1803
1803, April.
Mit Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
Mit Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
Mit den Calderon'schen Werken haben Sie mir das größte Vergnügen gemacht und mich zum wärmsten Dank verpflichtet. Ich hatte gleich Gelegenheit, sie Goethe zu geben, der gegenwärtig hier [in Jena] ist. Er ist auch von dem zweiten Stück [»Über allen Zauber Liebe«] entzückt und von dem ersten aufs neue durchdrungen, von dem er sagt: keine Zunge könne aussprechen, wie gut es sei. Er erkennt die Einheit desselben Geistes in beiden und hätte nicht übel Lust, beide aufführen zu lassen, wenn nur nicht einige Veränderungen zu diesem Behuf, nur um sie auch nicht durch die äußere Wirkung zu entheiligen, besonders in Ansehung der »Andacht zu dem Kreuz« nothwendig wären.
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Dr. Schelver aus Halle... hat die hiesige botanische Lehrstelle erhalten ..... Er ist bereits hier und Goethe äußerst wohl mit seinen ersten Schritten und Arbeiten zufrieden.
1803, August.
Mit Pius Alexander Wolff
und Christian Gottfried Grüner
Mit Pius Alexander Wolff
und Christian Gottfried Grüner
1803, Oktober und November.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
a.
»Wer nicht das Mechanische vom Handwerk kennt, kann nicht urtheilen: den Meister kann niemand und den Gesellen nur der Meister meistern.«
b.
»Es ist so gefährlich in die Ferne sittlich zu wirken. Spricht man mit einem Freund, so fühlt man seine Lage und mildert die Worte nach dem Augenblick; entfernt spricht man nicht recht oder trifft nicht zur rechten Zeit.«
c.
»Es geht nichts über den Genuß würdiger Kunstwerke, wenn er nicht auf Vorurtheil, sondern auf würdiger Kenntniß ruht.«
d.
»Die große Nothwendigkeit erhebt, die kleine erniedrigt den Menschen.«
e.
»Fast bei allen Urtheilen (in der deutschen Literatur) waltet nur der gute oder böse Wille gegen die Poeten, und die Fratze des Parteigeistes ist mir mehr zuwider, als irgend eine andere Carricatur.«
f.
»Ein Glück ist's, daß jedem nur sein eigner Zustand zu behagen braucht.«
g.
»Wenn man nicht immer in der Welt lebt, so sieht man sie anfangs wieder mit verwunderten Augen an, und, so gut man sie kennt, machen einen die neuen Erscheinungen wieder auf kurze Zeit aufmerksam, bis man denn das alte plumpe Märchen wieder bald gewahr wird.«
h.
»Ich sehe immer mehr, daß jeder nur sein Handwerk ernsthaft treiben und das Übrige alles lustig nehmen soll. Ein paar Verse, die ich zu machen habe, interessiren mich mehr, als viel wichtigere Dinge, auf die mir kein Einfluß gestattet ist, und wenn ein jeder das gleiche thut, so wird es in der Stadt und im Hause wohl stehen.«
i.
»Man ist in einem gewissen Alter an einen gewissen Ideengang gewöhnt; das Neue, was man sieht, ist nicht neu und erinnert mehr an unangenehme als angenehme Verhältnisse, und ganz vorzügliche Gegenstände begegnen einem doch selten.«
k.
»Einer Gesellschaft von Freunden harmonische Stimmung zu geben und manches aufzuregen, was bei den Zusammenkünften der besten Menschen so oft nur stockt, sollte von Rechtswegen die beste Wirkung der Poesie sein.«
l.
»Die Gelehrsamkeit auf dem Papier und zum Papier hat gar zu wenig Reiz für mich. Man glaubt nicht, wie viel Todtes und Tödtendes in der Wissenschaft ist, bis man mit Ernst und Trieb selbst hineinkommt, und durchaus scheint mir die eigentlich wissenschaftlichen Menschen mehr ein sophistischer als ein wahrheitsliebender Geist zu beleben. Doch, es mag jeder sein Handwerk treiben.«
m.
»Die Hausgenossenschaft hat das Eigene, daß sie wie eine Blutsverwandtschaft zum Umgang nöthigt, da man gute Freunde seltner sieht, wenn man sich erst sie zu besuchen oder einzuladen entschließen soll.«
1803, November (?).
Über des Grafen Reuß-Köstritz
Verlangen nach Goethes Bildnis
Über des Grafen Reuß-Köstritz
Verlangen nach Goethes Bildnis
1803, November und December (?).
Über »Delphine« der Baronin von Stael
Über »Delphine« der Baronin von Stael
1803, December.
