Sündfluth
Gott schuf zu allererst den Himmel und die Erde.
Bewundre Geist und Hertz diß Werck ist Heiligkeit!
Damit die Finsterniß in Licht verhandelt werde!
Sprach Gott: es werde Licht! gleich war das Licht bereit.
O welche Majestat/ die in den Worten stecken!
Da alles auf der Welt nunmehr hervor gebracht/
Hat Gott die Wunder Hand zum Menschen ausgestrecket/
Und aus der Erden ihn zu Gottes Büd gemacht
Wie herrlich bist du Gott/ wie huldreich/ und wie milde!
Hier ist ein Liebes Meer in einer Vater Brust
Hier ist der Güte Thron. Gott schuf uns sich zum Bilde/
Zum Bilde: Zweymahl steht/ was unsre höchste Lust.
Da nun das Paradieß/ der Garten unsrer Wonne/
Vor uns erbauet war/ fiel unser Heil und Glück
Im Ungehorsam hin. O unerschaffne Sonne!
Weicht denn dein Gnaden-Strahl/ dein Licht in uns zurück?
Du hast/ Armseliger/ dein höchftes Gut verlohren.
Dein Auge gehet auf/ dein Elend anzusehn
Die Sünde wird durch dich der gantzen Welt gebohren.
Vor Scham und Schande kan der Mensch vor Gott nicht stehn
Verbirge dich! Allein/ wo wird ein Baum dich decken.
Vor Gottes Angesicht? doch deine Furcht ist groß;
Des Höchsten Stimme rufft/ und Adam bebt vor Schrecken/
Nun Gottes Bildniß fort/ so steht er nackt und bloß.
Der Arme zieht sich aus/ giebt weg/ was er getragen/
O die Vollkommenheit/ die dich verlassen hat!
Das allerschlimste Kleid und Centner schwer von Plagen
War da/ so leicht es schien/ ein dünnes Feigen-Blat.
Diß war die erste Noth/ die unsern Leib umgeben.
Der Seelen Unschuld starb durch Gifft und Schlangen List/
Ist kein Erbarmen da/ vor Todte/ welche leben?
Wir lesen gleich darauf/ wie gnädig Herr du bist.
Gott sprach: Zum neuen Heil bereit ich dir den Saamen.
O Liebe/ welche nicht vollkommener kan seyn?
Gott tröstet nach dem Fall: Ihr Sünder sprechet Amen.
Die Liebe nimt das Hertz mit Freuden Thränen ein.
Wer diesen Worten traut/ dem kan der Fluch nicht schaden;
Der stirbt nicht/ wenn er stirbt/ arbeitet in der Ruh/
Und legt im Glauben sich/ o tiesses Meer der Gnaden/
Durch Christum wiederum/ des Höchsten Bildnis zu.
Doch diese Liebe hat Undanckbarkeit belohnet.
Die Kinder Gottes sah'n den Menschen Töchtern nach/
Den Kindern Cains-Art/ in welchen Schönheit wohnet/
Die Schönheit/ die der Welt das Hertz und Leben brach.
Die Schönheit/ die der Geist des Himmels nicht regieret;
Die Schönheit/ da der Herr den Erden-Kreiß beschaut/
Und nichts/ als Boßheit sieht/ und nichts als Frevel spüret/
Macht/ daß dem Schöpffer selbst vor den Geschöpfen graut.
Daß es dem Gütigsten/ den wir die Liebe nennen/
Gereuet/ daß er uns aus Staub und Koth gemacht.
Daß aus Gerechtigkeit sein Eyser muß entbrennen/
Der Menschen/ wie das Vieh/ das gleich war/ umgebracht.
O Schönheit/ Pfuy dich an! Verflucht ist dein Gerichte!
Trinck Wasser/ Häßliche! die Sündfluth kömt durch dich.
Hier schwimmt der Menschen Heer. Welch jämmerlich Gesichte!
Man säufet seinen Tod/ wie vor die Sünd in sich.
Die Welt verderbe nur/ die schon durchaus verdorben.
Doch Noah/ spricht der Herr/ geh in die Sicherheit:
Ich habe dich gerecht/ den Lüsten abgestorben/
Gerecht vor mir ersehn/ zu dieser bösen Zeit.
Die Erde ward vertilgt/ und alles Fleisch gieng unter;
Nur Noah blieb gesund und was im Kasten war.
Auf Seele/ lobe Gott/ sey danckbar/ freudig/ munter/
Es liegt/ was Leben hat auf seiner Todten-Bahr.
Die Wasser übergehn der höchsten Berge Spitzen.
Vieh/ Menschen/ Vögel/ Wild/ Gewürm ersäuft/ ertrinckt.
Nur ein Gerechter kan in Ruh und Frieden sitzen;
Sein Felß der Zuversicht/ ist Gott/ der nicht versinckt.
Sein Schloß der Sicherheit baut er in wilden Wellen.
Das Wasser/ andrer Todt/ trägt ihn gesund davon.
Es mag der Grim der Fluth biß an den Himmel schwellen/
Er spricht in Gottes Krafft dem Wüten Trotz und Hohn.
Gott hielte sein Gericht/ und da er sich gerochen/
Bracht um die Vesper Zeit der holden Tauben Mund
Ein Oelblat/ welches sie zum Zeichen abgebrochen/
Das Gottes Frieden nun auf Erden wieder stund.
Mit Noah ist zugleich der Seegen ausgegangen
Bald ward ein Lob-Altar dem Höchsten aufgebaut
So pflegt es nach der Noth ein Frommer anzufangen;
Und dieses Opfer hat Gott gnädig angeschaut.
Es hatte sich dadurch die Danckbarkeit entzündet.
Die Andacht trug das Holtz/ die Liebe legt sich drauf.
So daß das Vater Hertz daran Gefallen findet/
Ein lieblicher Geruch stieg zu dem Höchsten auf.
Wie gütig ist der Herr vor diese/ die Ihn suchen?
O Liebe! die hierauf in ihrem Hertzen spricht:
Ich will hinfort nicht mehr den Erden Kreiß verfluchen/
Denn was ist doch der Mensch vor meinem Angesicht?
Zum Bösen ist sein Hertz von Jugend auf geneiget/
Darum soll/ was da lebt/ nicht weiter untergehn.
So lange sich die Welt in ihren Angeln zeiget/
Soll Saamen/ Erndte/ Frost und Hitze nicht entstehn.
Ich will so Tag als Nacht/ und alle Zeit erwecken.
Zu Noah sprach der Herr: seyd fruchtbar mehret euch;
Erfüllet diese Welt; und euer Furcht und Schrecken
Sey über Fische/ Thier' und Vögel auch zugleich.
Ich richte meinen Bund mit Noah samt den Erben
In dieser Meinung auf: daß hinfort keine Fluth/
Kein Wasser alles Fleisch auf Erden soll verderben.
Und dieses ist mein Bund/ der ewiglich beruht.
Ich habe/ sagte Gott/ zum Zeichen meinen Bogen
Ins Wolcken Heer gesetzt/ auf daß ihr darnach seht/
Wenn ich die schlimme Welt mit Wolcken überzogen/
Daß alles Fleisch dadurch nicht mehr zu Grunde geht.
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