auf sein Prahlen bemerkt:

„Zum Lernen gibt es freilich eine Zeit; 
Zum Lehren seid Ihr, merk ich, selbst bereit. 
Seit manchen Monden, einigen Sonnen
Erfahrungsfülle habt Ihr wohl gewonnen,"

antwortet der Baccalaureus, in seiner grenzenlosen Einbildung alle notwendige Erfahrung verachtend, in der Meinung, alles von seinem eigenen Geist aus auch ohne Kenntnis der Tatsachen
erfassen und bewältigen zu können:

,,Erfahrungswesen! Schaum und Dust! 
Und mit dem Geist nicht ebenbürtig. 
Gesteht! was man von je gewußt. 
Es ist durchaus nicht wissenswürdig."

Die eitle Selbsttäuschung dieses Jünglings bringt ihn dazu, zu behaupten, mit ihm erst habe die Welt begonnen, sein Geist erst habe alles erleuchtet. Nicht des Lichtes der Erfahrung, nicht des
„Lichtes der Natur" bedarf es für ihn, den neuen Menschen, der froh nur seinem innerlichen Lichte nachzugehen braucht, um alle Weisheit ausschöpfen zu können. Dieses innerliche Licht steht also im Gegensatz zu dem äußerlichen Licht der Erfahrung und der Natur. Das Genie dagegen ist so weit davon entfernt, ein derartiges Wohlgefallen an sich selber zu empfinden und so überzeugt von sich zu sein, es habe nur seinem innerlichen Lichte zu folgen nötig, daß Faust ausdrücklich mit dem Teufel wettet: „Kannst du mich schmeichelnd je belügen, daß ich mir selbst gefallen mag . . . das sei für mich der letzte Tag." Der Philister aber ist bereits des Teufels Untertan und besitzt dieses Wohlgefallen an der eigenen Person und an der eigenen Meinung. Das Genie schaut die Schranken seiner Erkenntnis und bemüht sich daher, durch das Licht der Erfahrung, durch das Licht, das das sorgfältigste Studium der Natur ihm gewährt, sich seinen Pfad zu erhellen; der Philister dagegen, der hier im Baccalaureus scheinbar mit genialischem Sturm und Drang auftritt, ist blind für die Grenzen seiner Erkenntnis und seiner Macht und bildet sich fest ein, mit seinem Geist, mit seinem inneren Licht auch ohne jede Erfahrung und jedes Studium allem gewachsen zu sein. Der Baccalaureus wirft sich daher gar stolz in die Brust und prahlt dem vermeintlichen Professor vor:

„Dies ist der Jugend edelster Beruf! 
Die Welt, sie war nicht, eh' ich sie erschuf; 
Die Sonne führt' ich aus dem Meer herauf; 
Mit mir begann der Mond des Wechsels Lauf; 
Da schmückte sich der Tag auf meinen Wegen,
Die Erde grünte, blühte mir entgegen;
Auf meinen Wink, in jener ersten Nacht,
Entfaltete sich aller Sterne Pracht.
Wer, außer mir, entband euch aller Schranken 
Philisterhaft einklemmender Gedanken? 
Ich aber frei, wie mir's im Geiste spricht,
Verfolge froh mein innerliches Licht,
Und wandle rasch, im eigensten Entzücken,
Das Helle vor mir, Finsternis im Rücken."

Am Schluß des zweiten Teiles werden wir sehen, wie der geniale Faust zuletzt, im Sterben, von seiner geistigen Höhe herabsinkend, zum Philister wird, und wie da der Philistergreis „im eigensten Entzücken" genau so von seinem „innerlichen Lichte" redet, wie hier der Philisterjüngling. Je mehr die mit des greisen Faust geistiger Blindheit hereinbrechende tiefe Nacht ihm das äußere Licht der Natur und der Erfahrung birgt, desto heller leuchtet nach seiner Meinung das Licht in seinem Innern, das heißt die philisterhafte Einbildung, mit dem eigenen Geiste allein alles erfassen und bezwingen zu können: „Die Nacht scheint tiefer, tief hereinzudringen, jedoch im Innern leuchtet helles Licht."

