1807, 23. Juli.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
und Friedrich Heinrich Himmel
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
und Friedrich Heinrich Himmel
1807, 24. Juli.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
a.
»Die Bildung wird zwar von einem Wege (in's Holz) angefangen, aber auf ihm nicht vollendet. Einseitige Bildung ist keine Bildung. Man muß zwar von Einem Punkte aus-, aber nach mehreren Seiten hingehen. Es mag gleichviel sein, ob man seine Bildung von der mathematischen, oder philologischen oder künstlerischen Seite her hat, wenn man sie nur hat; sie kann aber in diesen Wissenschaften allein nicht bestehen. Die Wissenschaften einzeln sind gleichsam nur die Sinne, mit denen wir den Gegenständen Face machen; die Philosophie ober die Wissenschaft der Wissenschaften ist der sensus communis. Aber so wie es lächerlich wäre, wenn einer das Sehen durch das Hören, das Hören durch das Sehen compensiren und ersetzen wollte, sich bemühte, die Töne zu sehen statt zu hören: so ist es lächerlich, durch Mathematik die übrigen Erkenntnißarten zu compensiren und vice versa, so in allen übrigen; oder es wird eine Phantasterei. Daher giebt es jetzt so manche Phantasten, die ohne positive Kenntnisse durch phantastische Combination dessen, was von jenen öffentlich verlautet, sich das Ansehen tiefer Einsicht in das Wesen einer jeden zu geben wissen. Exempla sunt odiosa.«
b.
»Die stoische Philosophie ist – wie ich schon sonst bemerkte – eine Philosophie für die Armen, nämlich beruhend auf dem Abweisen des Objects als in nostra potestate non situm.«
1807, 30. Juli.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
1807, 1. August.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
1807, 2. August.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
a.
Fernow hatte das Bouterweck'sche Buch über die französische Literatur schon gestern den 1. August gebracht, worin der lustige Vorschlag zu einer Tragödie: daß man einer Dame das Herz ihres Geliebten zu essen giebt. Mittags nach Tische über Bouterwecks Vorschlag uns lustig gemacht und das Trauerstiel schematisiert. Zu einer romantischen Tragödie, worin man das Herz eines Liebhabers der Geliebten zu essen giebt, entwarf Goethe das Scenario.
b.
»Alle Philosophie über die Natur bleibt doch nur Anthropomorphismus, d.h. der Mensch, eins mit sich selbst, theilt allem, was er nicht ist, diese Einheit mit, zieht es in die seinige herein, macht es mit sich selbst eins.
Um die Natur zu erkennen, müßte er sie selbst sein. Was er von der Natur ausspricht, das ist etwas, d.h. es ist etwas Reales, es ist ein Wirkliches, nämlich in Bezug auf ihn. Aber was er ausspricht, das ist nicht alles, es ist nicht die ganze Natur, er spricht nicht die Totalität derselben aus.
Wir mögen an der Natur beobachten, messen, rechnen, wägen etc. wie wir wollen, es ist doch nur unser Maß und Gewicht, wie der Mensch das Maß der Dinge ist. Das Maß könnte größer oder kleiner sein, es ließe sich mehr oder weniger damit abmessen, aber das Stück, das Gewebe, bleibt nach wie vor, was es ist, und nichts weiter von ihm als seine Ausdehnung in Bezug auf den Menschen ist durch jene Operation ausgesprochen. Mit Duodecimal- oder Decimalmaß wird nichts von der sonstigen anderweitigen Natur des Dinges ausgesprochen und verrathen.
