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2020-01-30

J.W.v.Goethe: Aphorismen Geologie



Steine sind stumme Lehrer; sie machen den Beobachter stumm, und das Reste, was man von ihnen lernt, ist nicht mitzuteilen.

Die Vernunft hat nur über das Lebendige Herrschaft; die entstandene Welt, mit der sich die Geognosie abgibt, ist tot. Daher kann es keine Geologie geben, denn die Vernunft hat hier nichts zu tun.
Wenn ich ein zerstreutes Gerippe finde, so kann ich es zusammenlesen und aufstellen; denn hier spricht die ewige Vernunft durch ein Analogon zu mir, und wenn es das Riesenfaultier wäre.

Was nicht mehr entsteht, können wir uns als entstehend nicht denken. Das Entstandene begreifen wir nicht.

Der allgemeine neuere Vulkanismus ist eigentlich ein kühner Versuch, die gegenwärtige unbegreifliche Welt an eine vergangene unbekannte zu knüpfen.

Ursache der Vulkane 

Eine allgemeine wirkliche, die sich allgemein manifestiert hat und noch manifestiert. Uranfängliches Glühen des Erdkörpers.

Hauptsächlich wirkend bei der Entstehung der Oberfläche. Immerfort wirkend.

Aus der Tiefe nach oben. Folge jenes Universellen im Einzelnen. wird angenommen

Jeder Vulkan steht mit dem glühenden und noch auf den Schichten und Klüften; siedenden Erdkörper in die untermeerischen und Konnexion.

Eine allgemeine dynamische, die sich im besondern manifestiert hat und noch manifestiert. Disposition der Erdoberfläche, sich differenzieren zu lassen durch Schichten und Klüfte.
Auch die Wasserwirkung ist unleugbar.

Neuerregtes Peripheriefeuer.

Folge eines von Zeit zu Zeit sich manifestierenden galvanischen Prozesses, wozu Wasser nötig ist.

Die Anlage findet sich in glühenden und noch auf den Schichten und Klüften; die untermeerischen und Ufer-Vulkane werden durch Wasser, die der Hochgebirge durch den schmelzenden ewigen Schnee erregt, wozu denn immer gewisse Lokalschichten und Bedingungen nötig sind.

Hypothese über den Basalt

Das große, die Erde überdeckende Meer hatte aus seiner Masse schon die sogenannten Grundgebirge abgesetzt, als es in einen siedenden Zustand geriet, indem gewisse Teile der darin enthaltenen Materien aufeinander freier und kräftiger als vorher wirkten; in dieser heißen Epoche setzten sich die Basalte nieder; und da sie im allgemeinen vorüber war, hatte noch so viel erhitzbare Materie zugleich niedergeschlagen, daß in der Nähe des Meeres noch bis auf den heutigen Tag Vulkane fortbrennen können. Basalte waren also Ausgeburten eines allgemeinen vulkanischen Meeres; hier waren keine Krater nötig; hier kein Ausfluß, sondern ein großer, heißer, ausgebrannter Niederschlag. Die basaltische, noch nicht in den Mittelzustand versetzte Materie wirkte unter dem Wasser unaufhörlich fort; erzeugte Krusten; die Kräfte wirkten in verschlossenen Höhlen; sie häuften Decke auf Decke, zerrissen sie wieder, Schmelzungen geschahen im Innern und Ausdehnungen; so stiegen die vulkanischen Inseln und Wogenberge in die Höhe, so füllten sich ungeheure Meerbusen aus, so entstanden ganze vulkanische Uferreihen. Hier liegt also die Verwandtschaft der Basalte und Vulkane.

Man sieht bei näherer Betrachtung, daß man die chemischen und mechanischen Wirkungen nicht so streng sondern kann, als es wohl gewöhnlich geschieht.

Ist die mechanische Wirkung in früheren Zeiten weniger merkbar, so geht die chemische doch durch alle Epochen sehr entschieden durch.

