Archiv des Dichters und Schriftstellers
Und so hab’ ich mich denn einer besondern Gunst des leitenden Geistes zu erfreuen, ich sehe zwanzig Bände ästhetischer Arbeiten in geregelter Folge vor mir stehen, so manchen anderen der sich unmittelbar anschließt, mehrere sodann gewissermaßen im Widerspruch mit dem poetischen Wirken, so daß ich den Vorwurfzerstreuter und zerstückelter Tätigkeit befürchten müßte, wenn derjenige getadelt werden könnte, der, dem eigenen Triebe seines Geistes folgend, zugleich aber auch durch die Forderung der Welt angeregt, sich bald hic bald da versuchte und die Zeit die man einem jeden auszuruben vergönnt, mit vermannigfaltigtem Bestreben auszufüllen wußte.
Das Übel freilich, das daher entstand, war, daß bedeutende Vorsätze nicht einmal angetreten, manch löbliches Unternehmen im Stocken gelassen wurde, Ich enthielt mich manches auszuführen, weil ich bei gesteigerter Bildung das Bessere zu leisten hoffte, benutzte manches Gesammelte nicht, weil ich es vollständiger wünschtc, zog keine Resultate aus dem Vorliegenden, weil ich übereilten Ausspruch fürchtete.
Übersah ich nun öfters die große Masse, die vor mir lag, gewahrte ich das Gedruckte, teils geordnet, teils ungeordnet, teils geschlossen, teils Abschluß erwartend, betrachtete ich wie es unmöglich sei, in späteren Jahren alle die Fäden wieder aufzunehmen, die man in früherer Zeit hatte fallen Jassen, oder wohl gar solche wieder anzuknüpfen, von denen das Ende verschwunden war, so fühlte ich mich in wehmütige Verworrenheit versetzt, aus der ich mich, einzelne Versuche nicht abschwörend, auf eine durchgreifende Weise zu retten unternahm, Die Hauptsache war eine Sonderung aller der bei mir ziemlich ordentlich gehaltenen Fächer, die mich mehr oder weniger früher oder später beschäftigten; eine reinliche ordnungsgemäße Zusammenstellung aller Papiere, besonders solcher, die sich auf mein schriftstellerisches Leben beziehen, wobei nichts vernachlässigt noch unwürdig geachtet werden sollte.
Dieses Geschäft ist nun vollbracht; ein junger, frischer, in Bibliotheks- und Archivsgeschäften wohlbewanderter Mann hat es diesen Sommer über dergestalt geleistet, daß nicht allein Gedrucktes und Ungedrucktes, Gesammeltes und Zerstreutes vollkommen geordnet beisammen steht, sondern auch die Tagebücher, eingegangene und abgesendete Briefe in einem Archiv beschlossen sind, worüber nicht weniger ein Verzeichnis, nach allgemeinen und besondern Rubriken, Buchstaben und Nummern aller Art gefertigt, vor mir liegt, so daß mir sowohl jede vorzunehmende Arbeit höchst erleichtert, als auch denen Freunden, die sich meines Nachlasses annehmen möchten, zum Besten in die Hände gearbeitet ist. Den näheren ausführlichern Inhalt jenes bibliothekarisch-archivarischen Verzeichnisses lege ich nach und nach in diesen Heften vor, wobei ich manche an mich gelangte besondete Anfrage zu erwidern gedenke; was ich aber Größeres sogleich nach jener Leistung zu unternehmen gedrungen war, sagt nachstehender Aufsatz umständlicher.
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