1807, zu Anfang.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
a.
»Weiber verstehen alles á la lettre oder au pied de la lettre, verlangen aber, daß man sie nicht so verstehen soll.«
b.
»Ein Gott kann nur wieder durch einen Gott balancirt werden. Die Kraft soll sich selber einschränken, ist absurd. Sie wird nur wieder durch eine andere Kraft eingeschränkt. Dieses specificirte Wesen kann sich nicht selbst einschränken, sondern das Ganze, welches sich specificirt, schränkt sich eben dadurch selbst ein, aber nicht das Einzelne sich.«
c.
»Nur nichts als Profession getrieben! Das ist mir zuwider. Ich will alles, was ich kann, spielend treiben, was mir eben kommt und so lange die Lust daran währt. So hab' ich in meiner Jugend gespielt unbewußt; so will ich's bewußt fortsetzen durch mein übriges Leben. Nützlich? – Nutzen das ist eure Sache. Ihr mögt mich benutzen; aber ich kann mich nicht auf den Kauf oder die Nachfrage einrichten. Was ich kann und verstehe, das werdet ihr benutzen, sobald ihr wollt und Bedürfniß danach habt. Zu einem Instrument gebe ich mich nicht her; und jede Profession ist ein Instrument, oder wollt ihr es vornehmer ausgedrückt, ein Organ.«
1807, 14. Januar.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
»Die mathematischen Formeln außer ihrer Sphäre, d.h. dem Räumlichen, angewendet, sind völlig starr und leblos, und ein solches Verfahren höchst ungeschickt. Gleichwohl herrscht in der Welt der von den Mathematikern unterhaltene Wahn, daß in der Mathematik allein das Heil zu finden sei, da sie doch, wie jedes Organ, unzulänglich gegen das All ist. Denn jedes Organ ist specifisch und für das Specifische.«
1807, 19. Januar.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Abends »Der Amerikaner« [Lustspiel von Vogel]; Goethe bemerkte, daß er sich zu einer vortrefflichen Oper machen ließe.
1807, 20. Januar.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Nach Goethes Bemerkung gebe ein schmarutzender Tyrann oder tyrannischer Schmarutzer ein gutes Stück.
1807, 3. Februar.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Die Reflexion führt darum so leicht auf's Unrichtige, auf's Falsche, weil sie eine einzelne Erscheinung, eine Einzelheit, ein Jedesmaliges zur Idee erheben möchte, aus der sie Alles ableite; mit einem Worte, weil es eine partielle Hypothese ist. Z. E. wenn man sagt: »Jeder handle aus Eigennutz.« – »Die Liebe sei nur Selbstsucht.« – Als wenn die Natur nicht so eingerichtet wäre, daß die Zwecke des Einzelnen dem Ganzen nicht widersprechen, ja sogar zu seiner Erhaltung dienen; als wenn ohne Motive etwas geschehen könnte, und als wenn diese Motive außerhalb des handelnden Wesens liegen könnten und nicht vielmehr im Innersten desselben; ja, als wenn ich die Wohlfahrt des Andern befördern könnte, ohne daß sie auf mich inundirte, keineswegs mit meinem Verlust, mit meiner Aufopferung, welche nicht immer dazu erfordert wird, und welches nur in gewissen Fällen geschehen kann.
Wäre es wahr, daß Jeder nur aus und zu seinem Vortheil handle, so würde einmal folgen, daß, wenn ich zu meinem Abbruch, Nachtheil, Detriment handelte, ich erst die Wohlfahrt des Andern beförderte, welches absurd ist. Ferner, daß, wenn ich dem Andern Schaden thäte, wenn ich in Zorn gegen ihn aufwallte und ihn schlüge oder dergl., daß ich alsdann zu meinem Vortheil, für mein Interesse handelte, welches ebenso absurd ist. Man unterscheidet hier nicht die Aufwallung, die Regung der Natur, die in jedem Einzelnen den Mittelpunkt vom Ganzen ausschlagen will. »Außerordentliche Menschen, wie Napoleon, treten aus der Moralität heraus. Sie wirken zuletzt wie physische Ursachen, wie Feuer und Wasser.«
»Ja schon Jeder, der aus der Subordination heraustritt – denn die ist das Moralische – ist insofern unmoralisch.«
»Wer von seinem Verstande zum Schaden Anderer Gebrauch macht, oder diese auch nur dadurch einschränkt, ist insofern unmoralisch.«
»Jede Tugend übt Gewalt aus, wie auch jede Idee, die in die Welt tritt, anfangs tyrannisch wirkt.«
1807, 3. Februar.