Doch kehren wir zu der Zeit nach der Explosion zurück. Während Faust ohnmächtig in seinem Zimmer liegt, hat sein Famulus Wagner im Beisein des Mephistopheles ein künstliches Menschlein auf chemischem Wege zustande gebracht, den Homunkulus, der allerdings zunächst nur in der gläsernen Retorte zu existieren vermag, aber auch schon von da aus eine sehr lebendige Tätigkeit entfaltet; sagt er doch selbst von sich: ,,Dieweil ich bin, muß ich auch tätig sein." Wie ich schon früher bei der Erklärung des Homunkulus auseinandersetzte, stellt dieser, wie in einem Punkt zusammengefaßt, die geistigen Eigenschaften des Menschen ohne dessen Körperlichkeit dar. Da aber nach alter Auffassung gerade das Körperliche die geistigen Eigenschaften des Menschen nicht voll zum Durchbruch kommen läßt, so daß man z. B. annimmt, daß bei einigen Menschen erst im Sterben, beim Abfallen des Körperlichen, eine besondere Klarheit des Geistes zutage tritt, die sich in einer Sehergabe äußert, so läßt auch Goethe den Homunkulus, weil dieser noch ungetrübt ist durch die Körperlichkeit, mit einer außerordentlich hohen Intelligenz und einem ganz besonderen Seherblick begabt sein. Daher durchschaut der Homunkulus auch den Zustand des ohnmächtig darniederliegenden Faust, erkennt, was in dessen Seele vorgeht, und macht es dem Teufel, der dem Zustand Fausts gegenüber ganz ratlos dasteht, klar, wessen Faust bedarf, um wieder zu sich selbst zu kommen, und wohin er daher zu bringen ist:

„Jetzt eben, wie ich schnell bedacht,
Ist klassische Walpurgisnacht;
Das Beste, was begegnen könnte,
Bringt ihn zu seinem Elemente . . .
Den Mantel her.
Und um den Ritter umgeschlagen!
Der Lappen wird euch, wie bisher,
 Den einen mit dem andern tragen;
Ich leuchte vor."

Wie es dem unkörperlichen Menschlein in der klassischen Walpurgisnacht ergangen ist, haben wir schon früher bei Gelegenheit der Auseinandersetzung von Goethes Entwickelungslehre gesehen. Sobald der Homunkulus verkörperlicht wird — er muß ja mit der niedersten, einfachsten Art der Tiere, als winziges Lebewesen im Meere beginnen — ist es auch vorbei mit seinen hohen geistigen Eigenschaften, und erst wenn er sich durch tausend und aber tausend Formen hindurch zum Menschen und dann immer höher bis zum Genie entwickelt hat, gewinnt er zum Teil wenigstens jene durchdringende geistige Klarheit wieder, die dem körperlosen Wesen gleich anfangs zu teil geworden war. Die Anregung zur Gestalt des Homunkulus hat Goethe schon bei Paracelsus gefunden, der ein wunderliches Rezept gibt, wie man auf chemischem Wege kleine Menschen, Homunkuli, herstellt.

Von Homunkulus, der vorleuchtet, geleitet, langt Mephistopheles mit dem ohnmächtigen Faust auf dem klassischen Boden Griechenlands zu einer Zeit an, da gerade die klassische Walpurgisnacht, eine Versammlung aller klassischen Gespenster und Fabelwesen, gefeiert wird. Kaum hat Mephistopheles den paralysierten Faust auf den Boden gesetzt, da erwacht dieser, und sein erstes Wort ist gleich: ,,Wo ist sie?" nämlich Helena, die Repräsentantin der klassischen Formenschönheit. Homunkulus antwortet:

„Wüßten's nicht zu sagen, 
Doch hier wahrscheinlich zu erfragen. 
In Eile magst du, eh' es tagt. 
Von Flamm' zu Flamme spürend gehen: 
Wer zu den Müttern sich gewagt, 
Hat weiter nichts zu überstehen."

Und so wandert denn Faust durch die klassische Walpurgisnacht, bis ihn der Centaur Chiron auf seinen Rücken nimmt und zur Manto bringt, der Tochter des göttlichen Arztes Äskulap, die ihn in die Unterwelt einführt, wo Faust beziehungsweise Manto den Schatten der Helena von der Göttin der Unterwelt Persephone losbitten sollte, wie Goethe ursprünghch geplant hat. Die Szene ist aber unausgeführt geblieben, und wir hören nur, wie Manto zu Faust, dem sie den Weg zur Unterwelt weist, die Worte spricht:

„Tritt ein, Verwegner, sollst dich freuen! 
Der dunkle Gang führt zu Persephoneien. 
In des Olympus hohlem Fuß
Lauscht sie geheim verbotnem Gruß.
Hier hab' ich einst den Orpheus eingeschwärzt;
Benutz es besser, frisch! beherzt!"

