> Gedichte und Zitate für alle: Woldemar von Biedermann : Gespräche Goethes 1807-2 (45)

2019-10-03

Woldemar von Biedermann : Gespräche Goethes 1807-2 (45)






1807, 23. Juli.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
und Friedrich Heinrich Himmel 


»Vocalmusik heißt sie, weit man beim (jetzigen) Singen nur die Vocale hört.«

1807, 24. Juli. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer



a. 
»Die Bildung wird zwar von einem Wege (in's Holz) angefangen, aber auf ihm nicht vollendet. Einseitige Bildung ist keine Bildung. Man muß zwar von Einem Punkte aus-, aber nach mehreren Seiten hingehen. Es mag gleichviel sein, ob man seine Bildung von der mathematischen, oder philologischen oder künstlerischen Seite her hat, wenn man sie nur hat; sie kann aber in diesen Wissenschaften allein nicht bestehen. Die Wissenschaften einzeln sind gleichsam nur die Sinne, mit denen wir den Gegenständen Face machen; die Philosophie ober die Wissenschaft der Wissenschaften ist der sensus communis. Aber so wie es lächerlich wäre, wenn einer das Sehen durch das Hören, das Hören durch das Sehen compensiren und ersetzen wollte, sich bemühte, die Töne zu sehen statt zu hören: so ist es lächerlich, durch Mathematik die übrigen Erkenntnißarten zu compensiren und vice versa, so in allen übrigen; oder es wird eine Phantasterei. Daher giebt es jetzt so manche Phantasten, die ohne positive Kenntnisse durch phantastische Combination dessen, was von jenen öffentlich verlautet, sich das Ansehen tiefer Einsicht in das Wesen einer jeden zu geben wissen. Exempla sunt odiosa.«
b.
»Die stoische Philosophie ist – wie ich schon sonst bemerkte – eine Philosophie für die Armen, nämlich beruhend auf dem Abweisen des Objects als in nostra potestate non situm.«


1807, 30. Juli. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer 


Bei Gelegenheit einer [Adam] Müller'schen Vorlesung über das spanische Drama: »Alles Spinozistische in der poetischen Produktion (oder: Was in der poetischen Produktion Spinozismus ist wird in der kritischen Reflexion Machiavellismus.)«


1807, 1. August. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer 


Bei Gelegenheit eines geistreichen, wiewohl malitiösen Urtheils über »Corinna« [der Stael] von Reinhard: Goethe ist einer von den gutwilligen Lesern, die das Brod des Autors mit der Butter guten Willens überstreichen und so die Lücken zukleben, wenn sie nicht gar zu groß sind: »R. ißt das Brod trocken, und da kann er freilich sonderbare Dinge erzählen von dem, wie es ihm geschmeckt.«


1807, 2. August. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer

a.
Fernow hatte das Bouterweck'sche Buch über die französische Literatur schon gestern den 1. August gebracht, worin der lustige Vorschlag zu einer Tragödie: daß man einer Dame das Herz ihres Geliebten zu essen giebt. Mittags nach Tische über Bouterwecks Vorschlag uns lustig gemacht und das Trauerstiel schematisiert. Zu einer romantischen Tragödie, worin man das Herz eines Liebhabers der Geliebten zu essen giebt, entwarf Goethe das Scenario.

b. 

»Alle Philosophie über die Natur bleibt doch nur Anthropomorphismus, d.h. der Mensch, eins mit sich selbst, theilt allem, was er nicht ist, diese Einheit mit, zieht es in die seinige herein, macht es mit sich selbst eins.

Um die Natur zu erkennen, müßte er sie selbst sein. Was er von der Natur ausspricht, das ist etwas, d.h. es ist etwas Reales, es ist ein Wirkliches, nämlich in Bezug auf ihn. Aber was er ausspricht, das ist nicht alles, es ist nicht die ganze Natur, er spricht nicht die Totalität derselben aus.

