> Gedichte und Zitate für alle: Gedichte von Philipp v. Zesen: An seine Gedancken bey herzunahendem Frühlinge.... (4)

2020-08-28

Gedichte von Philipp v. Zesen: An seine Gedancken bey herzunahendem Frühlinge.... (4)






An seine Gedancken bey herzunahendem Frühlinge
Von lauter Anapästischen Versen/

1.

Auff! meine Gedancken seyd lustig von Hertzen/
In diesem angehendem frölichem Mertzen;
Ach sehet der Frühling erneuert sich nun/
Die Erde wil ihre Schatzkammer auffthun.

2.

Bald werden die lieblichen Blumen auffschiessen/
Bald werden Zeitlosen und Rosen entspriessen.
Bald werden wir holen die blaue Viol/
Die jeden ergötzet und riechet sehr wohl.

3.

Bald werden die Tulpen und Liljen ausblühen/
Die manchen zu ihrer Anmuhtigkeit ziehen/
Da könnet ihr/ meine Gedancken und Sinn/
Euch völlig ergötzen und letzen forthinn.

4.

Man höret die lieblichen Kinder der Lüffte
Schon singen/ daß wider erklingen die Klüffte/
Frau Nachtigal ruffet daß Hügel und Wald/
Daß Thäler und Berge/ daß alles erschallt.

5.

Sie loben den Schöpffer/ der ihnen das Leben/
Die fertige Zunge zu singen gegeben/
Die Lerche trieriret ihr tiretielier/
Es bincken die Fincken dem Buhlen auch hier.

6.

Die Auen stehn lustig mit Perlen betauet/
Es werden die Hirsche mit Freuden geschauet.
Wie färtig sie springen durch kreuter und klee/
Wie lustig sich machet das flüchtige Reh.

7.

Was unsre Poeten muß zieren und schmücken/
Das edele Lorberlaub sihet man blicken/
und machet uns einen recht-frölichen Muth;
Auff! meine Gedancken/ mein Leben und Bluth!

8.

Auff! meine Gedancken/ seyd lustig von Hertzen/
In diesem angehenden frölichem Mertzen/
Auff! sehet der Frühling erlustigt Euch recht/
Auff! meine gedancken/ mein gantzes geschlecht!

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