> Gedichte und Zitate für alle: J.W.v.Goethe: Gedichte letzter Hand- Lieder: An Mignon (69)

2020-06-29

J.W.v.Goethe: Gedichte letzter Hand- Lieder: An Mignon (69)

Goethe Gedichte



An  Mignon 

Über Tal und Fluß getragen 
Ziehet rein der Sonne Wagen. 
Ach, sie regt in ihrem Lauf, 
So wie deine, meine Schmerzen, 
Tief im Herzen, 
Immer morgens wieder auf. 

Kaum will mir die Nacht noch frommen, 
Denn die Träume selber kommen 
Nun in trauriger Gestalt, 
Und ich fühle dieser Schmerzen, 
Still im Herzen, 
Heimlich bildende Gewalt. 

Schon seit manchen schönen Jahren 
Seh ich unten Schiffe fahren; 
Jedes kommt an seinen Ort 
Aber ach, die steten Schmerzen, 
Fest im Herzen, 
Schwimmen nicht im Strome fort. 

Schön in Kleidern muß ich kommen, 
Aus dem Schrank sind sie genommen, 
Weil es heute Festtag ist; 
Niemand ahnet, daß von Schmerzen 
Herz im Herzen 
Grimmig mir zerrissen ist. 

Heimlich muß ich immer weinen, 
Aber freundlich kann ich scheinen 
Und sogar gesund und rot; 
Wären tödlich diese Schmerzen 
Meinem Herzen, 

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