Wir mögen an der Natur beobachten, messen, rechnen, wägen etc. wie wir wollen, es ist doch nur unser Maß und Gewicht, wie der Mensch das Maß der Dinge ist. Das Maß könnte größer oder kleiner sein, es ließe sich mehr oder weniger damit abmessen, aber das Stück, das Gewebe, bleibt nach wie vor, was es ist, und nichts weiter von ihm als seine Ausdehnung in Bezug auf den Menschen ist durch jene Operation ausgesprochen. Mit Duodecimal- oder Decimalmaß wird nichts von der sonstigen anderweitigen Natur des Dinges ausgesprochen und verrathen.

Dies zur Verständigung und Vereinigung mit denen, welche noch von Dingen an sich sprechen. Ob sie gleich von den Dingen an sich nichts sagen können, eben weit es Dinge an sich, das heißt außer Bezug auf uns und wir auf sie sind, und sie alles, was wir von den Dingen sagen, für unsere Vorstellungsart halten (wobei nur zu bemerken ist, daß es nicht bloße Vorstellungsart sein kann, sondern das Ding in unserer Vorstellungsart, von ihr bekleidet), so leuchtet doch daraus soviel ein, daß sie mit uns darin einig sind, daß, was der Mensch von den Dingen aussagt, nicht ihre ganze Natur erschöpft, daß Sie dieses Ausgesagte nicht nur allein, einzig, sondern noch viel mehr und anderes sind. Und das ist doch wahr; denn man entdeckt täglich mehr Relationen der Dinge zu uns, empfindet ihnen noch immer etwas ab. Das heißt die Dinge sind unendlich. Das wissen wir ja. Mit einem Worte: der Mensch spricht das Objekt nicht ganz aus. Aber was er davon ausspricht, das ist ein reales, wäre es auch nur seine Idiosyncrasie, das heißt der Bezug, den es auf ihn allein hat. Wäre das nicht, wer sollte den Bezug aussprechen? Der Mensch ist in dem Augenblicke, als er das Objekt ausspricht, unter und über ihm, Mensch und Gott in einer Natur vermittelt. Wir sollten nicht von Dingen an sich reden, sondern von dem Einen an sich. Dinge sind nur nach menschlicher Ansicht, die ein verschiedenes und mehreres setzt. Es ist alles nur Eins; aber von diesem Einen an sich zu reden, wer vermag es?

Dinge sind ja selbst nur Verschiedenheiten, durch den Menschen gesetzt und gemacht; und die Verschiedenheiten, die er setzt und macht, wird er ja wohl auch als solche Verschieden heiten, nämlich als das wofür er sie erkennt, als verschieden aussprechen können!«
c.
Über Tisch: Betrachtungen über die Natur, welche, immer dieselbe, zu verschiedenen Sinnen anders rede. »Die Farbe ist für's Auge, aber sie ist nicht bloß für's Auge. Das Blaue z.B. ist etwas, kein bloßer Name; es ist ein Chemisches, es beruht auf der Natur des Körpers. Daher die Farben auch zu fühlen sein müssen etc.«


1807, 3. August. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer


Goethe bemerkte bei der Müller'schen Vorlesung über die spanische Poesie und seinem Lobe von Schlegels Übersetzung des Calderon: »Sie sei denn doch nur ein ausgestopfter Fasan gegen einen wirklichen, aber ein gut ausgestopfter.« Es ist dies ein treffender Vergleich für die Wirkung der Übersetzung gegen das Original, zumal der modernen. Bei Voß paßt es nun ausdrücklich; wo es noch die Federn des Alten sind, dieselbe Epidermis (im Silbenfall).


1807, 8. August. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer

a.
»Es sind zwei Formeln, in denen sich die sämmtliche Opposition gegen Napoleon befassen und aussprechen läßt, nämlich: Afterredung (aus Besserwissenwollen) und Hypochondrie.«
b.
»Wenn ein Weib einmal vom rechten Wege ab ist, dann geht es auch blindlings und rücksichtslos auf dem bösen fort, und der Mann ist nichts dagegen, wenn er auf bösen Wegen wandelt; bei ihr aber wirkt dann die bloße Natur.«


