Der Granit als Unterlage aller geologischen Bildungen
Da wir von denen Gebirgslagen reden wollen, in der Ordnung, wie wir solche auf- und nebeneinander finden, so ist es natürlich, daß wir von dem
Granit den Anfang machen.
Denn es stimmen alle Beobachtungen, deren neuerdings
so viele angestellt worden, darin überein, daß er die tiefste Gebirgsart unseres Erdbodens ist, daß alle übrigen auf und
neben ihm gefunden werden, er hingegen auf keiner andern aufliegt, so daß er, wenn er auch nicht den ganzen
Kern der Erde ausmacht, doch wenigstens die tiefste Schale
ist, die uns bekannt geworden.
Es unterscheidet sich diese merkwürdige Gesteinart dadurch von allen andern, daß sie zwar nicht einfach ist, sondern aus sichtbaren Teilen besteht; jedoch zeigt der
erste Anblick, daß diese Teile durch kein drittes Mittel verbunden sind, sondern nur an- und nebeneinander bestehn und sich selbst untereinander festhalten. Wir nennen
diese voneinander wohl zu unterscheidenden Teile: Quarz,
Feldspat, Glimmer, wozu noch manchmal einige als Schörl hinzukommen.
Wenn wir diese Teile genau betrachten, so kömmt uns vor,
als ob sie nicht, wie man es sonst von Teilen denken muß,
vor dem Ganzen gewesen seien; sie scheinen nicht zusammengesetzt oder aneinander gebracht, sondern zugleich
mit ihrem Ganzen, das sie ausmachen, entstanden. Und obgleich nur der Glimmer öfters in seiner sechsseitigen, tafel- artigen Kristallisation erscheint, und Quarz und Feldspat, weil es ihnen an Raum gebrach, die ihnen eigenen Gestalten nicht annehmen konnten, so sieht man doch offenbar, daß der Granit durch eine lebendige, bei ihrem Ursprung sehr zusammengedrängte Kristallisation entstanden
ist. — Es sei uns erlaubt, auf die Entstehung desselbigen
und auf die Materie, woraus er entstanden, einige Schlüsse zu machen.
Da dem Menschen nur solche Wirkungen in die Augen
fallen, welche durch große Bewegungen und Gewaltsamkeit der Kräfte entstehen, so ist er jederzeit geneigt, zu
glauben, daß die Natur heftige Mittel gebraucht, um große
Dinge hervorzubringen, ob er sich gleich täglich an derselben eines anderen belehren könnte. So haben uns die Poeten ein streitendes, uneinig tobendes Chaos vorgebildet.
Man hat von dem Körper der Sonne ungeheure Massen abschöpfen, ins Unendliche schleudern und so unser Sonnensystem erschaffen lassen.
Mein Geist hat keine Flügel, um sich in die Uranfänge
emporzuschwingen. Ich stehe auf dem Granit fest und
frage ihn, ob er uns einigen Anlaß geben wolle, zu denken,
wie die Masse, woraus er entstanden, beschaffen gewesen.
Zeitgenossen und Nachfahren
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