Dies zur Verständigung und Vereinigung mit denen, welche noch von Dingen an sich sprechen. Ob sie gleich von den Dingen an sich nichts sagen können, eben weit es Dinge an sich, das heißt außer Bezug auf uns und wir auf sie sind, und sie alles, was wir von den Dingen sagen, für unsere Vorstellungsart halten (wobei nur zu bemerken ist, daß es nicht bloße Vorstellungsart sein kann, sondern das Ding in unserer Vorstellungsart, von ihr bekleidet), so leuchtet doch daraus soviel ein, daß sie mit uns darin einig sind, daß, was der Mensch von den Dingen aussagt, nicht ihre ganze Natur erschöpft, daß Sie dieses Ausgesagte nicht nur allein, einzig, sondern noch viel mehr und anderes sind. Und das ist doch wahr; denn man entdeckt täglich mehr Relationen der Dinge zu uns, empfindet ihnen noch immer etwas ab. Das heißt die Dinge sind unendlich. Das wissen wir ja. Mit einem Worte: der Mensch spricht das Objekt nicht ganz aus. Aber was er davon ausspricht, das ist ein reales, wäre es auch nur seine Idiosyncrasie, das heißt der Bezug, den es auf ihn allein hat. Wäre das nicht, wer sollte den Bezug aussprechen? Der Mensch ist in dem Augenblicke, als er das Objekt ausspricht, unter und über ihm, Mensch und Gott in einer Natur vermittelt. Wir sollten nicht von Dingen an sich reden, sondern von dem Einen an sich. Dinge sind nur nach menschlicher Ansicht, die ein verschiedenes und mehreres setzt. Es ist alles nur Eins; aber von diesem Einen an sich zu reden, wer vermag es?
Dinge sind ja selbst nur Verschiedenheiten, durch den Menschen gesetzt und gemacht; und die Verschiedenheiten, die er setzt und macht, wird er ja wohl auch als solche Verschieden heiten, nämlich als das wofür er sie erkennt, als verschieden aussprechen können!«
c.
Über Tisch: Betrachtungen über die Natur, welche, immer dieselbe, zu verschiedenen Sinnen anders rede. »Die Farbe ist für's Auge, aber sie ist nicht bloß für's Auge. Das Blaue z.B. ist etwas, kein bloßer Name; es ist ein Chemisches, es beruht auf der Natur des Körpers. Daher die Farben auch zu fühlen sein müssen etc.«
1807, 3. August.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
1807, 8. August.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
a.
»Es sind zwei Formeln, in denen sich die sämmtliche Opposition gegen Napoleon befassen und aussprechen läßt, nämlich: Afterredung (aus Besserwissenwollen) und Hypochondrie.«
b.
»Wenn ein Weib einmal vom rechten Wege ab ist, dann geht es auch blindlings und rücksichtslos auf dem bösen fort, und der Mann ist nichts dagegen, wenn er auf bösen Wegen wandelt; bei ihr aber wirkt dann die bloße Natur.«
1807, August.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
a.
»Die Phänomene, wenn man sie auch gut apercevirt hat, werden immer wieder dadurch entstellt und zu Grunde gerichtet, daß man sie aus der jedesmaligen Philosophie zu erklären und dieser zu subsummiren sucht, so wie umgekehrt die herrschende Philosophie sich wieder solche physische Vorstellungsarten aneignet, die in ihren Kram dienen, z.B. die Naturphilosophie die Newton'sche Lehre, damit sie auch hier alles aus dem Lichte ableiten können.«
b.
»Der Mann soll gehorchen, das Weib soll dienen. Beide streben nach der Herrschaft. Jener erreicht sie durch Gehorchen, diese durch Dienen. Gehorchen ist dicto audientem esse; dienen heißt zuvorkommen. Jedes Geschlecht verlangt vom dem andern, was es selbst leistet, und erfreut sich dann erst: der Mann, wenn ihm das Weib gehorcht (was er selbst thut und thun muß); das Weib, wenn ihr der Mann dient, zuvorkommt, aufmerksam, galant und wie es heißen mag ist. So tauschen sie in der Liebe ihre Rollen um; der Mann dient, um zu herrschen, das Weib gehorcht, um zu herrschen.«
1807, 13. August
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
1807, 18. August.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Man wird in philisterhaften Äußerungen immer finden, daß der Kerl immer zugleich seinen eignen Zustand ausspricht, indem er den fremden negirt, und daß er also den seinigen als allgemein sein sollend verlangt. Es ist der blindeste Egoismus, der von sich selbst nichts weiß, und nicht weiß, daß der der andern ebensoviel Recht hätte, den seinigen auszuschließen, als der seinige hat, den der andern.«
1807, 28. August.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
a.
