Last uns mit den frommen Frauen/
Nun der frühe Tag anbricht/
Für erwachtem Sonnen-Licht
Zu des Herren Grabe schauen.
Last uns Salb' und Specerey/
Seinem Cörper bringen bey.
Seht Aurorens Röth auffsteigen/
Und der helle Morgen-Stern
Wird uns selbst den Weg zum Herrn
Durch den kühlen Thau anzeigen.
Aber ach! der schwere Stein
Kömmt mir unterwegens ein.
Kan ich mit dem Stein der Sünden/
Der mir auff dem Rücken liegt/
Tausend Centner überwiegt/
Mich zur heilgen Stätte finden?
Wo treff ich den Simson an
Der den Stein abweltzen kan?
Unverzagt! dir ist gerathen/
Der/ den du besuchen wilt/
Hat den Kummer schon gestillt:
Seine Treu kömmt dir zu statten/
Hebt den Stein für sich und dich/
Und nimmt deine Last auff sich.
Mag ihn Sünd und Tod nicht zwingen/
Hält ihn nicht der Höllen Klufft/
Kan er sich durch Stein und Grufft
Lebend in die Höhe schwingen/
So wird auch kein Sünden-Stein
Ihm bey dir zu mächtig seyn.
Schau/ das leere Grab ist offen/
Wo dein liebster Heyland lag/
Nun hast du den Oster-Tag
Froher Seligkeit zu hoffen/
Und durchs kühle Schlaff-Gemach
Folgst du ihm in Himmel nach.
Der frühe Morgen zeiget sich/
Auff/ meine Seel/ und finde dich
Zu Jesu Grab und Füssen wieder!
Hier legte man vons Creutzes Stamm
Am Freytag deinen Bräutigam
Zur stillen Todten-Ruhe nieder.
Was fürchtestu den schweren Stein
Der dir im Wege möchte seyn/
Des Herren blassen Mund zu küssen:
Er ist durch unbekandte Macht
Bereits von seiner Stätte bracht/
Und kan das Grab nicht mehr verschliessen.
Nun meine Seele/ du bist hier/
Doch fällt ein neuer Kummer für/
Wer weiß dich dessen zu entbinden?
Begieb dich in diß Todten-Hauß/
Such alle Winkel drinnen aus:
Dein Jesus ist hier nicht zu finden.
Er ward in Tücher eingehüllt/
Mit Myrrh und Aloe gefüllt/
Der gantze Cörper war umwunden.
Hier zeiget sich des Lagers Platz/
Wo aber ist der beste Schatz/
Der theure Heyland hin verschwunden?
Wer ist der mich berichten kan/
Wo man den Herren hingethan/
Den meine Seele sucht und liebet?
Find ich des Hertzens Trost und Licht/
Das Leben meiner Seele nicht/
So bin ich biß in Tod betrübet.
Was aber such ich den der lebt/
Wo man die todte Schaar begräbt?
Mein Jesus ist ja aufferstanden.
Was scheu ich nunmehr Tod und Grab/
Nachdem ich die Gewißheit hab/
Mein Aufferwecker ist verhanden!
Ich seh ihn schon von ferne stehn/
Und mir mit Trost entgegen gehn/
In angenommnem Gärtner-Kleide/
Damit ich fortan sicher weiß/
Daß mich vom frohen Paradeiß
Und ihm nicht Tod/ nicht Hölle scheide!
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