Elementar-Erscheinung (Geometrische Elemente) ,
Grund und Urphänomene Fälle.
Anwendung, Abweichung

Trost in der innern Regelmäßigkeit und Konsequenz der Natur.
Große Massen, einfache Formen
Mannigfaltigere bis zur vollkommensten Form
Mannigfaltigste der Mensch
Kugelform
Sonne Planeten
Abweichungen
Ring des Saturn
Kometen
Wo die Schwere einfach wirkt
Ausbeute der Mineralogie
Geognosie Ähnlichkeit, ja Gleichheit der Steinarten
Wichtigkeit, da wir mit wenigem Aufwand von Aufmerksamkeit die ganze Welt kennen lernen Einheit der chemischen Niederschläge
Sukzession.

Drei Epochen zeigen sich bei der Weltbildung:

1. Kristallisationslust, Bestreben zueinander, sich aneinander zu schließen, sich zu durchdrängen, zu gestalten.

2. Epoche des Isolierens, die Elemente treten für sich, weisen die andern ab, sind selbständig, halten sich rein.

3. Die Elemente werden gleichgültig, vermischen sich, sind nebeneinander. Alle diese Eigenschaften behält die anorganische Natur lebendig für ewige Zeiten; sie schiebt aber diese ihre Reihenfolge wie Neperische Stäbchen aneinander hin und bringt eben dadurch die inkalkulabeln Erscheinungen hervor, die den Anschein der Vorzeit, Mitzeit und Nachzeit mit sich tragen.

Wenn man von Uranfängen spricht, so sollte man uranfänglich reden, d. h. dichterisch; denn was unsrer tagtäglichen Sprache anheimfällt: Erfahrung, Verstand, Urteil, alles reicht nicht hin. Als ich mich in diese wüsten Felsklüfte vertiefte, war es das erstemal, daß ich die Poeten beneidete.

Alles Elementare müssen wir energischer denken, den Chemismus höher, die Anziehung der Erde stärker. Überhangende Felsen zogen die im Wasser schwebenden schweren Teile an sich als dynamischen nicht Niederschlag, sondern Seitenschlag. Teile derselbigen Auflösung mochten zu gleicher Zeit niedersinken; daher das" Zweideutige mancher Erscheinungen. Daß die Solideszenz jedesmal mit Erschütterung begleitet war, ist als wichtig zu beachten.

Die ältesten Elpochen durchaus übereinstimmender und allgemeiner; die neueren durchaus partieller, mehr oder weniger unähnlich.

In der Urzeit Selbständigkeit der Elemente.

Auflösung im nassen und trocknen Wege.

Gleiche Auflösung des ersten Chaos. Nicht allein der ersten Erden, sondern aller Salze, Metalle.

Wenn man sieht, wie innig die Natur verbindet, so läßt sich auf die innige Auflösung schließen, in der sie die Körper gehalten haben muß, ehe sie fest und Körper wurden.

Wie schwer fällt es der Analyse, zu scheiden, was die Natur vereinigt hat, und wieviel geht bei jeder Scheidung verloren. Sollte man also weit vom Ziele irren, wenn man alle bekannten und unbekannten irdischen Substanzen oder einfachen irdischen Naturen in einer allgemeinen Auflösung in dem ersten Chaos dächte. Was wir im groben Sinn Elemente nennen: Grundstoffe und andere Stoffe waren innig verbunden gewesen.

Um so mehr war dies möglich und notwendig, da eine, mit der andern verbunden, mehr von der dritten und dann so fort auflöste, daß also eine allgemeine Auflösung so möglich als notwendig scheint.

Hervortreten des Unterschiedenen 

1. Bei der Scheidung manifestieren sich sogleich mehrere, bald nachher die meisten der mineralischen Naturen, die uns die Chemie als einfache unzerlegbare darstellt.

2. Diese Naturen erscheinen meist gemischt mit andern, doch mehr oder weniger auch für sich allein, in großen Massen, oder gewissen Massen einverleibt.

3. Diese Naturen zeigen in ihrem gemischteren oder einfacheren Zustande gewisse Formen, Gestaltungen, ein eignes äußeres Ansehen.