1807, August. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer 

a.
»Die Phänomene, wenn man sie auch gut apercevirt hat, werden immer wieder dadurch entstellt und zu Grunde gerichtet, daß man sie aus der jedesmaligen Philosophie zu erklären und dieser zu subsummiren sucht, so wie umgekehrt die herrschende Philosophie sich wieder solche physische Vorstellungsarten aneignet, die in ihren Kram dienen, z.B. die Naturphilosophie die Newton'sche Lehre, damit sie auch hier alles aus dem Lichte ableiten können.«
                                                             b.
»Der Mann soll gehorchen, das Weib soll dienen. Beide streben nach der Herrschaft. Jener erreicht sie durch Gehorchen, diese durch Dienen. Gehorchen ist dicto audientem esse; dienen heißt zuvorkommen. Jedes Geschlecht verlangt vom dem andern, was es selbst leistet, und erfreut sich dann erst: der Mann, wenn ihm das Weib gehorcht (was er selbst thut und thun muß); das Weib, wenn ihr der Mann dient, zuvorkommt, aufmerksam, galant und wie es heißen mag ist. So tauschen sie in der Liebe ihre Rollen um; der Mann dient, um zu herrschen, das Weib gehorcht, um zu herrschen.«


1807, 13. August 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer


»Die femmes auteurs (und wohl überhaupt) fassen die Männer nur unter der Form des Liebhabers auf und stellen sie dar; daher alle Helden in weiblichen Schriften die Gartenmanns-Figur machen.« – Goethe äußerte: Coquetterie ist Egoismus in der Form der Schönheit. Die Weiber sind rechte Egoisten, indem man nur in ihr Interesse fällt, sofern sie uns lieben oder wir ihre Liebhaber machen, oder sie uns zu Liebhaber wünschen. Eine ruhige, freie, absichtslose Theilnahme und Beurtheilung fällt ganz außer ihrer Fähigkeit. Sie sehen alles nicht etwa nur aus ihrem Standpunkt, sondern in persönlichem Bezug auf sich. Die Weiber bestreben sich innerlich und äußerlich anmuthig liebenswürdig zu erscheinen, zu gefallen mit Einem Worte, und wenn wir dieselbe thun, so nennen sie uns eitel.
1807, 18. August. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer

»Der Philister negirt nicht nur andere Zustände, als der seinige ist, er will auch, daß alle übrigen Menschen auf seine Weise existiren sollen. Er geht zu Fuß und ist sein Lebenlang zu Fuß gegangen. Nun sieht er jemand in einem Wagen fahren. Was das für eine Narrheit ist, ruft er aus, zu fahren, sich dahin schleppen lassen von Pferden! Hat der Kerl nicht Beine! wozu sind denn die Beine anders als zum Gehen? Wenn wir fahren sollten, würde uns Gott keine Beine gegeben haben! – Was ist es denn aber auch weiter! Wenn ich mich auf einen Stuhl setze und Räder unten anbringe und Pferde vorspanne, so kann ich auch fahren so gut wie jener. Das ist keine Kunst!

Man wird in philisterhaften Äußerungen immer finden, daß der Kerl immer zugleich seinen eignen Zustand ausspricht, indem er den fremden negirt, und daß er also den seinigen als allgemein sein sollend verlangt. Es ist der blindeste Egoismus, der von sich selbst nichts weiß, und nicht weiß, daß der der andern ebensoviel Recht hätte, den seinigen auszuschließen, als der seinige hat, den der andern.«


1807, 28. August. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer


a. 

»Der böse Wille, der den Ruf eines bedeutenden Mannes gern vernichten möchte, bringt sehr oft das Entgegengesetzte hervor: er macht die Welt aufmerksam auf eine Persönlichkeit, und da die Welt, wonicht gerecht, doch gleichgültig ist, so läßt sie sich's gefallen nach und nach die guten Eigenschaften desjenigen gewahr zu werden, den man ihr auf das schlimmste zu zeigen Lust hatte. Ja, es ist sogar im Publikum ein Geist des Widerspruchs, der sich dem Tadel wie dem Lobe entgegensetzt, und im ganzen braucht man nur nach Möglichkeit zu sein, um gelegentlich zu seinem Vortheil zu erscheinen; wobei es dann hauptsächlich darauf ankommt, daß die Augenblicke nicht allzu kritisch werden und der böse Wille nicht die Oberhand habe zur Zeit, wo er vernichten kann.«

b. 

