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2020-02-21

J.W.v.Goethe: Aphorismen Biologie Metamorphose




Alles ist Blatt, und durch diese Einfachheit wird die größte Mannigfaltigkeit möglich.
Das Blatt hat Gefäße, die in sich verschlungen wieder ein Blatt hervorbringen, wo man ein krudes Bild durch Verschlingung zweier Linien sich formieren kann.

Der Punkt, wo die Gefäße sich treffen und dies eine Blatt zu bilden anfangen, ist der Knoten.
Dieser Knoten bringt nicht bloß das folgende Blatt hervor, sondern mehrere.

Ein Blatt, das nur Feuchtigkeit unter der Erde einsaugt, nennen wir Wurzel. Ein Blatt, das von der Feuchtigkeit ausgedehnt wird pp., Zwiebeln. Bulbus.
Ein Blatt, das sich gleich ausdehnt, einen Stiel. Stengel.
Der Hauptgrund dieser Hypothese ist die Betrachtung, daß der Keim oder das zu Entwickelnde aus mehr Teilen besteht, die miteinander verwandt sind, sich aber in der Entwicklung einander aufheben z. E.
Der Körper a b bestände aus sechs Fächern, die von Natur einander alle gleich wären, gleiches Maßes, gleicher Beschaffenheit; jeder dieser Teile hat zwei Seiten nach außen, außer c und h, welche außerdem noch eine Seite nach a und b haben.
Wir setzen den Teil c des Körpers in Erde und Wasser, so wird er nun Wasser anziehen, und alle seine Gefäße 123 werden mit Wasser ausgefüllt werden, oder vielmehr das Gefäß i wird sich so ausdehnen, daß es die beiden übrigen verdrängt.
Nur muß man dieses Exempel durchführen, noch besser aber dergestak anzeigen: i& t Hier tritt nun die Lehre von den verschiedenen Häuten ein.

Metamorphose im höheren Sinne durch Nehmen und Geben hat schon Dante trefflich geschildert. Die Metamorphose ist ein höherer Begriff, der über dem Regelmäßigen und Unregelmäßigen waltet, und nach welchem ebensogut die einfache Rose als die vielblättrige sich bildet; ebensogut die regelmäßige Tulpe als die wunderlichste der Orchideen hervorgebracht wird.
Auf diesem Wege verdeutlicht sich alles Gelingen und Mißlingen der Naturprodukte dem Adepten; das ewig lockere Leben ist ihm anschaulich, woraus die Möglichkeit hervorgeht, daß die Pflanzen sowohl in den günstigsten als ungünstigsten Umständen sich entwickeln, Art und Abart über alle Zonen verbreitet werden können.
Wenn eine Pflanze nach Innern Gesetzen, oder auf Einwirkung äußerer Ursacheh, die Gestalt, das Verhältnis ihrer Teile verändert, so ist dieses durchaus als dem Gesetz gemäß anzusehn und keine dieser Abweichungen als Miß- und Rückwuchs zu betrachten.
Mag sich ein Organ verlängern oder verkürzen, erweitern oder zusammenziehn, verschmelzen oder zerspalten, zögern oder sich übereilen, entwickeln oder verbergen, alles geschieht nach dem einfachen Gesetz der Metamorphose, welche durch ihre Wirksamkeit sowohl das Symmetrische als das Bizarre, das Fruchtende wie das Fruchtlose, das Faßliche wie das Unbegreifliche vor Augen bringt.

Der Forscher kann sich immer mehr überzeugen, wie Wenig und Einfaches, von dem ewigen Urwesen in Bewegung gesetzt, das Allermannigfaltigste hervorzubringen fähig ist. Der aufmerksame Beobachter kann, sogar durch den äußeren Sinn, das Unmöglichscheinende gewahr werden; ein Resultat, welches, man nenne es vorgesehnen Zweck oder notwendige Folge, entschieden gebietet, vor dem geheimnisvollen Urgründe aller Dinge uns anbetend niederzuwerfen.

Die Metamorphose ist ein Phänomen, das sich mir bei Betrachtung der Pflanzen jederzeit aufdringt, und das ich nicht bemerken kann, ohne daß zugleich der Begriff der Stetigkeit in mir entstehe.

Die Metamorphose ist ein Naturgesetz, nach welchem die Pflanzen in einer stetigen Folge ausgebildet werden.

Aus der Konsequenz der Organisation und aus der Möglichkeit, daß ein Teil eine andre Proportion annehmen kann, entsteht die Mannigfaltigkeit der Gestalt.

