> Gedichte und Zitate für alle: J.W.v.Goethe: Nachlese: Ode an Herrn Professor Zachariä (11)

2020-07-29

J.W.v.Goethe: Nachlese: Ode an Herrn Professor Zachariä (11)

                J.W.v.Goethe:


                  Ode an Herrn  Professor  Zachariä                     

Schon wälzen schnelle Räder rasselnd sich und tragen 
Dich von dem unbedau'rten Ort, 
Und angekettet fest an deinem Wagen 
Die Freude mit dir fort. 

Du bist uns kaum entwichen, und schwermütig ziehen 
Aus dumpfen Höhlen (denn dahin 
Flohn sie bei deiner Ankunft, wie fürm Glühen 
Der Sonne Nebel fliehn) 

Verdruß und Langeweile. Wie die Stymphaliden 
Umschwärmen sie den Tisch und sprühn 
Von ihren Fittichen Gift unserm Frieden 
Auf alle Speisen hin. 

Wo ist, sie zu verscheuchen, unser güt'ger Retter, 
Der Venus vielgeliebter Sohn, 
Apollos Liebling, Liebling aller Götter? 
Bebt! Er ist uns entflohn. 

O gäb er mir die Stärke, seine mächt'ge Leier 
Zu schlagen, die Apoll ihm gab; 
Ich rührte sie, dann flöhn die Ungeheuer 
Erschröckt zur Höll hinab. 

O leih mir, Sohn der Maja, deiner Ferse Schwingen, 
Die du sonst Sterblichen geliehn; 
Sie reißen mich aus diesem Elend, bringen 
Mich nach der Ocker hin. 

Dann folg ich ohnerwartet einstens ihm am Flusse; 
Jedoch so wenig staunet er, 
Als ging' ihm, angeheftet seinem Fuße, 
Sein Schatten hinterher. 

Von ihm dann unzertrennlich wärmt den jungen Busen 
Der Glanz, der glorreich ihn umgibt. 
Er liebet mich, dann lieben mich die Musen, 
Weil mich ihr Liebling liebt. 


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