Mich umwohnet mit glänzendem Aug' das Volk der Fajaken,
Immer ist's Sonntag, es dreht immer am Herd sich der Spieß.
101. Main.
Meine Burgen zerfallen zwar, doch getröstet erblick' ich
Seit Jahrhunderten noch immer das alte Geschlecht.
102. Saale.
Kurz ist mein Lauf und begrüßt der Fürsten, der Völker so viele,
Aber die Fürsten sind gut, aber die Völker sind frei.
103. Ilm.
Meine Ufer sind arm, doch höret die leisere Welle,
Führt der Strom sie vorbei, manches unsterbliche Lied.
104. Pleiße.
Flach ist mein Ufer und seicht mein Bächlein, es schöpften zu durstig
Meine Poeten mich, meine Prosaiker auch.
105. Elbe.
All' ihr andern, ihr sprecht nur ein Kauderwelsch. Unter den Flüssen
Deutschlands rede nur ich, und auch in Meißen nur, deutsch.
106. Spree.
Sprache gab mir einst Ramler und Stoff mein Cäsar, da nahm ich
Meinen Mund etwas voll, aber ich schweige seitdem.
107. Weser.
Leider von mir ist gar nichts zu sagen, auch zu dem kleinsten
Epigramme, bedenkt! geb' ich der Muse nicht Stoff.
108. Gesundbrunnen zu ***.
Seltsames Land! Hier haben die Flüsse Geschmack und die Quellen,
Bei den Bewohnern allein hab' ich noch keinen verspürt.
109. P** bei N**.
Ganz hypochondrisch bin ich vor Langerweile geworden,
Und ich fließe nur fort, weil es so hergebracht ist.
110. Die **chen Flüsse.
Unsereiner hat's halter gut in **cher Herren
Ländern, ihr Joch ist sanft und ihre Lasten sind leicht.
111. Salzach.
Aus Juvaviens Bergen ström' ich, das Erzstift zu salzen,
Lenke dann Bayern zu, wo es an Salze gebricht.
112. Der anonyme Fluß.
Fastenspeisen dem Tisch des frommen Bischofs zu liefern,
Goß der Schöpfer mich aus durch das verhungerte Land.
113. Les fleuves indiscrets.
Jetzt kein Wort mehr, ihr Flüsse. Man sieht's, ihr wißt euch so wenig
Zu bescheiden, als einst Diderots Schätzchen gethan.
114. An den Leser.
Lies uns nach Laune, nach Lust, in trüben, in fröhlichen Stunden,
Wie uns der gute Geist, wie uns der böse gezeugt.
115. Gewissen Lesern.
Viele Bücher genießt ihr, die ungesalznen, verzeihet,
Daß dies Büchelchen uns überzusalzen beliebt.
116. Dialogen aus dem Griechischen.
Zur Erbauung andächtiger Seelen hat F*** S***,
Graf und Poet und Christ, diese Gespräche verdeutscht.
117. Der Ersatz.
Als du die griechischen Götter geschmäht, da warf dich Apollo
Von dem Parnasse; dafür gehst du ins Himmelreich ein.
118. Der moderne Halbgott.
Christlicher Herkules, du ersticktest so gerne die Riesen,
Aber die heidnische Brut steht, Herkuliscus! noch fest.
119. Charis.
Ist dies die Frau des Künstlers Vulkan? Sie spricht von dem Handwerk
Wie es des Roturiers adliger Hälfte geziemt.
120. Nachbildung der Natur.
Was nur Einer vermag, das sollte nur Einer uns schildern,
Voß nur den Pfarrer und nur Iffland den Förster allein.
121. Nachäffer.
Aber da meinen die Pfuscher, ein jeder Schwarzrock und Grünrock
Sei auch an und für sich unsrer Beschauung schon wert
122. Klingklang.
In der Dichtkunst hat er mit Worten herzlos geklingelt,
In der Philosophie treibt er es pfäffisch so fort.
123. An gewisse Umschöpfer.
Nichts soll werden das Etwas, daß Nichts sich zu Etwas gestalte,
Laß das Etwas nur sein! nie wird zu Etwas das Nichts.
124. Aufmunterung.
Deutschland fragt nach Gedichten nicht viel; ihr kleinen Gesellen,
Lärmt, bis jeglicher sich wundernd ans Fenster begibt.
125. Das Brüderpaar.
Als Kentauren gingen sie einst durch poetische Wälder,
Aber das wilde Geschlecht hat sich geschwinde bekehrt.