Einsicht in die Bedingungen, unter denen die Natur auf so mannigfaltigen Punkten sich stufenweise spezifiziert. Ausbildung der Organe ist Retardation oder Verminderung der Reproduktionskraft. Absonderung der Organe ist Ausbildung derselben.

So viel aber getraue ich mir zu behaupten, daß, wenn ein organisches Wesen in die Erscheinung hervortritt, Einheit und Freiheit des Bildungstriebes ohne den Begriff der Metamorphose nicht zu fassen sei.

Der Hauptbegriff, welcher, wie mich dünkt, bei jeder Betrachtung eines lebendigen Wesens zum Grunde liegen muß, von dem man nicht abweichen darf, ist, daß es mit sich selbst beständig, daß seine Teile in einem notwendigen Verhältnis gegen sich selbst stehn, daß nichts Mechanisches gleichsam von außen gebauet und hervorgebracht werde, obgleich Teile nach außen zu wirken und von außen Bestimmung annehmen.
Es liegt dieser Begrifif in dem ersten Versuche, die Metamorphose der Pflanzen zu erklären, zum Grunde.

Wenn ich eine entstandne Sache vor mir sehe, nach der Entstehung frage und den Gang zurückmesse, soweit ich ihn verfolgen kann, so werde ich eine Reihe Stufen gewahr, die ich zwar nicht nebeneinander sehen kann, sondern mir in der Erinnrung zu einem gewissen idealen Ganzen vergegenwärtigen muß.
Erst bin ich geneigt, mir gewisse Stufen zu denken; weil aber die Natur keinen Sprung macht, bin ich zuletzt genötigt, mir die Folge einer ununterbrochenen Tätigkeit als ein Ganzes anzuschauen, indem ich das Einzelne aufhebe, ohne den Eindruck zu zerstören.

Die geheime Verwandtschaft der verschiedenen äußern Pflanzenteile, als der Blätter, des Kelchs, der Krone, der Staubfäden, welche sich nacheinander und gleichsam auseinander entwickeln, ist von den Forschern im allgemeinen längst erkannt, ja auch besonders bearbeitet worden, und man hat die Wirkung, wodurch ein und dasselbe Organ sich uns mannigfaltig verändert sehen läßt, die Metamorphose der Pflanzen genannt.

Es zeigt sich uns diese Metamorphose auf dreierlei Art: regelmäßig, unregelmäßig und zufällig.
Die regelmäßige Metamorphose können wir auch die fortschreitende nennen: denn sie ist es, welche sich von den ersten Samenblättern bis zur letzten Ausbildung der Frucht immer stufenweise wirksam bemerken läßt und durch Umwandlung einer Gestalt in die andere, gleichsam auf einer geistigen Leiter, zu jenem Gipfel der Natur, der Fortpflanzung durch zwei Geschlechter, hinaufsteigt.

Aus dem Begriff der Metamorphose geht hervor, das ganze Pflanzenleben sei eine stetige Folge von merklichen und unmerklichen Abänderungen der Gestalt, von denen jene bestimmt und genannt werden, diese aber bloß als fortschreitende Zustände bemerkt kaum unterschieden, geschweige mit einem Namen gestempelt werden können.

Die Idee der Metamorphose ist eine höchst ehrwürdige, aber zugleich höchst gefährliche Gabe von oben. Sie führt ins Formlose, zerstört das Wissen, löst es auf. Sie ist gleich der vis centrifuga und würde sich ins Unendliche verlieren, wäre ihr nicht ein Gegengewicht zugegeben: ich meine den Spezifikationstrieb, das zähe Beharrlichkeitsvermögen dessen, was einmal zur Wirklichkeit gekommen. Eine vis centripeta, welcher in ihrem tiefsten Grunde keine Äußerlichkeit etwas anhaben kann. Man betrachte das Geschlecht der Eriken.
Da nun aber beide Kräfte zugleich wirken, so müßten wir sie auch bei didaktischer Überlieferung zugleich darstellen, welches unmöglich scheint.
Vielleicht retten wir uns nicht aus dieser Verlegenheit als abermals durch ein künstliches Verfahren. Vergleichung mit den natürlich immer fortschreitenden Tönen und der in die Oktaven eingeengten gleichschwebenden Temperatur. Wodurch eine entschieden durchgreifende höhere Musik, zum Trutz der Natur, eigentlich erst möglich wird.
Wir müßten einen künstlichen Vortrag eintreten lassen. Eine Symbolik wäre aufzustellen! Wer aber soll sie leisten: Wer das Geleistete anerkennen.