Bei Vorlesung der »Mitschuldigen«
Bei Goethe war's den Abend... ganz allerliebst. Er hatte einige junge Schauspieler, die er oft bei sich declamiren läßt, um sie für ihre Kunst zu bilden, eingeladen, und las mir mit ihnen eine seiner frühesten Arbeiten, ein Stück voll Laune und Humor, ›Die Mitschuldigen‹ betitelt, vor; er hatte selbst die Rolle eines alten Gastwirts darin übernommen, was bloß mir zu Ehren geschah; sonst thut er das nicht. Ich habe nie was Ähnliches gehört; er ist ganz Feuer und Leben, wenn er declamirt; niemand hat das Ächtkomische mehr in seiner Gewalt, als er. Zwischendurch meisterte er die jungen Leute. Ein paar waren ihm zu kalt: »Seid Ihr denn gar nicht mehr verliebt?« rief er komisch erzürnt; und doch war's ihm ernst. »Seid Ihr denn gar nicht verliebt, verdammtes junges Volk? Ich bin sechzig Jahr alt und ich kann's besser!«
1807, 11. Februar.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Die Wahlsprüche, bemerkte Goethe, deuteten auf das, was man nicht hat, sondern wonach man strebt. Nec temere nec timide.
Richter in Göttingen hatte ebensowenig auream mediocritatem als Wieland, der sein ganzes Leben in Extremis zubrachte.
1807, 22. Februar.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
»Es ist ganz einerlei, auf welcher Seite Ihr zugrunde geht, auf der activen oder passiven,« erwiederte Goethe scherzhaft auf die Bemerkung, daß ein kleiner, zeither wilder vorwitziger Knabe auf einmal wie geknickt und umgekehrt erscheine, ohne krank zu sein, sodaß man ihn nicht wiedererkenne.
1807, 1. März.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Kotzebue sei wie ein Pagliasso: wenn er die Leute auf dem Drahte tanzen sieht, so sagt er: »Was ist denn das weiter! Das kann ich auch – nämlich auf dem Erdboden. Was soll denn das dort heißen? Warum nicht hier? Das kann Ich und noch dazu ***. Das macht mir einmal nach auf eurem Draht!«
1807, 19. März.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
a.
»Man wird sich dessen, was man hat oder nicht hat, ist oder nicht ist, erst am Gegentheile von diesem bewußt oder inne.
Darum werden so viele Menschen durch die Erscheinung eines neuen, fremden Menschen in der Gesellschaft beunruhigt. Er entdeckt ihnen, was sie nicht haben, und dann hassen sie ihn, oder er entdeckt ihnen durch sein Gegentheil, was sie haben, und so verachten sie ihn wieder. Ist er besonders höflich und galant, so ist er den Groben zuwider; ist er grob, so ist er den Höflichen und im Grunde allen zuwider; und so durch alles durch.«
b.
»Die Natur kann zu allem, was sie machen will, nur in einer Folge gelangen. Sie macht keine Sprünge. Sie könnte z. E. kein Pferd machen, wenn nicht alle übrigen Thiere voraufgingen, auf denen sie wie auf einer Leiter bis zur Structur des Pferdes heransteigt. So ist immer eines um alles, alles um eines willen da, weil ja eben das Eine auch das Alles ist. Die Natur, so mannichfaltig sie erscheint, ist doch immer ein Eines, eine Einheit, und so muß, wenn sie sich theilweise manifestirt, alles Übrige diesem zur Grundlage dienen, dieses in dem Übrigen Zusammenhang haben.«
1807, 24. März.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
»Die Formel der Steigerung läßt sich auch im Ästhetischen und Moralischen verwenden.
Die Liebe, wie sie modern erscheint, ist ein Gesteigertes. Es ist nicht mehr das erste einfache Naturbedürfniß und Naturäußerung, sondern ein in sich cohobirtes, gleichsam verdichtetes und so gesteigertes Wesen.
