Der Lattenzaun
Es war einmal ein Lattenzaun
mit Zwischenraum hindurch zuschaun. Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da - und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus. Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum. Ein Anblick grässlich und gemein
drum zog ihn der Senat auch ein. Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od Ameriko.
Es war einmal ein Lattenzaun
mit Zwischenraum hindurch zuschaun. Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da - und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus. Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum. Ein Anblick grässlich und gemein
drum zog ihn der Senat auch ein. Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od Ameriko.
Die Kugeln
Palmström nimmt Papier aus seinem Schube.
Und verteilt es kunstvoll in der Stube.
Und nachdem er Kugeln draus gemacht.
Und verteilt es kunstvoll, und zur Nacht.
Und verteilt die Kugeln so (zur Nacht),
daß er, wenn er plötzlich nachts erwacht,
daß er, wenn er nachts erwacht, die Kugeln
knistern hört und ihn ein heimlich Grugeln
packt (daß ihn dann nachts ein heimlich Grugeln
packt) beim Spuk der packpapiernen Kugeln....
Der Gaul
Es läutet beim Professor Stein.
Die Köchin rupfe die Hühner.
Die Minna geht: Wer kann das sein? -
Ein Gaul steht vor der Türe.
Die Minna wirft die Türe zu.
Die Köchin kommt: Was gibt's denn?
Das Fräulein kommt im Morgenschuh.
Es kommt die ganze Familie.
"Ich bin, verzeihn Sie", spricht der Gaul,
"der Gaul vom Tischler Bartels.
Ich brachte Ihnen dazumaul
die Tür- und Fensterrahmen!"
Die vierzehn Leute samt dem Mops,
sie stehn, als ob sie träumten.
Das kleinste Kind tut einen Hops,
die andern stehn wie Bäume.
Der Gaul, da keiner ihn versteht,
schnalzt bloß mal mit der Zunge,
dann kehrt er still sich ab und geht
die Treppe wieder hinunter.
Die dreizehn schaun auf ihren Herrn,
ob er nicht sprechen möchte
"Das war", spricht der Professor Stein
"ein unerhörtes Erlebnis!... "
Der Traum der Magd
Am Morgen spricht die Magd ganz wild:
»Ich hab heut nacht ein Kind gestillt -
ein Kind mit einem Käs als Kopf -
und einem Horn am Hinterschopf!
Das Horn, o denkt euch, war aus Salz
und ging zu essen, und dann -«
»Halt's -
halt's Maul!« so spricht die Frau, »und geh
an deinen Dienst, Zä-zi-li-ê!«
Am Morgen spricht die Magd ganz wild:
»Ich hab heut nacht ein Kind gestillt -
ein Kind mit einem Käs als Kopf -
und einem Horn am Hinterschopf!
Das Horn, o denkt euch, war aus Salz
und ging zu essen, und dann -«
»Halt's -
halt's Maul!« so spricht die Frau, »und geh
an deinen Dienst, Zä-zi-li-ê!«
Was stört so schrill die stille Nacht?
Was sprüht der Lichter Lüstrepracht?
Das ist das Fest des Wüstlings!
Was huscht und hascht und weint und lacht?
Was cymbelt gell? Was flüstert sacht?
Das ist das Fest des Wüstlings!
Die Pracht der Nacht ist jach entfacht!
Die Tugend stirbt, das Laster lacht!
Das ist das Fest des Wüstlings!
(Zu flüstern)
Christian Morgenstern Gedichte: Zwischen Weinen und Lachen
Hochgeladen am 02.03.2010 von martfeldspielt
Die zwei Wurzeln
Zwei Tannenwurzeln groß und alt
unterhalten sich im Wald.
Was droben in den Wipfeln rauscht,
das wird hier unten ausgetauscht.
Ein altes Eichhorn sitzt dabei
und strickt wohl Strümpfe für die zwei.
Die eine sagt: knig. Die andre sagt: knag.
Das ist genug für einen Tag.
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