Wenn ich dasjenige betrachte, was man in der Botanik genera nennt, und sie, wie sie aufgestellt sind, gelten lasse, so wollte mir doch immer vorkommen, daß man ein Geschlecht nicht auf gleiche Art wie das andre behandeln könne. Es gibt Geschlechter, möcht ich sagen, welche einen Charakter haben, den sie in allen ihren Species wieder darstellen, so daß man ihnen auf einem rationellen Wege beikommen kann; sie verlieren sich nicht leicht in Varietäten und verdienen daher wohl mit Achtung behandelt zu werden. Ich nenne die Gentianen; der umsichtige Botaniker wird deren mehrere zu bezeichnen wissen.
Dagegen gibt es charakterlose Geschlechter, denen man vielleicht kaum Species zuschreiben darf, da sie sich in grenzenlose Varietäten verlieren. Behandelt man diese mit wissenschaftlichem Ernst, so wird man nie fertig, ja man verwirrt sich vielmehr an ihnen, da sie jeder Bestimmung, jedem Gesetz entschlüpfen. Diese Geschlechter hab ich manchmal die Liederlichen zu nennen mich erkühnt und die Rose mit diesem Epithet zu belegen gewagt, wodurch ihr freilich die Anmut nicht verkümmert werden kann, besonders möchte rosa canina sich diesen Vorwurf zuziehen.

Allgemeine Betrachtungen über die im Dunkeln gesäeten, gepflanzten und aufbewahrten Pflanzen, bezüglich auf Metamorphose 

Der Hauptbegriff der Metamorphose ist, daß die sich auseinander entwickelnden, der innern Naturmöglichkeit nach gleichen Teile sich nach verschiedenen Umständen einander koordinieren, subordinieren und, wenn man sagen darf, superordinieren müssen. Die Metamorphose findet vorwärts wie rückwärts statt, wobei ein wichtiger Umstand zu beobachten ist.
So wenig man leugnen kann, daß eine Pflanze von ihrer Wurzel bis zur Blume und Frucht zusammenhängt und von unten auf den tätigsten Einfluß empfindet, so scheint es doch, daß jedes Organ an jedem Knoten selbst tätig sei und sich dadurch gleichsam selbst hervorbringen und gestalten und den folgenden zu einer neuen Hervorbringung und Gestaltung Gelegenheit und Anlaß vorbereiten müsse. Ich nehme das Beispiel von den vorstehen- den Bemerkungen.
Warum entwickelt sich der Stiel zwischen dem Wurzelpunkte und den Kotyledonen zu einer solchen Länge: Man kann antworten: weil sich die plumula als das erste eigentliche Blätterpaar nicht, oder nicht wie es sollte, entwickelt. Der Raum zwischen der Wurzel und den Kotyledonen dehnt sich nun aufs möglichste aus, ihm wird aller Saft aus der Wurzel zugeführt, der nun, durch keine weitere Ausdünstung und Bearbeitung an sich selbst anders determiniert, die gehörig bereiteten Säfte dem folgenden Knoten nicht wieder zubringen kann, noch auch durch die Verarbeitung und Entwickelung des folgenden Knoten und seiner Blätter gehörig ausgesogen und in seinen Grenzen gehalten wird.
Man darf sich also nicht denken, daß in der Pflanze irgendwo ein Vorrat sei, aus welchem alle die Teile nach und nach hervorgebracht werden, sondern jedes Organ bringt auf seiner Stufe durch seine besondere Determinationen und, was es sich sowohl von innen als von außen zueignet, seine Bildung und seine Eigenschaften zu Wege.
Dieses ist ein Hauptpunkt, der bei meiner Abhandlung von der Metamorphose der Pflanzen nachzuholen ist, indem ich dort, um nur erst den Hauptbegriff festzustellen, nur eine Verfeinerung der Materie an den verschiedenen Knotenpunkten angenommen, nunmehr aber die Verschiedenheit der Stoffe, welche die Pflanze ausarbeitet und sich zueignet, besonders bei einer seit der Zeit so sehr vermehrten chemischen Kenntnis in Betracht gezogen werden muß.