Es ist einfältig diese Art zu verwerfen, weil sie auch noch einfach existirt und existiren kann.
Wenn man in Küche und Keller ein Gesteigertes sucht und darauf ausgeht, warum soll man nicht auch diesen Genuß für die Darstellung oder für das unmittelbare Empfinden steigern dürfen und können?
Jeder Koch macht auf diese Weise seine Brühen und Saucen appetitlicher, daß er sie in sich cohobirt.«
1807, 28. März.1
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
»In dem, was der Mensch technicirt, nicht bloß in den mechanischen, auch in den plastischen Kunstproduktionen ist die Form nicht wesentlich mit dem Inhalt verbunden, die Form ist dem Stoff nur auf- oder abgedrungen. Die Produktionen der Natur erleiden zwar auch äußere Bedingungen, aber mit Gegenwirkung von innen. Kurz es ist hier ein lebendiges Wirken von außen und innen, wodurch der Stoff die Form erhält. Die Form des Leuchters ist dem flüssigen Messing aufgenöthigt. Sich selbst überlassen, hätte es sich aus sich und durch die einwirkende Luft geformt.
Man könnte einen Leuchter auch aus Salz gerinnen lassen. Hier würde sich das Salz zwar innerlich krystallisiren, aber nach außen zu wird ihm die Form des Leuchters aufgedrungen!«
1 Wohl so, statt 18. März?
1807, 9. Mai.
Mit Georg Reinbeck
Ich machte ... meinen Abschiedsbesuch bei Goethe, den ich so gar liebgewonnen hatte. Er war allein. Ich mußte auf dem Sopha Platz nehmen, und er setzte sich auf einen Stuhl, mir gegenüber. Es war eine gewisse Feierlichkeit, nicht Vornehmigkeit, die ich auch wohl kannte, in seinem Benehmen und mir war's recht schwer um's Herz. Unser Gespräch betraf meine Reise und meinen Aufenthalt in Heidelberg. »Die Natur und die Vergangenheit bieten Ihnen dort viel,« sagte er, »ob aber das Leben? Ich weiß nicht, ob Sie mit dem deutschen Universitätswesen bekannt sind? Es ist nicht eben das angenehmste, und in Heidelberg besonders scheint viel Parteiwuth zu herrschen, und die Wissenschaft trennt statt zu vereinigen. Es ist wie mit der Kirche dort. Protestanten und Katholiken sind in einem Gebäude unter dem nämlichen Dache vereinigt, allein in der Mitte ist zwischen beiden eine dicke Mauer. Haben Sie dort Bekannte?« Ich sagte ihm, daß ich von Dresden aus an Professor Fries und von dem guten Generalsuperintendenten (Voigt) an Heinrich Voß Briefe hätte. »Da sind Sie gut versehen,« erwiderte er, »grüßen Sie mir den Heinrich, das ist ein lieber kindlicher Mensch, und grüßen Sie auch den Alten von mir!« Unser Gespräch verbreitete sich über mehreres und auch mit Wehmuth von meiner Seite über meinen achtmonatlichen Aufenthalt in Weimar und das darin Erlebte, wobei ich es für ein wahres Glück schätzte, zu einem so langen Aufenthalt gleichsam gezwungen worden zu sein. »Was Sie an Ihrem Aufenthalt hier etwa zu tadeln finden,« versetzte er, »wird Ihnen in der Erinnerung vielleicht noch mehr Genuß gewähren, als was Sie jetzt zu loben haben. Überstandenes Ungemach hat einen eigenthümlichen Reiz.« Ich konnte das aus einer reichen Erfahrung nur bestätigen. Endlich mußte doch aber an den Aufbruch gedacht werden und ich konnte den Entschluß dazu nicht finden. Als ich zuletzt fast gewaltsam aufbrach, versagte mir das Wort. Ich stammelte einiges – ich weiß selbst nicht was. Goethe war sichtbar bewegt. Er reichte mir die Hand. »Reisen Sie glücklich,« sagte er, »und vergessen Sie uns nicht!« Nie, nie! rief ich, und man wird's natürlich finden, daß ich Wort hielt, und ich habe auch die Freude, daß ich in Weimar nicht ganz vergessen wurde.