Im dritten Akt tritt dann die der Unterwelt abgerungene griechische Helena auf, als das Ideal höchster Schönheit, ihr gegenüber Mephistopheles, der Geist, der stets verneint, zur Phorkyas verwandelt, als Typus der furchtbarsten Häßlichkeit. Während Faust zur Unterwelt hinabgestiegen war, um die schöne göttliche Gestalt zu neuem Leben zu erwecken, hatte sich Mephistopheles zu den Phorkyaden, den Töchtern des Chaos, den Sinnbildern der größten Häßlichkeit, begeben, um sich von ihnen für seine Rolle als Gegensatz zur Helena ausstatten zu lassen. Seine so gewonnene Häßlichkeit ist so furchtbar, daß Mephistopheles selber sagt:

„Vor aller Augen muß ich mich verstecken,
Im Höllenpfuhl die Teufel zu erschrecken."

Mephistopheles, der Geist, der stets verneint, bildet immer den Gegensatz zu allem Positiven: der schöpferischen, aufbauenden Macht Gottes gegenüber ist er das Symbol der zerstörenden, vernichtenden Gewalten, dem Guten gegenüber ist er das Böse, dem Wahren gegenüber ist er die Lüge, dem Reichtum gegenüber ist er der Geiz, dem Schönen gegenüber ist er das Häßliche.

Der nordische Faust vermählt sich nun mit der griechischen Helena. Symbolisch ist damit die Vermählung des nordischen Geistes in Goethe mit dem auf dem Boden Italiens wieder aufgelebten klassischen Schönheitsideal, das er dort gesucht imd sich zu eigen gemacht hatte, ausgedrückt. Beider, Fausts und Helenas Sohn aber ist Eupliorion, die moderne Dichtkunst, die aus dieser Verbindung des nordischen Geistes mit der klassischen Kunst entstand und die einen ihrer genialsten Vertreter in Byron gefunden hatte, der, als Engländer ebenfalls dem Norden angehörig, so lange Zeit in Italien und Griechenland gelebt und in dem klassischen Lande der Hellenen im Kampf um dessen Freiheit sein Leben gelassen hatte. Goethe schätzte ihn außerordentlich hoch und setzte ihm, wie er selber ausdrücklich erklärt hat, als Euphorion im „Faust" ein Denkmal. Am 5. Juli 1827 äußerte Eckermann im Laufe des Gesprächs zu Goethe über Byron: „Je mehr ich ihn lese, desto mehr bewundere ich die Größe seines Talents, und Sie haben ganz recht getan, ihm in der ,Helena' das unsterbliche Denkmal der Liebe zu setzen." Darauf Goethe: „Ich konnte als Repräsentanten der neuesten poetischen Zeit niemand gebrauchen als ihn, der ohne Frage als das größte Talent des Jahrhunderts anzusehen ist. Und dann, Byron ist nicht antik und nicht romantisch, sondern wie der gegenwärtige Tag selbst. Einen solchen mußte ich haben. Auch paßte er übrigens ganz wegen seines unbefriedigten Naturells und seiner kriegerischen Tendenz, woran er in Missolunghi zugrunde ging." Von diesem kriegerischen Drange erfüllt, ruft Euphorion aus:

„Nein, nicht ein Kind bin ich erschienen.
In Waffen kommt der Jüngling an;
Gesellt zu Starken, Freien, Kühnen
Hat er im Geiste schon getan.
Nun fort!
Nun dort
Eröffnet sich zum Ruhm die Bahn."


Wie Byron mitten in seinem Lauf zugrunde ging, so auch Euphorion. Von seinem kriegerischen Enthusiasmus getrieben, stürzt er sich, das Unmögliche versuchend, vom Felsen in den Kampf imd zerschmettert. Aus der Tiefe der Unterwelt ertönt seine Stimme und ruft seine Mutter zu sich herab:

„Laß mich im düstern Reich,
Mutter, mich nicht allein!"

Und scheidend spricht Helena zu Faust:

„Ein altes Wort bewährt sich leider auch an mir:
Daß Glück imd Schönheit dauerhaft sich nicht vereint.
Zerrissen ist des Lebens wie der Liebe Band;
Bejammernd beide, sag ich schmerzlich Lebewohl
Und werfe mich noch einmal in die Arme dir.
Persephoneia, nimm den Knaben auf und mich!"