Die Pflanzen, die im Finstern wachsen, setzen sich von Knoten zu Knoten zwar lange fort; aber die Stengel zwischen zwei Knoten sind länger als billig; keine Seitenzweige werden erzeugt, und die Metamorphose der Pflanzen hat nicht statt.
Das Licht versetzt sie dagegen sogleich in einen tätigen Zustand; die Pflanze erscheint grün, und der Gang der Metamorphose bis zur Begattung geht unaufhaltsam fort.
Metamorphose der Pflanzen; die vollkommnern stehen höher in der Gestalt als die unvollkommnern Tiere. Ausbildung bis zu den zwei Geschlechtern. Absonderung der Keime nur durch zwei Geschlechter möglich. Über die Würmer, welche keine Verwandlung leiden; sie stehen auch in der Gestalt unter den Pflanzen. Hermaphroditische Würmer, Aufsteigen derselben bis zur folgenden Abteilung.
Würmer, welche sich verwandeln. Hier ist eine große bedeutende Stufe der Natur.
Fische und ihre Gestalt, wie sie mit dem Wurm, der sich nicht verwandelt, zusammenhängen. Amphibien und ihre Verwandlung, zum Beispiel der Frösche, aus einer fischartigen Gestalt. Schlangen und ihre Häutungen, und was sonst auf die Metamorphose deuten mag.
Überhaupt Verfolgung aller dieser Geschöpfe von der ersten Entwicklung aus den Eiern.

Metamorphose der Insekten
Die sukzessive, augenfällige anerkannt. Hauptmaxime der Häutung. Simultane Metamorphose. Indem sich die Teile voneinander unterscheiden. Instanz von den Krebsen. Wie die simultane Metamorphose als eine Art Gemmation anzusehen. Prolifikation. Begriff des Geschlechtes. Verbundene Geschlechter. Getrennte Geschlechter. Neutralisierte Individuen.

Insekten
Wachstum fortschreitende Bildung, Metamorphose. Häutung und Spinnen, Befreiung von außen und innen. Entwicklung der Systeme bis zum fortpflanzenden. Vergleich mit höherer Organisation.

Metamorphose der Insekten
Häutung. Ähnlichkeit mit der Baumrinde.
Zugleich Sonderung und Verschwinden der Systeme. Anastomose.
Dekurs der Verwandlung. (Der Dekurs der Systeme ist Sukzession der Systeme, die verschwinden und hervortreten.)
Fressen, verdauen, entladen, darnach, auch gleich.
Letzte Freßlust.
Forderung der durchgängigen Tätigkeit des genießenden, verdauenden, absondernden Teils, so daß alles dreies in ewiger Pulsation ist; dadurch werden alle Systeme in gleicher Kraft erhalten. Der After muß absondern, wie die Freßzange einbringt. Hier ist keine Pause mehr.
Freßlust gegen das Ende gestört.
Der Faden des Gelüsts kann nicht wieder angeknüpft werden.
Die Innern Systeme, auf dem Sprunge stehend, entwickeln sich zu früh.

Über Metamorphose der Schmetterlinge am Beispiel der Wolfsmilchraupe.
Heftiges Fressen zuletzt. Zeigt von der gewaltigen Forderung der Systeme, die nun zur Vollendung eilen. Größe der Raupe. Auf einmal hört sie zu fressen auf. Entladung der Exkremente. Schwere einer Wolfsmilchraupe in diesem Moment, 1 Dukaten 17 /2 as. Unruhe. Flucht vor der Weite. Sie sucht Verborgenheit und engen Anschluß. Es bewirkt dieses durch halbes Einwühlen in die Erde. Zusammenspinnen von Erdknöllchen, Reisern und dergleichen. Beim Spinnen werden die Spinnwerkzeuge aufgezehrt. Das Tier läßt etwas Saft, womit die Erde und andere Teile benetzt und zusammengeleimt werden. Wahrscheinlich verdunstet es auch. In 28 Stunden hatte es verloren: 13 as. Indessen wachsen die innern Teile sehr mächtig. Das Tier hat keinen Raum mehr in der Haut, es schwillt in die Breite. In dreimal 24 Stunden 18 as. Es krümmt sich und macht durchs Spinnen einen engern Raum, als es selbst ist. Ähnlichkeit mit dem Nisten der Vögel.

Bei der Lehre von den Systemen (organischen) zu beachten das jedesmal vorwaltende Wirksam-tätige. Sie treiben sich voreinander weg. Merkwürdig das Spinnsystem. Weil es durchaus präparatorisch und doch vorläufig zweckmäßig ist, d. h. der Existenz unerläßlich. Es ist absurd, das merkwürdig zu nennen. Nichts ist präparatorisch, was nicht den Augenblick ganz ausfüllt. Das Häuten ist das wichtige Phänomen, worauf die Metamorphose der Insekten beruht. Alles Lebendige wirkt im Verborgenen, bedeckt, verschlossen unter einer Haut, die niemals als ganz einfach angesehen werden kann, sondern aus mehreren Lamellen besteht. Diese Haut aber ist nicht etwa ein drittes, überflüssiges, sondern das reine, mannigfaltige Gefäß, worin die Organisation enthalten ist, ein Gefäß aus dem Inhalt entsprungen.