1807, 11. Mai.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Als über Tisch von Erasmus die Rede war, sagte Goethe: »Erasmus gehöre zu denen, die froh sind, daß sie selbst gescheidt sind, und keinen Beruf finden, andre gescheidt zu machen, – was man ihnen auch nicht verdenken könne.«
1807, 17. Mai.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Zu Goethe. »Flucht nach Ägypten« diktirt. Goethe äußerte, er habe nie auf Despoten schimpfen hören, als die selbst Despoten gewesen, kleine oder große. Mit Beziehung auf die Jenaische Brandstätte bemerkte er: »Niemals werde ein Fürst oder großer Herr von einer Sache schlechter unterrichtet, als wenn er sich selbst dahin begebe, um sich zu unterrichten.« Ferner äußerte er: »Die Franzosen hätten keine Imagination, sonst hätten sie statt der zwanzig Häuser in Jena und Weimar, wenn sie nicht zufällig abgebrannt, sondern von ihnen angezündet sind, die Stadt an allen Ecken angezündet und mit Stumpf und Stiel abgebrannt; das hätte dann anders in die Welt hineingeklungen.« – Er sagte weiter: »Die Weiber müßten nur lieben oder hassen; da wären sie ganz scharmant. Die Männer aber müßten weder lieben noch hassen. So käme alles wieder ins Gleichgewicht.« »Die Irrthümer des Menschen machen ihn eigentlich liebenswürdig.«
1807, Mai.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
»Die Arzneikunde ist mehr politisch als ein anderes. Man muß auf die Krankheit losgehen wie auf einen großen Herrn oder ein hübsches Mädchen, die man be- will, wie ein Diplomat den andern durch einen Pfiff, um ihr etwas abzugewinnen. Nur en tant, daß er pfiffig ist, ist er ein guter Arzt.«
1807, 19. Mai.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
a.
Gespräch über Kunst. »In der Malerei fehle schon längst die Kenntniß des Generalbasses, es fehle an einer aufgestellten approbirten Theorie, wie es in der Musik der Fall ist.«
b.
Als die Rede davon war, daß Napoleon seinen Soldaten den Sold vorenthalte, sagte Goethe: da alle Welt über den Egoismus, der jetzt herrsche, Klage führe, so sei Napoleon gekommen, die Menschen uneigennützig zu machen.
1807, 21. Mai.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Zu Goethe. »Die neue Melusine«. Abends zu Frommanns. Über die Eitelkeit. Man mußte sich jetzt in der Gesellschaft einander die Eitelkeit auf. Dadurch gehe die Gesellschaft zu Grunde; denn nun würden die einen bloß passiv, indem sie dächten: wenn ich die angenehme Eigenschaft, die ich besitze, nicht zeigen soll, so will ich thun als hätte ich gar keine. Und nun passen sie den andern auf. Dadurch bemächtigt sich gerade der Schlechteste der Gesellschaft, der dreist genug ist. – »Im Alter schlafe man eigentlich nicht, der Schlaf ziehe sich nur über die Gegenstände des Tags wie eine Art von Flor und lasse sie durchscheinen.« So sah Goethe vorige Nacht sein Märchen von der Melusine unter einer Architektur hervorschimmern. Er hielt das im Traume für das Schöne und Rechte und wollte es festhalten; aber wie er erwachte, verschwand der Unsinn. – Die Nachtigallen, bemerkte Büffon, schlagen nur so schön während der Begattungszeit. Nachher ist ihre Stimme rauh und ganz anders, so daß man einen andern Vogel zu haben glaubt. Die Griechen kannten daher die Nachtigall als zwei verschiedene Vögel unter zweierlei Namen, wie Plinius bemerkt. Die Thiere werden erst vocal in dieser Zeit, als Hirsche, Auerhähne u. dergl.
1807, 22. Mai.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Elektrometer. Die Luft ist niemals elektrisch, sondern der Gegenstand in ihr wird es durch seine Position und Berührung mit einem anderen.
1807, 25. Mai.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Nach 4 Uhr von Jena weggefahren. Prächtiger Morgen. Über Lenz und Moritz gesprochen. Lenz hatte einen besonderen Hang zur Intrigue, auch gegen Goethe trotz seiner Anhänglichkeit. Sie hatten zusammen in Straßburg studirt. – Moritz' italienische Reise ist
gewissermaßen verdorben durch das Bestreben, es Goethe nachzuthun. Seinen Aufsatz über die Kunst ist Goethe durchgegangen.