4. Eine große, über eine weite Erdstrecke verbreitete unter sich ähnliche Masse nennt man eine Formation.

5. Dergleichen Formationen wiederholen sich ihrem Inhalt nach in späteren Epochen.

6. Sie wiederholen sich auch der äußeren Gestalt, dem äußeren Ansehen nach in späteren Epochen.

Das dem Austrocknen an freier Luft zugesellte Zurückziehen gegen sich selbst (Retrait) und das damit verbundene Zerreißen einer Masse kann nicht geachtet werden, indem die von uns eingeschärfte Solideszenz weit höher steht; sie ist mit Belebung und Erweiterung der Masse verbunden; dem gefrornen Wasser genügt nicht der vorige Raum, ja bei der höchsten Solideszenz der Kristallisation wird Feuchtigkeit mit ins anorganische Leben aufgenommen.

Der ganze Bau unserer Erde ist aus der Kristallisation zu erklären.

Alles, was mit einer gewissen Freiheit sich verkörpert, sucht die runde Form.

Zertrümmerungen. Solideszenz.

So ist die äußere regelmäßige beständige Form die Vollendung eines Dinges. Der Quarz kann lang in Gängen gepreßt, in Felsen zusammengefaßt, in Gebirgen verteilt sein und dann, wenn er frei wird, wenn seine inneren Teile und innere Natur sich nach ihren eigenen ewigen Gesetzen zusammenfinden können, dann entsteht der Kristall, und wir können sagen, im Bergkristall zeigt sich der Quarz vollendet.

Behaupten, eine Sache zeige nicht an, was sie sei, heißt ebensoviel als sagen, sie sei nicht, was sie sei, oder die Erkenntniskraft des Menschen sei nicht imstande, sich einen richtigen Begriff zu fassen.

Warum soll ich auf ein Such-Glas schelten, weil die Linse des Mikroskops stärker ist und mir mehr an dem zu untersuchenden Körper zeigt.

habitus.

Nicht allein der freie Stoff, sondern auch das Derbe und Dichte drängt sich zur Gestalt: ganze Massen sind von Natur und Grund aus kristallinisch; in einer gleichgültigen formlosen Masse entsteht durch stöchiometrische Annäherung und Übereinander greifen die porphyrartige Erscheinung, welche durch alle Formationen durchgeht.

Die schönste Metamorphose des unorganischen Reiches ist, wenn beim Entstehen das Amorphe sich ins Gestaltete verwandelt. Jede Masse hat hiezu Trieb und Recht. Der Glimmerschiefer verwandelt sich in Granaten und bildet oft Gebirgsmassen, in denen der Ghmmer beinahe ganz aufgehoben ist und nur als geringes Bindungsmittel sich zwischen jenen Kristallen befindet.

In flachen Gruben oder Gefäßen erweichter Lehm spaltet sich beim Eintrocknen in fünf- und vierseitige Tafeln.
Alle Gebirgsarten vom ältesten Granit bis zur letzten Flözschicht spalten sich in gewisse Formen, die mehr oder wenig rhombisch miteinander Ähnlichkeit haben.
Ziegelsteine, einem allzu heftigen Feuer ausgesetzt, trennen sich in säulenförmige Bildungen. Trennung der Masse zu Gestalten.
Gestaltung der Masse in sich, kristallinisch.
Kristallisation in Freiheit.
Abgesonderte Kristallisation innerhalb der Masse.
Das Porphyrartige.
Neigung der Trapp-Formation, der Säulengestalt. Neigung einer jeden einfachen Gebirgsart zu regelmäßigerer Gestalt.
Sie kommt nicht immer zur Erscheinung.

Innerer Zusammenhang der Erde (Lissaboner Erdbeben!): sie hängt aber eigentlich virtuell zusammen, nicht durch Höhlungen und Klüfte, sondern durch stetigen Bau und unmittelbare Berührung—daher die Möglichkeit einer galvanischen Kette.

Das mittlere Wirken der Welt-Genese sehen wir leidlich klar und vertragen uns ziemlich darüber; Anfang und Ende dagegen, jenen in den Granit, dieses in den Basalt gesetzt, werden uns ewig problematisch bleiben.