Am auffallendsten zeigt sich die Farbengewalt, verbunden mit regelmäßiger Organisation, an denjenigen Insekten, welche eine vollkommene Metamorphose zu ihrer Entwicklung bedürfen, an Käfern, vorzüglich aber an Schmetterlingen.
Diese letztern, die man wahrhafte Ausgeburten des Lichtes und der Luft nennen könnte, zeigen schon in ihrem Raupenzustand oft die schönsten Farben, welche, spezifiziert wie sie sind, auf die künftigen Farben des Schmetterlings deuten; eine Betrachtung, die, wenn sie künftig weiter verfolgt wird, gewiß in manches Geheimnis der Organisation eine erfreuliche Einsicht gewähren muß.

Apergu der Ptlanzenmetamorphose, insofern sie sukzessiv und doch simultan ist.
Metamorphose der Insekten, die uns durch Sukzession auffallender ist.
Anwendung auf die Mammalien. Hier wird uns das Simultane höchst bedeutend, vorzüglich durch Subordination der Teile.
Identität der Teile ist nicht schwer zu bemerken. Man beschaue die Rückensäule des Tiers; von der letzten Schwanzphalange bis zum obersten Halswirbel findet man Übergang aus Übergang.
Der Atlas deutet durch seine Figur auf eine Schale, auf ein aufnehmendes Gefäß.
Daß die drei hintersten Knochen des Schädels aus Wirbelknochen abzuleiten seien, läßt sich mit den Augen des Leibes gar wohl erkennen.
Bisherige Behandlung als Gleichnis. Es sind nicht nur drei, es sind sechs Wirbelknochen, aus denen der Kopf zusammengesetzt ist. Die drei hinteren sind als Kapseln zu betrachten, den Schatz des Gehirns enthaltend, nach außen nur durch (his Organ des Ohrs bezüglich; die drei vordem schheßen sich von innen heraus auf und haben den entschiedensten Bezug auf die Außenwelt; sie sind der Gaumknochen, die obere Kinnlade und der Zwischenknochen.

Immer sich mehr entwickelnde Identität der Teile. Apergu, daß das Haupt aus verwandelten Wirbelknochen bestehe. Aufschluß des Inneren nach außen. Sinneswerkzeuge. Kulmination des Organismus.

Atlas, gleichsam der Kelch der Blüte.
Die Base des Hinterhauptsknochen voneinander gesägt, zeigt unregelmäßige Zellen.
Das hintere os sphenoideum zeigt größere Zellen, doch keine Spur regelmäßiger Organisation.
Der Körper des vorderen os sphenoideum durchgesägt, ist eine der schönsten Erscheinungen des Organismus. Hier finden wir regelmäßige Zellen, Aufblähung und Hindeutung auf das vorstehende os ethmoidcum. Hier schließt sich das Innere völlig auf, geht in eine leichte Beschaffenheit über, der bisher massenhaft gestaltete Körper ist durchaus gestaltet, durchbohrt, geblättert.

Als mir im Jahre 1788 der Begriff der Pflanzenmetamorphose deutlich aufging, konnte ich demselben nicht lange nachhängen, ohne daß mir dasselbe Gesetz auch bei den übrigen organischen Wesen aufzufinden gelingen sollte. Die nie geleugnete Insektenlehre hatte ich früher fleißig durchgeprobt, und war mir dabei der Begriff" deutlich geworden, daß verschiedene sich auseinander Wickelnde Systeme, wovon zuletzt die wenigsten übrig und wirksam bleiben, eigentlich die Ausbildung des Tiers und seine Vollendung verursachen.

Die Pflanze ist ein zusammengesetzter Körper, der aus lauter gleichen Teilen besteht, welche nur, indem sie sich sukzessiv entwickeln, die Kraft haben, sich zu verändern und sich zuletzt in männliche und weibliche Werkzeuge zu verwandlen insofern ich ihre äußere Gestalt betrachte.

Durch eine Folge von Ausdehnung und Zusammenziehung wird die Pflanze zur  gebracht. Erst geht eine sachte Stufenfolge an, bis zuletzt sie sich gleichsam auf einmal resolviert, durch entgegengesetzte Wirkungen ihr Ende zu erreichen. Diese letzte Resolution ist desto stärker und in die Augen fallender, je mehr die Pflanze Zeit gehabt hat, sich in der Tiefe vorzubereiten ohne Stufenfolge.


Zeitgenossen und Nachfahren


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