Des jahres wilde glorie durchläuft
Der trübe sinn der mittags sich verlor
In einem walde wo aus spätem flor
Von safran rost und purpur leiden träuft.
Und blatt um blatt in breiten flecken fällt
Auf schwarze glätte eines trägen bronns
Wo schon des dunkels grausamer gespons
Ein knabe kühlen auges wache hält ..
Und durch die einsamkeiten stumm und taub
Senkt langsam flammend sich von ast zu ast
Ins schwere gelb des abends goldner glast –
Dann legt sich finstrer dunst in finstres laub.
Nachtschatten ranken · flaumiges gebräm ·
Um einen wall von nacktem blutigen dorn ·
Gerizte hände dringen matt nach vorn ..
Dass in das dickicht nun der schlummer käm!..
Da bricht durch wirres grau ein blinken scheu
Und neue helle kommt aus dämmerung.
Ein anger dehnt auf einem felsensprung
Weithin .. nur zieht durch der violen streu
Die reihe schlanker stämme · speer an speer ·
Von silber flimmert das gewölbte blau ·
Ein feuchter wind erhebt sich duftend lau ...
Es fallen blüten auf ein offen meer.
LANDSCHAFT II
Lebt dir noch einmal · Liebe · der oktober
Und unser irrgang unsre frohe haft
Wie wir durch laubes lohenden zinnober
Und schwarzer fichten grünmetallnen schaft
Den und den baum besuchten · stumme gäste ·
Getrennten gangs in liebevollem zwist
Und jedes heimlich horchte im geäste
Dem sang von einem traum der noch nicht ist –
Erst eines baches hüpfendes gekicher
Uns in der tiefe noch als führer galt
Der uns enteilte leiser dämmerlicher
Bis uns sein schluchzen unbemerkt verhallt
Und diese wandrung uns so sehr entzückte
Dass uns der weg – dass uns das licht verliess
Und dann ein kind das spät noch beeren pflückte
Uns durch gestrüpp die rechte richtung wies:
Wir auf dem mürben und verhangnen steige
Uns vorwärts bahnten tastend und gemach
Und endlich durch die immer lichtern zweige
Das tal sich offen tat mit fernem dach –
Die arme schlingend um die moosige schwiele
Wir abschied nahmen von dem lezten stamm ...
Dann gings durch blumen hin zum schönen ziele
Und luft und land in lautrem golde schwamm.
LANDSCHAFT III
Dies ist der hüttenraum wo durch die lücke
Wandernd von bleichen firnen her ein schwacher
Mondschein der dämmerung gleitet – wo ich wacher
Mich tief herab auf deinen schlummer bücke.
Durch steile pfade an granitnen klötzen
Mir war durch weit entrollte wiesenplane
Dein auge zauberblauer enziane
Und deiner wange flaumiges weiss ergötzen.
Durch lange steige in zerhöhlten runnen
Wo wir uns aufwärts halfen mit dem stabe
War mir dein reiner odem eine labe
Mehr als im schwülen mittag kühler brunnen.
Du wirst geweckt vom gruss der morgenlüfte
Dich wieder wenden zu dem fruchtgelände.
Der stumme abschied schattet auf die wände ..
Ich muss allein nun fürder durch die klüfte.
In einer enge von verbliebnem eise
Vorüber an verschneiten felsenstöcken
Gelang ich zu den drohenden riesenblöcken
Wo starre wasser stehn im öden gleise.
Schon sausen winde in den lezten arven ·
Der aufstieg im geröll wird rauher wüster ..
Wo jede wegspur sich verliert im düster
Summen des abgrunds dunkle harfen.
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