Zu Bolza; [Gasthofsbesitzer in Karlsbad] ... erzählte Goethe vom Dichter Zachariä, mit dem er in Leipzig, noch als Student gegessen, und der sie junge Leute dort recht lieb gehabt.


1807, Ende August oder Anfang September. 
Mit Anton Genast

Als wir [vom Leipziger Gesammtgastspiel] nach Weimar zurückgekehrt waren, ging ich zu Goethe, um ihm über alle Vorkommnisse Rapport abzustatten. Er empfing mich mit den Worten: »Nun, Ihr habt euch ja recht wacker gehalten, und unsere Gesellschaft hat, wie ich von allen Seiten höre, Ehre eingelegt; besonders hat Mahlmann gewichtige Worte über unser Streben gesprochen.1 Der Mann hat vollkommen recht: Virtuosität muß von der dramatischen Kunst ferngehalten werden, keine einzelne Stimme darf sich geltend machen, Harmonie muß das Ganze beherrschen, wenn man das Höchste erreichen will. Darum laßt uns in unserem Streben so fortfahren; denn manches findet sich noch, was, besser in's Auge gefaßt, zu größerer Geltung gebracht werden kann. An Ausdauer von meiner Seite, gutem Willen und Fleiß vonseiten des Personals fehlt es nicht, und so ist mit der Zeit das Beste zu erwarten.«

1 In der »Zeitung für die elegante Welt.«


1807, 3. September. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer 


Gespräch über Einrichtungen des Lebens und Verfahrens bei jetzigen politischen Umständen; was ein junger Mensch zu thun habe. Es ist weiter nichts, als das gesellschaftliche Betragen, ausgedehnt auf eine größere Gesellschaft, auf Franzosen u.s.w.


1807, 26. September. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer


»Vernunftkultur hätten am Ende einzig nur die Frommen; bei den andern (Jakobi etc.)gewinnt zuletzt der Verstand doch die Überhand, daß man das höchste zu irdischen Zwecken benutzt. So eine sinnlich verständige Kultur, wie z. E. Wegwoods, sei auch schätzbar, und schätzbarer als diese. Es seien zu allen Zeiten nur die Individuen, welche für die Wissenschaft gewirkt. Nicht das Zeitalter. Das Zeitalter war's, das den Sokrates durch Gift hinrichtete, das Zeitalter, das Huß verbrannt; die Zeitatler sind immer sich gleich geblieben.«


1807,1. October. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer

a.
Mit Goethe im Garten; über Motive und über Geschichte der Philosophie. »Die Wissenschaften bilden sich auch aus und im Gegensatze. Das Zeitalter der Sophisten forderte den natürlichen Menschenverstand und das rechtliche Gefühl des Sokrates. Das Zeitalter der Scholastiker einerseits das Sittliche des Petrarca und in der Physik den Forschungsgeist des Roger Baco u.s.w.«
                                                                                   b.
»Die norddeutschen Poesien, insonderheit die moralischen Lieder, kommen mir vor wie die reformirten Kirchen, die auch ohne Bilder sind.«


1807, 7. October. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer


Bei Gelegenheit von Görres dummem Urtheil über Goethe, und daß Tieck, Runge und Jean Paul die einzigen Dichter seien: »So lieb' ich sie aber!« sagte G. Noch ward bemerkt, daß einzelne Menschen einzelne Organe constituiren und ausmachen: Gehör, Auge, Verstand, Gedächtniß u.s.w.


1807, 13. October. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer 


Früh zu Goethe. Geschrieben über Baco u. Verulam, das Haupt aller Philister, und darum ihnen so auch zu Rechte.


1807, 21. October. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer


»Die Geschichte der Wissenschaften ist eine große Fuge, in der die Stimmen der Völker nach und nach zum Vorschein kommen.«


1807, October und November. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer 


»Der Mensch ist wie eine Republik oder vielmehr wie ein Kriegsheer: Hand, Fuß und alle Gliedmaßen dienen und helfen zu dem Zwecke, den sich das Haupt vorgesetzt hat, und ermüden nicht, beseelt von der Vorstellung des Zwecks; darum nennen es auch die Alten das hêgemonikon.