Über Anne Germaine de Staël-Holstein
Über Anne Germaine de Staël-Holstein
1803, December (?).
Bei Johann Heinrich Voß
Bei Johann Heinrich Voß
1803, Ende December (?).
Mit Karl Ferdinand Fröhlich
Mit Karl Ferdinand Fröhlich
Es schlug endlich zehn und ich eilte nun nach Goethes Wohnung, wo ich mich als einen Landsmann und guten Bekannten seiner Familie melden ließ. Ich war sofort vorgelassen, traf ihn jedoch nicht allein, sondern in Gesellschaft einer ziemlich martialisch aussehenden Dame. Ich hatte ihn nur ein paar mal und immer nur einige Augenblicke gesehen, wenn er auf Besuch in Frankfurt war ..... Bei seinem Anblick erstarrte mir das Blut fast in den Adern, und das Herz war mir, wie die Frankfurter sagen, so ziemlich in die Schuhe gefallen. Nur stotternd konnte ich mein Anliegen vorbringen, bei dem sein sich verfinsternder Blick mir eiskalt durch die Adern schauerte. Ich stammelte, daß ich, seine Werke lesend, eine unwiderstehliche Neigung für die Bühne geschöpft, daß sein Wilhelm meine Liebe zur Schauspielkunst auf's höchste gesteigert habe, nannte ein Dutzend Rollen, die ich schon einstudirt, vergaß aber in der Bestürzung unglücklicherweise einige aus seinen Stücken zu nennen, obgleich ich auch den »Egmont« auswendig gelernt. Als mich der finstere Mann endlich fragte, ob ich seine Briefe an ihn mitgebracht, und ich ihm hierauf den Geniestreich, den ich gemacht, und zu dem mich hauptsächlich sein Wilhelm veranlaßt, eingestand, da legte sich seine Stirn noch mehr in Falten, nur ein kurzes »So! so!« entwischte noch seinen Lippen, und nachdem er gefragt, wo ich wohne, verabschiedete er mich, mit der Bedeutung, er würde mich das Weitere wissen lassen, ich solle mich indessen ruhig in meinem Gasthof verhalten.
Wie mißmuthig mich der gegen alle Erwartungen glaciale Empfang und die unfreundliche Aufnahme gestimmt, kann man sich denken. Mehr Antheil, so schien es, habe noch die neben meinem steifen Landsmann stehende heroische Dame an mir genommen, wenigstens schienen dies ihre Blicke zu verrathen; denn sie war während der ganzen Scene stumm ..... Als ich mit einer stummen Verbeugung aus dem Zimmer war, ward es mir wieder leichter ums Herz, und ich erkundigte mich bei einem dienstbaren Geist, wer die Dame sei, die ich gesehen, worauf mir der Bescheid wurde: eine Französin, die sich Madame von Stael nenne.
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Schon war ich sechs Tage daselbst, ohne daß ich weiter etwas von Goethe und Schiller gehört hätte und fing an zu glauben, daß mich ersterer ganz vergessen habe, als sich am Morgen des siebenten plötzlich meine Thür öffnete und hereintrat – mein Großoheim, der Oberpfarrer von Homburg. Er grüßte mich mit den Worten: »Du heilloser Galgenstrick, was machst Du für Streiche?« worauf noch eine lange Strafpredigt und die Erklärung folgte, ich habe mich sofort reisefertig zu machen .....
Ich sah mich verrathen und verkauft, hatte weder von Goethe noch von Schiller, noch von allen Musensöhnen Weimars und Jenas mehr etwas zu hoffen, und trat... die Heimreise.. mit meinem Oheim an... Goethe habe ich auch nie wieder gesehen, aber später erfahren, daß er mich gewissermaßen unter polizeiliche Aufsicht in meinem Gasthof hatte stellen lassen. Gleich nachdem ich ihn verlassen, hatte er an seine Mutter nach Frankfurt geschrieben und dieser meine Anwesenheit in Weimar und mein Begehren an ihn gemeldet. Frau Rath Goethe aber war nach Empfang dieses Briefs zu meinen Eltern geeilt, ihnen dessen In halt mitzutheilen.
1803 (?).
Über die »Zeitung für die elegante Welt«
[Mit Bezug auf die Vignette dieser Zeitschrift, welche einen, auf einem mit Greifen bespannten Radgestelle fahrenden Flügelknaben vorstellt.] Bei der »Eleganten Zeitung« schlug er vor, den Buben, der die Greifen zügelt, umzukehren und dem Publikum das Gesäß zeigen zu lassen.
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