Auch tut mir die Vorstellungsart eines simultanen oder schnell sukzessiven Werdens am meisten Genüge.

Und dann ist man immer noch nicht an den Handgriffen der Natur.

So gestehe ich gern, daß ich da noch oft simultane Wirkungen erblicke, wo andere schon eine sukzessive sehen; daß ich in manchem Gestein, das andere für ein Konglomerat, für ein aus Trümmern Zusammengeführtes und Zusammengebackenes halten, ein auf Porphyrweise aus einer heterogenen Masse in sich selbst Geschiedenes und Getrenntes und sodann durch Konsolidation Festgehaltenes zu schauen glaube. Hieraus folgt, daß meine Erklärungsart sich mehr zur chemischen als zur mechanischen hinneigt.

Gestörte Formation 

Zu diesem Begriff haben wir schon Worte. Wir sagen Trümmer-Porphyr, Trümmer-Achat usw. und drücken dadurch auf eine mechanische Weise aus, was wir vor Augen sehen. Ein Gestein, das ein Ganzes war, scheint zertrümmert und ist doch wieder ein Ganzes. Wir nennen künftig dieses Gestörte Formation. Ein Gestein wollte sich bilden; es ward gestört und bildete sich doch. Wir müssen von allem mechanischen Zerstören durchaus absehen; durch irgendeinen physischen Reiz ward ein Werdendes geschreckt, im Innersten erschüttert, aber nicht zerbrochen, um weniges verschoben, aber nicht gewaltsam verrückt. Es lassen sich diese Erscheinungen bis aufs Zarteste nachweisen.

Elektrische, galvanische, nicht Schläge, sondern Entwickelungen aus einem Innern, dessen Trennung und Suchen bei der Solideszenz zu einem abermaligen Trennen und Suchen aufgefordert wird. Zu diesem Anschauen müssen wir uns erheben, welches bei der gegenwärtigen Lage der physischen Chemie gar nicht einmal schwer werden darf.

Der Trümmerachat ist eine unter dem Werden im Augenblick der schon sich bildenden Solideszenz gestörte Gangformation; die Salbänder mögen sich schon auf einen gewissen Grad befestigt haben, ein streitiger Achat ist gebildet, die chalzedonartige Mitte aber noch feucht und unentschieden. In diesem Augenblick ergibt sich in dem untern Teile eine Leere, eine Ausdehnung, wohin sich die feuchte Masse hinsenken kann. Bei diesem sachten Niederströmen nimmt sie nun die zur Seite soeben gebildeten Achatstreifen mit, schiebt sie gegen- und durcheinander, so lange, bis die Bewegung aufhört, da nun das Ganze zusammen erstarrt.

So auffallend auch dieses Phänomen sich erweist, so kommt es doch bei näherer Betrachtung anderer Bildung, wenn schon nicht so entschieden, vor.

Ich untersuche nicht, wie die Gänge sich gebildet haben, aber man gibt eine sukzessive Solideszenz von den Salbändern nach der Mitte zu; in den labyrinthischen Gängen der Gebirge kann daher ein Ab- und Zugang gar wohl gedacht werden: eine frühere oder spätere Solideszenz, ein Niederschlag, ein Festwerden aus einer Infusion, sie sei simultan oder sukzessiv.

Doch brech ich lieber ab, weil man bei so abstrusem Gegenstande immer Gefahr läuft, selbst abstrus und ein Finsterling zu werden.

Unter unsern Augen entstehen Analoga von Urbreccien; wenn nämlich das Eis eines Flusses aufgeht und die Schollen nebeneinander lierziehen, augenblicklich aber ein Frost eintritt und das Zertrümmerte wieder zum Ganzen packt, so ist das gefrorne, schon zu Eis solideszierte Wasser vollkommen gleich mit dem noch fließenden und sodann erstarrenden Wasser, und das Ganze ist nun ein Eins, als wenn es nicht anders gewesen wäre. In diesem Sinne an- gesehen werden gar manche Breccien auszulegen sein.