Der tiefe Sinn des Ganzen aber ist der, daß auch der höchste Genuß des Schönen und die vollendete Ausübung der Kunst den über alles Endliche hinausstrebenden Geist des göttlichen Menschen auf die Dauer doch nicht auszufüllen vermag; sonst wäre Byron, der das Schönste der antiken Kunst genossen imd selber die höchste Künstlerschaft erreicht hatte, dem Gebiet des Schönen treu geblieben und hätte nicht, wie Faust ewig unbefriedigt, sich auf ein der Kunst völlig fremdes Gebiet begeben, als er sich den griechischen Freiheitskämpfern anschloß, um das Joch der Osmanen brechen zu helfen. Euphorion, der Sohn Helenas und Fausts, hat von der Mutter die künstlerische Fähigkeit, die entzückende Harmonie geerbt, so daß sogar der Teufel

in sein begeistertes Lob ausbricht, eine wunderbare Huldigung für Byrons große Kunst:

,,Und so regt er sich gebärdend, sich als Knabe schon verkündend
Künftigen Meister alles Schönen, dem die ewigen Melodien
Durch die Glieder sich bewegen; und so werdet ihr ihn hören,
Und so werdet ihr ihn sehn zu einzigster Bewunderung."

Vom Vater aber hat Euphorion das Streben über alles Irdische hinaus nach dem ewigen Gute geerbt, und darum genügt dem Euphorion auch nicht die höchste irdische Schönheit und Harmonie in der edelsten Kunst, so daß er sie hinwirft um eines politischen Kampfes willen. Und soll der Vater anders denken als der Sohn, der diese Gesinnungsweise erst von ihm geerbt hat ? Für Faust ist das Erlebnis auf dieser dritten Station der Lebensreise damit erschöpft. Auch die höchste Schönheit in der Kunst bringt ihn nicht dahin, im Genuß, so edel und köstlich dieser auch ist, zu beharren. Auch hier wird er nicht Knecht und lernt er nicht Staub fressen, da auch die höchste irdische Schönheit der ewigen Schönheit gegenüber nur Staub ist. Zerrissen ist der Liebe Band, sagt Helena, und trauernd steigt sie zu den Schatten, nur ihr Gewand zurücklassend. Was übrig bleibt, auch wenn man in der Kunst nicht ein höchstes, ewiges Gut zu erblicken vermag, ist doch die schöne, edle Form, die dazu dient, das Ge. meine des Lebens zu verhüllen und das Abstoßende fern zu halten Nicht der letzte Zweck, nicht das höchste Ziel des Lebens, nicht ,,der Weisheit letzter Schluß" ist das Schöne und die Kunst, nicht gibt sie dem Leben einen wirklichen Inhalt, der das nach dem höchsten Gut sich sehnende Herz dauernd befriedigen könnte. Wohl aber macht Schönheit und Kunst das Leben erträglich, indem sie dem Häßlichen und Gemeinen gegenüber als Gegengewicht dient und die Blicke davon ablenkt, wie die in ihrer strahlenden Schönheit leuchtende Helena die Blicke ablenkt von der grauenhaften Häßlichkeit des zur Phorkyas umgestalteten Mephistopheles. Das ist der Grund, warum Faust das Gewand der Helena, die schöne Form, die allein ihm bleibt, festzuhalten aufgefordert wird.

,, Halte fest, was dir von allem übrig blieb.
Das Kleid, laß es nicht los! Da zupfen schon
Dämonen an den Zipfeln, möchten gern
Zur Unterwelt es reißen. Halte fest!
Die Göttin ist's nicht mehr, die du verlorst.
Doch göttlich ist's. Bediene dich der hohen
Unschätzbarn Gunst und hebe dich empor:
Es trägt dich über alles Gemeine rasch
Am Äther hin, so lange du dauern kannst."

Und wie Euphorion-Byron die Kunst verließ, um sich der Erreichung eines praktischen Zieles, der Befreiung Griechenlands zu widmen, so wendet sich auch Faust einer neuen Region des Lebens zu, wo er praktisch als Herrscher auf seinem eigenen Gebiet und in seinem eigenen Besitz schaffen und wirken kann, eine neue Station auf dem Lebenswege, die vierte und letzte, von der wir dann im nächsten Kapitel reden werden. —


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