Die Ähnlichkeit der Tiere untereinander und mit dem
Menschen ist in die Augen fallend und im allgemeinen
anerkannt, im besondern schwerer zu bemerken, im einzelnen nicht immer sogleich darzutun, öfters verkannt und
manchmal gar geleugnet. Die verschiedenen Meinungen
der Beobachter sind daher schwer zu vereinigen. Denn
es fehlt an einer Norm, an der man die verschiedenen
Teile prüfen könnte, es fehlt an einer Folge von Grundsätzen, zu denen man sich bekennen müßte.
Man verglich die Tiere mit dem Menschen und die Tiere
untereinander, und so war bei vieler Arbeit immer nur etwas Einzelnes erzweckt und durch diese vermehrten Einzelnheiten jede Art von Überblick immer unmöglicher.
Beispiele aus Buffon würden sich manche vorlegen lassen. Josephis Unternehmen und anderer wäre in diesem Sinne
zu beurteilen. Da man nun auf solche Weise alle Tiere mit jedem und jedes Tier mit allen vergleichen mußte,
so sieht man die Unmöglichkeit ein, je auf diesem Wege
eine Vereinigung zu finden.
Deshalb geschieht hier ein Vorschlag zu einem anatomischen Typus, zu einem allgemeinen Bilde, worin die Gestalten sämtlicher Tiere der Möglichkeit nach enthalten wären und wornach man jedes Tier in einer gewissen
Ordnung beschriebe. Dieser Typus müßte soviel wie
möglich in physiologischer Rücksicht aufgestellt sein. Schon aus der allgemeinen Idee eines Typus folgt, daß
kein einzelnes Tier als ein solcher Vergleichungskanon
aufgestellt werden könne; kein Einzelnes kann Muster des Ganzen sein.
Der Mensch, bei seiner hohen organischen Vollkommenheit,
darf ebendieser Vollkommenheit wegen nicht als Maßstab
der unvollkommenen Tiere aufgestellt werden. Man verfahre vielmehr folgendermaßen.
Die Erfahrung muß uns vorerst die Teile lehren, die allen Tieren gemein sind, und worin diese Teile verschieden
sind. Die Idee muß über dem Ganzen walten und auf
eine genetische Weise das allgemeine Bild abziehen. Ist ein solcher Typus auch nur zum Versuch aufgestellt, so können wir die bisher gebräuchlichen Vergleichungsarten
zur Prüfung desselben sehr wohl benutzen.
Man verglich: Tiere untereinander, Tiere zum Menschen,
Menschenrassen untereinander, die beiden Geschlechter wechselseitig, Hauptteile des Körpers, z. B. obere und
untere Extremitäten, untergeordnete Teile, z. B. einen Wirbelknochen mit den andern.
Alle diese Vergleichungen können nach aufgestelltem
Typus noch immer stattfinden, nur wird man sie mit
besserer Folge und größerem Einfluß auf das Ganze der Wissenschaft vornehmen, ja dasjenige, was bisher schon
geschehen, beurteilen und die wahr gefundenen Beobachtungen an gehörigen Orten einreihen.
Nach aufgebautem Typus verfährt man bei Vergleichung
auf doppelte Weise. Erstlich, daß man einzelne Tierarten nach demselben beschreibt. Ist dieses geschehen, so braucht man Tier mit Tier nicht mehr zu vergleichen, sondern man hält die Beschreibungen nur gegeneinander, und
die Vergleichung macht sich von sich selbst. Sodann kann man aber auch einen besondern Teil durch alle Hauptgattungen durchbeschreiben, wodurch eine belehrende
Vergleichung vollkommen bewirkt wird. Beide Arten von
Monographien müßten jedoch so vollständig als möglich
sein, wenn sie fruchten sollten, besonders zur letztern könnten sich mehrere Beobachter vereinigen. Doch müßte man vorerst über ein allgemeines Schema sich verständigen, worauf das Mechanische der Arbeit durch eine Tabelle befördert werden könnte, welche jeder bei seiner Arbeit zugrunde legte. Und so wäre er gewiß, daß er bei der kleinsten, spezialsten Arbeit für alle, für die Wissenschaft gearbeitet hätte. Bei der jetzigen Lage der Dinge
ist es traurig, daß jeder wieder von vorne anfangen muß.
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