Was hat man sich nicht mit dem Granit beschäftigt! man hat ihn mit in die neueren Epochen herangezogen, und doch entsteht keiner mehr vor unsern Augen. Geschah es im tiefsten Meeresgrunde, so hätten wir keine Kenntnis davon.

Der Granit ist durch Kristallisation entstanden.
An ihm ist keine Gravitation zu bemerken.
So auch die nächsten Gebirge an ihm.
Je weiter es von ihm wegkommt, je mehr nimmt die Schwere überhand, bis zuletzt bei den Flözen nur eine Spur von Kristallisation bleibt.

Angenommen, daß der Granit die älteste Gebirgsart sei.
Die Wände, Lager, Massen, Bänke desselben von mannigfaltiger Gestalt, Abteilung, Trennung bei allgemeinen Hauptrichtungen.
Das Verhältnis seiner drei Teile höchst mannigfaltig und verschieden: von dem feinkörnigsten, wo die Teile kaum zu erkennen sind, bis zu demjenigen, der wegen seiner großen Kristalle porphyrartig genannt wird.
Diese Zwillingskristalle, eigentlich kristallisierter Granit, wo der Feldspat die Oberhand und das Gestaltende hat.
Schmale Lager in demselben von Feldspat mit eingesprengtem Quarz, schon Schriftgranit zu nennen. Ein gewisses Schwanken ist zu bemerken.
In entschiedenen Schriftgranit geht er über. Feldspat als Masse, in den der Quarz sich regelmäßig, hakenförmig einsetzt.

Feldspat von dendritischem Ansehen.
Zu dieser Gestaltung durch den Glimmer genötigt.
Schörlnester im Granit.
Andeutung von Glimmerkugeln in demselben.
Diese Glimmerkugeln erscheinen häufiger und größer in dem Verhältnis, in welchem der Granit seine Dreieinigkeit aufgibt.
Feldspat, Glimmer und Quarz spielt ein jeder nunmehr seine eigene Rolle.
Diese Glimmerkugeln finden sich sehr groß bei Ellnbogen, in dem Granit, wo der Feldspat sich zu jenen Zwillingskristallen bildete, den Glimmer abstieß und ihm die Freiheit ließ, sich selbst zu sammeln. Daß Glimmerkugeln aber gleichzeitig sind mit der Gebirgsbildung, in welcher sie sich finden, zeigt, daß auch Feldspat-Zwillingskristalle sich in denselben geformt haben.
Es ist höchst unterhaltend und unterrichtend, wie die drei Wesen: Quarz, Feldspat und Glimmer, auseinander treten und jeder für sich sein eigenes Reich gründet.

Zinnformation 

Obgleich der Granit, chemisch betrachtet, mehrere Bestandteile sowohl metallischer als erdiger Natur enthalten mag, so sind doch die Kiesel- und Tonerden darin überwiegend; jene erscheint am reichsten in dem eingemischten Quarze, beide zusammen bilden Feldspat und Glimmer, den ersten meist gestaltlos, den zweiten oft tafel- und säulenartig, den dritten hingegen feinblättrig gebildet. Solange diese drei sichtbare und fühlbare Bestandteile einander das Gleichgewicht halten, so daß alle mit- und nebeneinander sich befinden, sich aneinander schließen und ihre trinitarische Einheit behaupten, so behält das Gestein, wenn es sich auch noch so mannigfaltig in Farbe und Form seiner Teile darstellt, mit Recht den Namen des Granits und bildet hohe, weit ausgebreitete Grund-und Urgebirge.

Wenn aber in derselben das Übergewicht eines Teiles bemerklich ist, so deutet dieses sogleich darauf, daß irgendeine abweichende Epoche in der Nähe zu suchen sei.

Der Granit verwittert auch sehr gern in Kugel- und Eiform; man hat daher keineswegs nötig, die in Norddeutschland häufig gefundenen Blöcke, solcher Gestalten wegen, als im Wasser hin und her geschoben und durch Stoßen und Wälzen enteckt und entkantet zu denken.

