> Gedichte und Zitate für alle: J.W.v.Goethe: Gedichte letzter Hand- Lieder: Schäfers Klagelied (65)

2020-06-29

J.W.v.Goethe: Gedichte letzter Hand- Lieder: Schäfers Klagelied (65)

Goethe Gedichte



Schäfers Klagelied 

Da droben auf jenem Berge, 
Da steh ich tausendmal 
An meinem Stabe gebogen 
Und schaue hinab in das Tal. 

Dann folg ich der weidenden Herde, 
Mein Hündchen bewahret mir sie. 
Ich bin herunter gekommen 
Und weiß doch selber nicht wie. 

Da stehet von schönen Blumen 
Die ganze Wiese so voll. 
Ich breche sie, ohne zu wissen, 
Wem ich sie geben soll. 

Und Regen, Sturm und Gewitter 
Verpaß ich unter dem Baum. 
Die Türe dort bleibet verschlossen 
Doch alles ist leider ein Traum. 

Es stehet ein Regenbogen 
Wohl über jenem Haus! 
Sie aber ist weggezogen, 
Und weit in das Land hinaus. 

 Hinaus in das Land und weiter, 
 Vielleicht gar über die See. 
 Vorüber, ihr Schafe, vorüber! 
 Dem Schäfer ist gar so weh. 

Keine Kommentare: