Handschriftlich. Frühjahr 1816
Alle Gebirgsmassen trennen und bilden sich kosmisch; innerhalb der Masse aber erzeugt sich eine Neigung, sich eigens gestaltet darzustellen.
Wir haben Granit im Granit kristallisiert in Karlsbad, auf dem Odenwald und gewiß an hundert Orten.
Wir haben Gneis im Gneis kristallisiert. Jene bekannten Doppelkristalle nämlich werden durch des Glimmers Verflächungslust gezogen und gebogen; sie erscheinen nun als die Flasern, um welche sich der ausgesonderte Glimmer wellenhaft hinüberlegt.
In dem Porphyr bilden sich Kristalle, jener Urform ähnlich; in Ilmenau und Töplitz sind sie entschieden, aber nicht häufig gefunden worden.
Dieses Bestreben, daß die Masse sich in der Form veredeln will, geht durch alle Epochen, ja bis auf den heutigen Tag. Der neuste Gips ist so gut porphyrartig als der Porphyr selbst, und ich habe eigene Rücksichten hiernach bei meinen Sammlungen genommen.
Ja die Metalle selbst, Zinn, Wolfram und das Verwandte, haben in Masse Gestalt angenommen; wobei ich nur bemerke, daß dieses sowohl massenhaft als ganghaft kann geschehen sein.
Das zweite ist zu beachten: die Veredelung in Freiheit, wenn die Masse Räume läßt, daß die in denselben von den frühsten bis in die spätesten Zeiten ewig zirkulierenden Gasarten die Eigentümlichkeiten des Gebirgs auflösen, befreien, verwandeln, zu Verwandtem .Geselligkeit verstatten. Hier scheinen diejenigen Körper entstanden, die wir Edelsteine nennen.
Vom Gotthard brachte ich die Seite eines Ganges mit, dessen Nebengestein aus Quarz, Feldspat und Hornblende bestand. Auf dieser Gangfläche haben sich Feldspat, Hornblende und Quarz bewundernswürdig jedes für sich kristallisiert, und so habe ich es in allen Gebirgsarten gefunden. Die erste Frage wird nun sein: Erkennen wir etwas als Edelstein, das sich in der Masse veredelte"
Vielleicht in untergeordnetem Sinne, wie vormals Schwefelkies geschliffen und dergleichen.
Die zweite Frage schließt sich an: Welches Alter haben die Gebirgsarten, in welchen wir unsere anerkannten sogenannten Edelsteine finden? Die allerschärfste Untersuchung ginge hier voraus; denn wenn wir den Nachrichten trauen dürfen—ernstliche Reisende, die sie uns geben, von Visapur und Souimelpur—, so scheinen die Diamanten sehr modern zu sein.
Was mich betrifft, so traue ich der Natur zu, daß sie noch am heutigen Tage Edelsteine uns unbekannter Art bilden könne. Wer darf sagen, was noch heute an und in den ungeheuren meerbedeckten Gebirgsflächen möglich ist. Ja, ich möchte dem Abgetrockneten, Zusammenhängenden (Kontinent) eine ähnliche, obgleich minder produktive Kraft nicht versagen.
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