Bei Beschauung der [thüringischen, mecklenburgischen und] preußischen Geschiebe enthält man sich nicht, sie für ausländisch zu erklären; die Ähnlichkeit mit den nordisch überseeischen Felsgebilden ist allzu auffallend, als daß man sich die Verwandtschaft verleugnen könnte; es fragt sich nur, wie man durch die Untiefen des Baltischen Meeres, durch welche Gewalt und auf welche Art und Weise man sie hierüber aufs trockne deutsche Land schafft.

Die Mineralienhändler beklagen sich, daß sich Liebhaberei zu ihrer Ware in Deutschland vermindere, und geben der eindringlichen Kristallographie die Schuld. Es mag sein; jedoch in einiger Zeit wird gerade das Bestreben, die Gestalt genauer zu erkennen, auch den Handel wieder beleben, ja gewisse Exemplare kostbarer machen.

Kristallographie sowie Stöchiometrie vollendet auch den Oryktognosten; ich aber finde, daß man seit einiger Zeit in der Lehrmethode geirrt hat. Lehrbücher zu Vorlesungen und zugleich zum Selbstgebrauch, vielleicht gar als Teile zu einer wissenschaftlichen Enzyklopädie, sind nicht zu billigen; der Verleger kann sie bestellen, der Schüler nicht wünschen.

Die Kristallographie, als Wissenschaft betrachtet, gibt zu ganz eignen Ansichten Anlaß. Sie ist nicht produktiv, sie ist nur sie selbst und hat keine Folgen, besonders nunmehr, da man so manche isomorphische Körper angetroffen hat, die sich ihrem Gehalte nach ganz verschieden erweisen . Da sie eigentlich nirgends anwendbar ist, so hat sie sich in dem hohen Grade in sich selbst ausgebildet. Sie gibt dem Geist eine gewisse beschränkte Befriedigung und ist in ihren Einzelnheiten so mannigfaltig, daß man sie unerschöpflich nennen kann, deswegen sie auch vorzügliche Menschen so entschieden und lange an sich festhält.

Etwas Mönchisch-Hagestolzenartiges hat die Kristallographie, und ist daher sich selbst genug. Von praktischer Lebenseinwirkung ist sie nicht: denn die köstlichsten Erzeugnisse ihres Gebiets, die kristallinischen Edelsteine, müssen erst zugeschliffen werden, ehe wir unsere Frauen damit schmücken können.

Ganz das Entgegengesetzte ist von der Chemie zu sagen, welche von der ausgebreitetsten Anwendung und von dem grenzenlosesten Einfluß aufs Leben sich erweist.

»Wer weiß etwas von Elektrizität,« sagte ein heiterer Naturforscher, »als wenn er im Finstern eine Katze streichelt oder Blitz und Donner neben ihm niederleuchten und rasseln?« Wie viel und wie wenig weiß er alsdann davon?

Minimum hinreichend zur Erregung der Differenz elementarer Erscheinungen.
Man könnte fragen, ob die Indifferenz nicht schwerer beizubehalten sei.
Man kann diesen Zweifel dadurch heben, wenn man einsieht, daß von Differenz zu Indifferenz ein lebendiges Schweben waltet und keins von beiden als ein bestehender Zustand angesehen werden kann.
Wie leicht die magnetische und turmalinische Wirkung zu erregen sei, haben wir gesehen. Die weit ausgebreitete Elektrizität wird auch durch ein Minimum erregt. Der Äther, den die Astronomen als die Raumerfüllung annehmen, welche schon in dem Grade entwickelt ist, daß sie die sich in ihm bewegenden Körper verbinden kann, enthält die uranfängliche Polarität, welche sich in dem Äther bildet, zu differenzieren geneigt, als Grund und Regel aller übrigen Differenzen [an]gesehen werden kann.

Die Differenz, die sich aus ihm entwickelt, ist das, was wir elektrische Erscheinung nennen, welche in einer augenblicklichen Trennung und Verbindung besteht.