»Der böse Wille, der den Ruf eines bedeutenden Mannes gern vernichten möchte, bringt sehr oft das Entgegengesetzte hervor: er macht die Welt aufmerksam auf eine Persönlichkeit, und da die Welt, wonicht gerecht, doch gleichgültig ist, so läßt sie sich's gefallen nach und nach die guten Eigenschaften desjenigen gewahr zu werden, den man ihr auf das schlimmste zu zeigen Lust hatte. Ja, es ist sogar im Publikum ein Geist des Widerspruchs, der sich dem Tadel wie dem Lobe entgegensetzt, und im ganzen braucht man nur nach Möglichkeit zu sein, um gelegentlich zu seinem Vortheil zu erscheinen; wobei es dann hauptsächlich darauf ankommt, daß die Augenblicke nicht allzu kritisch werden und der böse Wille nicht die Oberhand habe zur Zeit, wo er vernichten kann.«
b.
1807, Ende August oder Anfang September.
Mit Anton Genast
Mit Anton Genast
1 In der »Zeitung für die elegante Welt.«
1807, 3. September.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
1807, 26. September.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
1807,1. October.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
a.
Mit Goethe im Garten; über Motive und über Geschichte der Philosophie. »Die Wissenschaften bilden sich auch aus und im Gegensatze. Das Zeitalter der Sophisten forderte den natürlichen Menschenverstand und das rechtliche Gefühl des Sokrates. Das Zeitalter der Scholastiker einerseits das Sittliche des Petrarca und in der Physik den Forschungsgeist des Roger Baco u.s.w.«
b.
»Die norddeutschen Poesien, insonderheit die moralischen Lieder, kommen mir vor wie die reformirten Kirchen, die auch ohne Bilder sind.«
1807, 7. October.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
1807, 13. October.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
1807, 21. October.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
1807, October und November.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Aber das hêgemonikon muß auch die Einsicht haben, und den Soldaten die gehörige Erholung lassen.
An den Franzosen sieht man recht die Zusammenwirkung von Geist und Leib, die ganze Armee ist ein Mensch, der keine Anstrengung, keine Ermattung und nichts scheut.
Das Ganze ist ein großer Riese, dem vielleicht hie und da ein Finger oder eine Hand verloren geht, oder ein Bein u.s.w. abgeschossen wird, das er wie der Fierabras ersetzt, aber den Kopf verliert er nie.«
1807, 11. November.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
1807, 24. November.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Goethes Aperçu über die Alchymisten, welche die drei Ideen – Gott, Tugend und Unsterblichkeit – in der Empirie darstellen wollen durch den Stein der Weisen als die prima materia, nämlich vis-á-vis von
Gott,Gold,
Tugend,Gesundheit,
Unsterblichkeit,ewiges Leben,
als die Allmacht: Sana mens in corpore sano.
1807, 25. November.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
1807, 26. November.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
1807, 6. December.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Seitdem man die dunkeln Empfindungen und Ahnungen des unendlichen Zusammenhangs der Geister- und Körperwelt (Mystik) allgemeiner und öffentlich auszusprechen anfängt, ist Keiner, der nicht das in Worten bestritte, was er in Empfindung und Ahnung gelebt und geleistet hat.
Die sublimirten Gefühle der Liebe ausgesprochen erregen den Widerspruch aller nicht so Gesinnten. ›Das ist Überspannung, krankhaftes Wesen‹ – heißt es da. Als wenn Überspan nung, Krankheit nicht auch ein Zustand der Natur wäre! Die sogenannte Gesundheit kann nur im Gleichgewicht entgegengesetzter Kräfte bestehen, wie das Aufheben derselben entsteht und besteht nur aus einem Vorwalten der einen über die andern, so daß der Zustand hypersthenisch und asthenisch heißen würde, wenn man sthenisch als das Harmonische (als die Indifferenz) setzen wollte.«
1807, 7. December.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
1807, Ende (?).
Mit Friedrich Theodor Kräuter
Mit Friedrich Theodor Kräuter
»Glaubt mir, guter Kräuter! es ist keine Kleinigkeit, sich solchen nassen Dreck auf das Gesicht schmieren zu lassen.«
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