Adolf Boettger
Die Glocken läuten das Ostern ein,
in allen Enden und Landen.
Und fromme Herzen jubeln darein:
Der Lenz ist wieder erstanden.
Es atmet der Wald, die Erde treibt
und kleidet sich lachend mit Moose,
Und aus den schönen Augen reibt,
den Schlaf sich erwachend die Rose.
Das schaffende Licht, es flammt und kreist,
und sprengt die fesselnde Hülle,
Und über den Wassern schwebt der Geist,
unendlicher Liebesfülle.
Friedrich Rückert
Am Karfreitag
Am Karfreitag fuhr ein Schauer
Winterschnee durchs Lenzgefild;
Billig fühlt die Schöpfung Trauer
Bei des höchstens Leidens Bild.
Aber Ostern schien die Sonne
Heiter, als ob nichts geschehn;
Also muß zur Himmelswonne
Alles Erdwehn auferstehn.
Joachim Ringelnatz
O Welt in einem Ei
O Welt im Ei, von Haut
Und Schale rings umgeben!
Wenn dich die Sonne schaut,
Beginnt dein freieres Leben.
Dann lebst du, wie dein Ahne will,
Als Strauß, als Fisch, als Krokodil,
Als Huhn ein Mehrerwachen,
Ein größeres Glück und größere Qual
In einem weiteren Oval.
Bis neue Schalen krachen.
O Welt in einem Ei,
Wie Wichtiges entscheidet sich,
Geht deine Wand entzwei.
Vielleicht verschlingt man, kocht man dich,
Ißt dich mit Senf, mit Kaviar
(Störs ungezählten Eiern!).
Und wenn sie Ostern feiern,
Die dich verschlucken roh und gar,
Dann lachen sie und spaßen
a conto Osterhasen.
Doch wer von ihnen denkt dabei
An dich, du Mikrowelt in einem Ei?!
Viktor Blüthgen
An den Osterhasen
Osterhas, Osterhas,
leg uns recht viel Eier ins Gras,
trag sie in die Hecken,
tu sie gut verstecken,
leg uns lauter rechte,
leg uns keine schlechte,
lauter bunte, unten und oben,
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