Elektrizität 

Diese darf man wohl und im höchsten Sinne problematisch ansprechen. Wir betrachten sie daher vorerst unabhängig von allen übrigen Erscheinungen; sie ist das durchgehende allgegenwärtige Element, das alles materielle Dasein begleitet, und ebenso das atmosphärische; man kann sie sich unbefangen als Weltseele denken. Inwiefern sie sich nun ruhig verbirgt, sodann aber durch den geringsten Anlaß gestimmt wird, sich bald von dieser, bald von jener Seite zu zeigen, einen oder den andern Pol herauszukehren, sich anzuhäufen und von da sich unbemerkt wieder zu zerstreuen, oder aber wohl mit den gewaltsamsten und wunderbarsten Explosionen sich zu manifestieren, darüber möchte wohl schwer sein durch Erfahrung nachzukommen, ob sich schon nicht leugnen läßt, daß Barometer- und Thermometerstände darauf bedeutend einfließen mögen.

Zu bemerken 

Verwandtschaft des Wärmestoffes und des kohlensauren Gases.
Lange Bindung der Wärme durch mineralische Wasser.
Das Teplitzer hat ohngefähr 36 Grad und fällt über fünf Mühlen,
Winters ohne einzufrieren.

Der aufmerksame Beobachter der Witterungsbegebenheiten wird von vielen Seiten herauf den Gedanken getrieben: die den Erdball umgebende Atmosphäre nehme nicht nur, wie das Barometer ausweist, von der Meeresfläche aufwärts an Dichtigkeit, Schwere, Elastizität in stetiger Folge nach und nach ab, hinunterwärts aber zu; sondern es seien eben in diesem atmosphärischen Räume gewisse, geheime, konzentrische Kreise abgeschlossen, die sich, als besonders geeigenschaftet, gelegentlich manifestieren.

Die Darstellung der Wolkenformen zugleich mit den Berghöhen der Alten und Neuen Welt soll eigentlich nur im allgemeinsten den Begriff geben, daß die untersten Wolken sich mit der Erde horizontal legen, die höheren sich selbständig ballen, die höchsten nicht mehr von der Luft getragen, sondern aufgelöst werden. Die Disposition der Atmosphäre, die dies bewirkt, kann auf- und absteigen, so daß auch zunächst an der Erde Dunst und Nebel aufgelöst und in den Luftraum verteilt werden.

Mit den untern Regionen sind wir bekannt, und unsere Wetter- und Wolkenbeobachtungen beziehen sich bloß auf dieselben; in den höchsten Regionen scheint das Wasser kaum als Wasser mehr zu verweilen, sondern, in seine Elemente aufgelöst, in dem unendlichen Äther zu schweben, doch aber muß es durch Einwirkung der Tages- und Jahreszeit sich wieder herstellen, ja sogar als Schnee und Eis immerfort sich konsolidieren, wie denn die Gipfel des Chimborasso und der Himalayagebirge, denen man eine Höhe über 4000 Toisen zuschreibt, mit Eis vollkommen bedeckt sind.

Das Gesagte vor Augen wäre Folgendes zu betrachten: In der Witterungslehre kann verschiedenes Meßbare in Zahlen und Graden ausgedrückt und ein Maß bestimmt werden. Barometer- und Thermometerstand, Wind, geheime Feuchtigkeit und offenbare, ja die Farben des Himmels lassen sich messen und letztere durch die Grade eines Bogens bezeichnen. Die Wolkenlehre hingegen fordert eine höhere Aufmerksamkeit; wir haben zwar eine Terminologie, an die wir uns im ganzen halten können, die aber mit noch so viel Nebenbestimmungen nicht ausreichen, ja vielmehr nur verwirren dürfte.

Wir haben also hauptsächlich auf die Disposition der Atmosphäre zu sehen und inwiefern sie die Eigenschaft erreicht, alles Wasser in sich aufzunehmen und zu verteilen oder, solches geballt, zuletzt auch schichten- und streifenweis in sich zu hegen und zu tragen.


Zeitgenossen und Nachfahren


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