Aber das hêgemonikon muß auch die Einsicht haben, und den Soldaten die gehörige Erholung lassen.

An den Franzosen sieht man recht die Zusammenwirkung von Geist und Leib, die ganze Armee ist ein Mensch, der keine Anstrengung, keine Ermattung und nichts scheut.

Das Ganze ist ein großer Riese, dem vielleicht hie und da ein Finger oder eine Hand verloren geht, oder ein Bein u.s.w. abgeschossen wird, das er wie der Fierabras ersetzt, aber den Kopf verliert er nie.«

1807, 11. November. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer


Goethe trug mir eines Morgens, den 11. November 1807 auf der Reise nach Jena, die ganze Idee und Tendenz seines Gedichts [»Pandora«] so umständlich und ausführlich vor, daß es mir leid that, sie nicht auf der Stelle niederschreiben zu können, sowohl um ihn künftig daran zu erinnern, als auch um die kleinen anmuthigen Züge und Ausschmückungen nicht zu verlieren, die einen augenblicklich improvisirten Vortrag vor dem mit Reflexion und Bedenklichkeit abgefaßten auszeichnen.


1807, 24. November. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer

Goethes Aperçu über die Alchymisten, welche die drei Ideen – Gott, Tugend und Unsterblichkeit – in der Empirie darstellen wollen durch den Stein der Weisen als die prima materia, nämlich vis-á-vis von 

Gott,Gold,

Tugend,Gesundheit,

Unsterblichkeit,ewiges Leben,

als die Allmacht: Sana mens in corpore sano.


1807, 25. November. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer 


»Was die Menschen bei ihren Unternehmungen nicht in Anschlag bringen und nicht bringen können, und was da, wo ihre Größe am herrlichsten erscheinen sollte, am auffallendsten waltet – der Zufall nachher von ihnen genannt, – das ist eben Gott, der hier unmittelbar mit seiner Allmacht eintritt und sich durch das Geringfügigste verherrlicht.«


1807, 26. November. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer 


Goethes Vorschlag (wahrscheinlich scherzhaft), die Weiber in gewissen Fächern des Finanz- und Kammerwesens zu brauchen, wurde von mir verworfen.


1807, 6. December. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer

»So wie etwas ausgesprochen wird, sogleich wird ihm auch widersprochen, wie der Ton gleich sein Echo hat.

Seitdem man die dunkeln Empfindungen und Ahnungen des unendlichen Zusammenhangs der Geister- und Körperwelt (Mystik) allgemeiner und öffentlich auszusprechen anfängt, ist Keiner, der nicht das in Worten bestritte, was er in Empfindung und Ahnung gelebt und geleistet hat.

Die sublimirten Gefühle der Liebe ausgesprochen erregen den Widerspruch aller nicht so Gesinnten. ›Das ist Überspannung, krankhaftes Wesen‹ – heißt es da. Als wenn Überspan nung, Krankheit nicht auch ein Zustand der Natur wäre! Die sogenannte Gesundheit kann nur im Gleichgewicht entgegengesetzter Kräfte bestehen, wie das Aufheben derselben entsteht und besteht nur aus einem Vorwalten der einen über die andern, so daß der Zustand hypersthenisch und asthenisch heißen würde, wenn man sthenisch als das Harmonische (als die Indifferenz) setzen wollte.«


1807, 7. December. 
Mit Friedrich Wilhelm Riemer 


Äußerte Goethe: »Jean Paul ist das personificirte Alpdrücken der Zeit.«


1807, Ende (?). 
Mit Friedrich Theodor Kräuter 


[Als Goethe einen Abguß seiner von Weißer gefertigten Gesichtsmaske bei Kräuter sah, sagte er:]

»Glaubt mir, guter Kräuter! es ist keine Kleinigkeit, sich solchen nassen Dreck auf das Gesicht schmieren zu lassen.«



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