126. K**.
Höre den Tadler! Du kannst, was er noch vermißt, dir erwerben;
Jenes, was nie sich erwirbt, freue dich! gab dir Natur.
127. An die Moralisten.
Richtet den herrschenden Stab auf Leben und Handeln und lasset
Amorn, dem lieblichen Gott, doch mit der Muse das Spiel.
128. Der Leviathan und die Epigramme.
Fürchterlich bist du im Kampf, nur brauchst du etwas viel Wasser;
Aber versuch es einmal, Fisch! in den Lüften mit uns.
129. Luise von Voß.
Wahrlich, es füllt mit Wonne das Herz, dem Gesange zu horchen,
Ahmt ein Sänger, wie der, Töne des Altertums nach.
130. Jupiters Kette.
Hängen auch alle Schmierer und Reimer sich an dich, sie ziehen
Doch nicht hinunter, doch und ziehst sie auch schwerlich hinauf.
131. Aus einer der neuesten Episteln.
Klopstock, der ist mein Mann, der in neue Phrasen gestoßen,
Was er im höllischen Pfuhl Hohes und Großes vernahm.
132. B**s Taschenbuch.
Eine Kollektion von Gedichten? eine Kollekte
Nenn es, der Armut zulieb' und bei der Armut gemacht.
133. Ein deutsches Meisterstück.
Alles an diesem Gedicht ist vollkommen, Sprache, Gedanke,
Rhythmus, das einzige nur fehlt noch, es ist kein Gedicht.
134. Unschuldige Schwachheit.
Unsre Gedichte nur trifft dein Spott? O schätzet euch glücklich,
Daß das Schlimmste an euch eure Erdichtungen sind.
135. Das Neueste aus Rom.
Raum und Zeit hat man wirklich gemalt, es steht zu erwarten,
Daß man mit ähnlichem Glück nächstens die Tugend uns tanzt.
136. Deutsches Lustspiel.
Thoren hätten wir wohl, wir hätten Fratzen die Menge,
Leider helfen sie nur selbst zur Komödie nichts.
137. Das Märchen.
Mehr als zwanzig Personen sind in dem Märchen geschäftig,
Nun, und was machen sie denn alle? Das Märchen, mein Freund.
138. Frivole Neugier.
Das verlohnte sich auch, den delphischen Gott zu bemühen,
Daß er dir sage, mein Freund, wer der Armenier war.
139. Beispielsammlung.
Nicht bloß Beispielsammlung, nein, selber ein warnendes Beispiel,
Wie man nimmermehr soll sammeln für guten Geschmack.
140. Mit Erlaubnis.
Nimm's nicht übel, daß nun auch deiner gedacht wird! Verlangst du
Das Vergnügen umsonst, daß man den Nachbar vexiert?
141. Der Sprachforscher.
Anatomieren magst du die Sprache, doch nur ihr Kadaver,
Geist und Leben entschlüpft flüchtig dem groben Skalpell.
142. Geschichte eines dicken Mannes.
Dieses Werk ist durchaus nicht in Gesellschaft zu lesen,
Da es, wie Rezensent rühmet, die Blähungen treibt.
143. Anekdoten von Friedrich II.
Von dem unsterblichen Friedrich, dem einzigen, handelt in diesen
Blättern der zehenmalzehn tausendste sterbliche Fritz.
144. Litteraturbriefe.
Auch Nicolai schrieb an dem trefflichen Werk? Ich will's glauben,
Mancher Gemeinplatz auch steht in dem trefflichen Werk.
145. Gewisse Melodien.
Dies ist Musik fürs Denken! Solang' man sie hört, bleibt man eiskalt,
Vier, fünf Stunden darauf macht sie erst rechten Effekt.
146. Überschriften dazu.
Frostig und herzlos ist der Gesang, doch Sänger und Spieler
Werden oben am Rand höflich zu fühlen ersucht.
147. Der böse Geselle.
Dichter, bitte die Musen, vor ihm den Lied zu bewahren,
Auch dein leichtestes zieht nieder der schwere Gesang.
148. Karl von Karlsberg.
Was der berühmte Verfasser des menschlichen Elends verdiene?
Sich in der Charité gratis verköstigt zu sehn.
149. Schriften für Damen und Kinder.
»Bibliothek für das andre Geschlecht, nebst Fabeln für Kinder«.
Also für Kinder nicht, nicht für das andre Geschlecht.
150. Dieselbe.
Immer für Weiber und Kinder! Ich dächte, man schriebe für Männer,
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