1807, 27. Mai.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
»In der Jugend sieht man das Detail als Masse, die Masse als Detail; im Alter umgekehrt.«
1807, etwa Juni.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
»Die Welt ist wie ein Strom, der in seinem Bette fortläuft, bald hier bald da zufällig Sandbänke ansetzt und von diesen wieder zu einem andern Wege genöthigt wird. Das geht Alles so hübsch und bequem und nach und nach; dagegen die Wasserbaumeister eine große Noth haben, wenn sie diesem Wesen entgegenarbeiten wollen.«
b.
»Man ist sehr übel dran, daß man den Aerzten nicht recht vertraut und doch ohne sie sich gar nicht zu helfen, weiß.«
c.
»Wir sind nicht daraus eingerichtet, das Leben zu verlassen, wenn es nichts mehr werth ist und da muß derjenige immer noch gepriesen werden, der es als erträglich haltbar verspricht.«
d.
»Daß die Pfaffen so dumm gewesen, sich ein solches Besitzthum, wie ein Bad, ein Gesundbrunnen ist, entgehen zu lassen und keine Anlagen und Anstalten für Wunderkuren damit zu verbinden, wie beim Teich Bethesda.« – »Die Naturlehre war damals völlig getrennt von der Idee; das Ideale war bloß geistlich, christlich, und in der Natur, glaubte man, seien Zauberer, Gnomen, die alle unter dem Teufel standen. Die Welt gehörte dem Teufel, selbst bis auf Luther.«
1807, 2. Juni.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
»Man kann schon einen nicht, geschweige denn viele unter einen Hut bringen, denn jeder setzt ihn sich anders zurecht!« Bei Gelegenheit von einem Apophthegma im Zinkgräf.
1807, 6. Juni.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
»Man muß nicht auf die Sachen böse werden; denn das thut den Sachen ganz und gar nichts – sagt Marc Aurel. – Also indigniren die Menschen mich dann und wann wohl, aber die Sachen finden mich immer entschlossen.«
1807, 13. Juni.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Abends mit Goethe spazieren. Jugendgeschichten aus Wetzlar. Gouë, Gotter, v. Born etc. Geheime Ritterorden. Mystifikationen. Zu der Zeit, wo ganz Deutschland seinen »Götz von Berlichingen« bewunderte, befand sich Goethe in größter Verlegenheit, wie er das Papier dazu bezahlen sollte: denn er hatte mit Merck gemeinschaftlich es drucken lassen, jener den Druck, er das Papier besorgt, und hernach in Commission gegeben, aber sein Lebtag nicht einen Heller dafür eingenommen. Zinkgräf Apophth.: »Wer einen Stein nicht allein erheben mag, der soll ihn auch selbander liegen lassen.«
1807,1. Juli.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Als ich in Elnbogen einiges gezeichnet hatte, rieth er mir, Everdingen's Sachen zu studiren, weil ich das Aperçu der Silhouette habe.
1807, 8. Juli.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
»Die Kunst stellt eigentlich nicht Begriffe dar, aber die Art, wie sie darstellt, ist ein Begreifen, ein Zusammenfassen des Gemeinsamen und Charakteristischen, d.h. der Stil.«
1807, 10. Juli.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
»Die Götter haben im menschlichen Körper eine unmögliche Synthese geleistet: das Thier und den Menschen zu verbinden. Die Eingeweide kommen alle übereinander zu stehen, da sie bei den Thieren hängen, in der Wampe. Sie hätten auch den Vogeltypus nehmen können; dann,« scherzte er, »legten die Weiber Eier und brüteten sie aus; dann u.s.w.«
1807, 14. Juli.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
»Das Stück [›Amphitryon‹ von Kleist] enthält nichts Geringeres, als eine Deutung der Fabel ins Christliche, in die Überschattung der Maria vom heiligen Geist. So ist's in der Scene zwischen Zeus und Alkmene. Das Ende ist aber klatrig: der wahre Amphitryon muß es sich gefallen lassen, daß ihm Zeus diese Ehre angethan hat; sonst ist die Situation der Alkmene peinlich und die des Amphitryon zuletzt grausam.«
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